Die
Zwischen Sauna und Traumfabrik

09.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr

Vier Geschichten dieses Challenge: Der Rednitzhembacher Felix Weiß führt in der Wechselzone und zu Beginn des Radfahrens - wenn auch nur kurz - als erster Landkreisstarter überhaupt das Challenge-Rennen an. Der Stimmungshöhepunkt für die meisten Athleten des Wettkampfs ist der Solarer Berg in Hilpoltstein. Neu ist dagegen in Roth die Brückenüberquerung auf der Laufstrecke. Glücklich im Ziel ist Theresa Wild vom La Carrera TriTeam Rothsee, die in 10:13 Stunden den 14. Gesamtrang im Frauenfeld erreicht. - Fotos: Kofer, Meyer, Münch (2)

Die "Triathlon-Traumfabrik Roth", wie Challenge-Veranstalter Felix Walchshöfer seinen Wettkampf gerne bewirbt, hat auch gestern viele Träume erfüllt. Nur nicht die, auf die das Publikum gewartet hatte. Kein deutsches Duell um den Sieg und kein Weltrekord bei den Frauen.

Stattdessen hat der Triathlon-Landkreis Roth den ersten belgischen Sieger seit dem Rekordrennen des legendären Luc van Lierde im Jahr 1997 erlebt. 20 Jahre später verfehlte der gestrige Sieger Bart Aernouts die einstige Fabelzeit von 7:50:27 Stunden allerdings deutlich (7:59:07). Vom aktuellen Weltrekord, mit dem Jan Frodeno im vergangenen Jahr in Roth die Massen verzückte (7:35:39), ganz zu schweigen.

Auch für die Schweizerin Daniela Ryf blieb der Weltrekord gestern außer Reichweite. In 8:40:03 Stunden schaffte sie zwar in einem einsamen Rennen im Frau-enfeld die erfolgreiche Titelverteidigung. Doch mit 18 Minuten mehr als im vergangenen Jahr scheiterte der Rekordversuch deutlich. Sicher beigetragen zu dieser Verspätung hat das Wetter. Starker Wind auf der Radstrecke und die schwülwarme Hitze machten vielen Athleten zu schaffen.

Offen bleibt, welche Auswirkungen die neue Laufstrecke zwischen der Rother Lände und Büchenbach auf die Rennzeiten hat. Dass der schnelle Brite Joe Skipper, der wie im Vorjahr Zweiter wurde, heuer acht Minuten länger für den Marathon brauchte, ist ein Indiz, aber kein Beweis. Weltrekordmann Jan Frodeno hat allerdings auch seine Zweifel, dass die neue Laufstrecke den Challenge schneller macht. Während er die Schotterstrecke am Kanal als angenehm empfunden habe, würden die Kopfsteinpflasterabschnitte in Roth viel Kraft kosten. Und es fehlt eine erfrischende Brise am Kanal. "In der Innenstadt hat man das Gefühl, wie in der Sauna eingesperrt zu sein", sagte Frodeno im Livestream des Bayerischen Fernsehens.

Trotz des schwülwarmen Wetters ging wenigstens Walchshöfers größter Wunsch in Erfüllung, dass alle Athleten weitgehend gesund den Wettkampf überstanden. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als ein Schwimmer aus dem Staffelwettbewerb starb, gab es gestern "keine dramatischen Einsätze", wie Michael Hayko von der Integrierten Leitstelle Mittelfranken-Süd in seiner Zwischenbilanz am Nachmittag sagte. Auf der Radstrecke ging es aber nicht ohne Stürze ab. So erwischte es den in Führung liegenden Nils Frommhold, der sich bei einem Überholmanöver nahe Pierheim im Lenker einer Teilnehmerin verhakte. Am Ende lagen beide auf dem Asphalt und Siegfavorit Frommhold musste das Rennen mit einem gebrochenen Lenker aufgeben.

Eine positive Zwischenbilanz zog die Rother Polizei, die bis in den Nachmittag hinein keinen schweren Unfall beim Challenge registrierte. Auch das befürchtete Verkehrschaos in Roth wegen der neuen Laufstrecke sei ausgeblieben. "Der Umleitungsverkehr läuft", teilte Dienststellenleiter Andre Sewald mit. "Auch wenn viele die Nase rümpfen, dass sie nicht durch die Stadt kommen."

Vergleichsweise locker durch die Kreisstadt gekommen sind die Triathlonfans. Viele Plätze auf den Biergartengarnituren oder entlang der Absperrgitter blieben wohl auch wegen der Hitze leer. Einige Organisatoren der neuen Stimmungsnester wie etwa bei der SpVgg Roth oder im neuen Challenge-Ort Büchenbach zeigten sich aber durchaus zufrieden - auch wenn der ganz große Ansturm sichtlich ausgeblieben war. Gut möglich, dass sich die Zuschauer wegen der zahlreichen Stimmungsnester einfach stärker verteilten als früher.

Durchwachsen ist derweil die Lage entlang der Radstrecke im südlichen Landkreis Roth. Während das Stimmungsnest in Thalmässing kaum noch Zuschauer anlockt, kann sich der Gredinger Kalvarienberg weiter gut behaupten. Die Stadt Hilpoltstein braucht schließlich einen neuen Werbespruch. Denn "La Ola del Solar" ist abgeebbt. An dem berühmten Anstieg machen die Zuschauer so gut wie keine Welle mehr für die Athleten. Stattdessen bestimmen die Klatschstangen der Sponsoren das Bild. Trotzdem bleibt der Solarer Berg einer der wichtigsten Motoren für die "Triathlon-Traumfabrik".