Dietfurt
Erinnerungen an ein tragisches Unglück

Stadlbauer-Marterl am Hallenhausener Berg in Teamarbeit renoviert und am alten Standort aufgestellt

11.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:22 Uhr
An einen tragischen Unglücksfall am ehemaligen steilen Weg von Hallenhausen ins Tal erinnert das Bild, das Künstlerin Ute Mühlbauer für das Marterl gemalt hat. −Foto: GTZ|Götz, Rosmarie, Dietfurt, Götz, Rosmarie, Dietfurt

Dietfurt (DK) In unermüdlicher Sorge um die Kleindenkmäler in Dietfurts Fluren ist Ehrenbürger und Heimatpfleger Franz Kerschensteiner.

Nun ist es ihm erneut gelungen, die Wiederherstellung eines Marterls zu bewerkstelligen. An der ehemaligen Straße, die bis in die 1960er Jahre das Altmühltal mit der Ortschaft Hallenhausen verband, stand es auf der Talseite des alten Weges, wo es nun nach der Instandsetzung auch wieder aufgerichtet wurde.

In Kerschensteiners umfangreicher Dokumentation der Dietfurter Kleindenkmäler ist es mit einem Foto aus dem Jahr 2009 als verwitterte Kalksteinsäule ohne Inschrift und weitere Angaben zu finden. Auf seine Recherchen hin erfuhr der Heimatpfleger von Konrad Tratz, dass das Kleindenkmal zum Anwesen von Martin Mosandl gehört, das in Arnsdorf unter dem Hausnamen Stadlbauer bekannt ist.

Auch war noch in Erinnerung, dass es einem tödlich Verunglückten aus diesem Anwesen galt. Nur noch der Stein als mahnende Säule war übrig geblieben, eine Inschrift nicht mehr vorhanden. Abgebrochen und verschwunden war auch das Kreuz, das auf dem Stein angebracht war.

Erinnern an die Bildtafel am Marterl konnte sich auch der benachbarte Waldbesitzer Xaver Schneeberger. Demnach war ein Unglücksfall mit einem Holzfuhrwerk auf der Bildtafel dargestellt. Nach diesen Recherchen setzte der Heimatpfleger, der gut vernetzt ist, den Erneuerungsprozess in Gang und motivierte ein ganzes Team zur Unterstützung.

Im Bischöflichen Zentralarchiv forschte Anton Zacherl, der Besitzer des Wagnereimuseums, und fand die zugehörigen Daten aus den Pfarrmatrikeln der Pfarrei Altmühlmünster, zu der auch die Katholiken in Arnsdorf gehörten.

Joseph Mosandl hieß der Verunglückte, der seinem Stand nach als "Jüngling, Bauerssohn, katholisch" in das Register eingetragen war. Arnsdorf gehörte damals zum Bezirksamt Beilngries/Riedenburg, wie weiter vermerkt war. Durch einen Sturz vom Wagen war der junge Mann im Alter von 17 Jahren und zehn Monaten tödlich verletzt worden, hatte Pfarrer Stail aus Altmühlmünster als Todesursache eingetragen. An einem Wintertag, dem 13. Januar 1882, um neun Uhr morgens war das schwere Unglück auf dem Weg von Arnsdorf nach Griesstetten passiert. Nach damaligem Brauch fand die Beerdigung am 15. Januar um elf Uhr mittags auf dem Friedhof in Altmühlmünster statt, wurde ebenfalls den Akten entnommen.

Im Laufe des vergangenen Jahres und der vergangenen Monate schlossen sich dann die handwerklichen und künstlerischen Arbeiten zur Restaurierung des Marterls an. Von Anton Zacherl wurde Rudolf Daubner als "Profi-Sondengänger" gewonnen. Mit Einsatz einer Metallsonde konnte er das Kreuz und die schwer verrostete, nicht mehr brauchbare Tafel in der Erde orten.

30 Zentimeter tief hatte die Humusschicht des Waldbodens beides verborgen, bevor es wieder ans Tageslicht befördert werden konnte. Josef Tratz und Josef Wittl reinigten das Kruzifix aus Gusseisen mit dem Sandstrahlgerät von unansehnlichen Belägen, Schadhaftes wurde geschweißt. Mit gutem Gespür für Althergebrachtes widmete sich Hubert Bayerschmidt weiteren Feinarbeiten zur Restaurierung des Kreuzes, das er wieder in den Stein eingoss. Sein handwerkliches Geschick stellte Georg Stampfer bei den Spengler- und Kupferschmiedearbeiten der Tafel unter Beweis. An den notwendigen Erdarbeiten beim erneuten Festrammen des Steins brachte sich Wilfried Bunzel tatkräftig mit ein. Das Malen des Bildes wurde der bewährten Künstlerhand von Ute Mühlbauer überlassen.

Von einer Darstellung in der Wallfahrtskirche Maria Vesperbild ließ sich die Malerin inspirieren, bevor sie ans Werk ging und mit Acrylfarbe das schlimme Unglück vom Wintermorgen des Jahres 1882 in Szene setzte. Mit Schutzlack wetterfest gemacht wurde das Bild dann von der Malerin, die sich schon in mehreren gelungenen Darstellungen an Marterln im Dietfurter Raum verewigt hat. Zum erfolgreichen Abschluss aller Arbeiten freute sich der Heimatpfleger, dass auch diese langwierige Sanierung gelungen war. Von allen seinen derartigen Aktionen an Bildstöcken und Marterln habe sie sich mit einer Dauer von zehn Jahren am längsten hingezogen, meinte Kerschensteiner. In christlichem Gedenken sprachen die versammelten Akteure beim erneuerten Marterl ein gemeinsames Vaterunser für die ewige Ruhe des Gestorbenen.

Martin Mosandl vom Anwesen, aus dem der tragisch Verunglückte gestammt hatte, bedankte sich beim ganzen Team mit einer kräftigen Brotzeit.

Rosmarie Götz