Dietfurt
Frauenbesuch bei den Diplomaten

Dietfurter Männerwelt feiert nach altem Brauch mit Büttenreden und Musik Kaiser mit Garde zu Gast

29.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:16 Uhr

Zu Ehrendiplomaten ernannt wurden Helmut Baumer und Erich Prock (oben, 3. und 4. v. l.). Die Chinadiplomaten verbrachten einen gelungenen Herrenabend mit vielen Redebeiträgen. Einer der Büttenredner war Christian Linz. - Fotos: Franz Stephan

Dietfurt (rfs) Zum 55. Mal hat sich die Dietfurter Männerwelt zur Diplomatensitzung getroffen. Nach alter Faschingstradition wird zu diesem Treffen, das exakt eine Woche vor dem Unsinnigen gefeiert wird, nur Herren in Frack und mit Zylinder Einlass gewährt. Büttenreden bestimmen den Abend.

Auch heuer war der Saal des Wirtshauses brechend voll, als Alfred Haselbauer als Präsident der Dietfurter Chinesen mit Namen Ha-Nu-Se pünktlich um 19.45 Uhr in die "heiligen Hallen" einzog. Unter der stimmgewaltigen Anleitung von Kulturattaché Karl-Heinz-Bauer begrüßten die Diplomaten den Präsidenten mit den Oberdiplomaten Christian Linz, Andreas Werner und Helmut Baumer. Die Hymne der Dietfurter Chinesen, gemeinsam und aus voller Kehle gesungen, brachte die Herren in Stimmung. Im Mittelpunkt des Abends stand natürlich auch bei den Diplomaten Manfred Koller als neuer Kaiser Fu-Gao-Di. Präsident Haselbauer zeigte sich hoch erfreut, dass sich doch wieder ein Regent für Bayerisch-China gefunden habe.

Der Präsident betrat als erster die Bütt, die in Dietfurt die Gestalt des Chinesenbrunnens hat. Er umschrieb in humorvollen Worten das Geschehen des vergangenen Jahres. Unter anderem nahm er den Stadtrat auf die Schippe und die Windkraft, die ein ganzes Dorf entzweie, das Stadtcafé und die Hochwasserproblematik, die "Sau-Parkerei" in der Innenstadt und die "Innenstadtruinen". Die 600-Jahrfeier von Dietfurt und die Bemühungen von Organisator Johann Dietz kommentierte Präsident Ha-Nu-Se mit den Worten: "Der Dietz Hans bringt alles durcheinander."

Nach dem Essen brachte dann doch das weibliche Geschlecht Schwung in die Bude. Der neue Kaiser machte den China-Diplomaten seine erste Aufwartung und hatte die Garde für einen Tanz mitgebracht. Fu-Gao-Di lud alle Diplomaten ein, bis zum Unsinnigen Donnertag durchzuhalten und diesen durch stimmungsvolle Beiträge zu bereichern. Auch die KAB-Damen erschienen spontan bei den Diplomaten und zeigten ihren Schautanz. Ebenso begeisterte eine Stepptanzeinlage von Manfred Fritz und Andreas Werner. Richard Stoll philosophierte in der Bütt über das Geschehen in Dietfurt und der Welt. Andreas Werner, Erwin Pöringer und Karlheinz Egert glänzten mit gesungenen Reimen zu Dietfurter Geschehnissen und Persönlichkeiten. Wo ist er denn hergekommen, der "laufende Hund", wurde gefragt. Der Tourismus und die leer stehenden Häuser in der Innenstadt waren ebenfalls Themen, denn gerade eine mit Balken gestützte Scheune am Ortsausgang behindere die Fertigstellung der Stadtgestaltung.

Zwischen den Wortbeiträgen sang der diplomatische Männerchor immer wieder alte Lieder, aber auch die von Stefan Graf und Stefan Röll geschaffene neue Kaiserhymne. Christian Linz kommentierte Schlagzeilen, die er selbst auf großen Plakaten mitgebracht hatte. Gerade die 600-Jahr-Feier hatte es ihm angetan, die von einem "Auswärtigen" aus einem Dietfurter Ortsteil organisiert werde.

Zu später Stunde bestieg nochmals der Präsident den "Brunnen", um langjährige Diplomaten zu Ehrendiplomaten zu ernennen. Für besonderes Engagement zur Pflege der humorvollen Diplomatenkultur und für die ständige Treue zur Tradition des Chinesen-Faschings wurden Erich Prock und Helmut Baumer zu Ehrendiplomaten ernannt und mit den höchsten Orden ausgezeichnet.

Eine lange Nacht folgte, die für viele Diplomaten erst am frühen Morgen zu Ende war. Für die ganz Harten ging es noch zur Straßenpflasterbesichtigung, zum Chinesenbrunnen und zu guter Letzt zum Bäcker und Metzger, um sich mit frischen Brezen und Weißwürsten zu stärken.