Dietfurt
"Es ist einfach die Neugier, wie es früher war"

27.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:45 Uhr

Dietfurt (khr) Franz Kerschensteiner fühlt sich - wie er in Interview mit unserer Zeitung berichtet - seiner Heimatstadt Dietfurt sehr verpflichtet und bekennt: "Seit rund 50 Jahren beschäftige ich mich schon intensiv mit der Geschichtsforschung für Dietfurt.

" Dies bereitet dem 77-Jährigen viel Freude. Nach seiner Grundschulzeit an der Dietfurter Volksschule besuchte er das Gymnasium in Neumarkt, wo er täglich mit der Eisenbahn hinfuhr. Nach dem Abitur studierte er Lehramt an der Universität in Eichstätt. Sein erstes Werk, das sich mit Forschungen zur Sieben-Täler-Stadt beschäftigte, war seine Zulassungsarbeit. Das Thema lautete: "Bau- und Ausstattungsgeschichte der Pfarrkirche von Dietfurt".

"Dazu war in den 1960er-Jahren noch kaum etwas da", so Kerschensteiner. Also verbrachte er viele Wochen im Pfarrarchiv, wälzte alte Rechnungsbücher und Unterlagen und fand Spannendes heraus, etwa, welche Handwerker und Künstler am Bau der Kirche beteiligt waren. "Ich musste schon in die Arbeit hineinwachsen, wenn es zum Beispiel um das Lesen und Entziffern alter Schriften ging", verrät er.

Später wurde Kerschensteiner offiziell als Heimatpfleger der Stadt eingesetzt und blühte in dieser Arbeit auf. Diverse Kirchenführer, etwa für Dietfurt und Griesstetten, stammen aus seiner Feder. Es folgte die Chronik über das Franziskanerkloster anlässlich des 350. Jubiläums. "Es ist wichtig, zuverlässige Quellen zu haben", erklärt er. Außerdem widmete er sich der Pfarrchronik von Dietfurt und schrieb Festschriften wie die der Dietfurter Feuerwehr. In zahlreichen Vorträgen gewährt der Heimatpfleger spannende Einblicke. Ein großes Hobby ist für ihn die Forschung an den Flur- und Kleindenkmälern. Dazu zählen unter anderem Feldkreuze, Bildstöcke oder auch Schwallanlagen in der Laber. Hierfür begibt er sich mit Auto, Fahrrad oder per pedes auf die Suche, um zu entdecken und zu dokumentieren, was noch vorhanden ist. Kerschensteiner nimmt den Bestand auf, fotografiert, katalogisiert und trägt sämtliche Informationen geflissentlich auf seinem Computer zusammen. Rund 300 Kleinode in der Großgemeinde Dietfurt hat er genauestens beschrieben, mit Fotos versehen, hat historische Abbildungen aufgehoben und ist den Geschichten ihrer Entstehung nachgegangen. "Es sind schon ein paar Hundert", erzählt er.

Um Forschung intensiv zu betreiben, hat er zahlreiche Archive wie die Diözesanarchive Regensburg und Eichstätt oder das Staatsarchiv in Amberg besucht und so Informationen über die Sieben-Täler-Stadt und die Gemeinde aus Urkunden, alten Büchern und Schriften sowie Fotografien zusammengetragen. "Auch im 19. Jahrhundert hat es verdiente Geschichtsschreiber gegeben, die sich unserem Städtchen widmeten, wie etwa Pfarrer Götz", sagt er. Akribisch widmet sich Kerschensteiner kleinen Details und das mit größter Leidenschaft: "Es ist einfach die Neugier, wie es früher war: Dietfurt - eine Stadt verändert ihr Gesicht. " Die große Chronik über die Stadt Dietfurt hat er anlässlich der 650-Jahr-Feier erstellt.

Immer hat er ein offenes Ohr, wenn Vereine oder Privatleute in Forschungen stecken und Unterstützung benötigen. Viel erfahren hat Kerschensteiner auch von Zeitzeugen, die ihm Spannendes zur Dietfurter Geschichte und dem Leben in der Sieben-Täler-Stadt erzählten. Ab und an wurden ihm auch Nachlässe, Fotos, Bilder, handschriftliche Aufzeichnungen und Unterlagen von Bürgern übergeben, da sie wussten, dass das Material bei Kerschensteiner in den besten Händen ist. Doch der neue Dietfurter Ehrenbrüger beteuert bescheiden, dass er all seine Forschungen, die er anstellt und der Stadt zukommen lässt, nie für sich selbst mache, sondern stets nur für seine Heimat.