Düsseldorf
Zwei Millionen Streiktage

Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland so viele Arbeitskämpfe, wie lange nicht mehr

03.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:07 Uhr

Düsseldorf (AFP) Streiks der Erzieher und der Postboten, der Lokführer und Lufthansa-Piloten: Im vergangenen Jahr ist in Deutschland ungewöhnlich häufig und lange gestreikt worden. Mit rund zwei Millionen Streiktagen stieg das Arbeitskampfvolumen im Vergleich zum Vorjahr 2014 um mehr als die Fünffache (392 000 Streiktage), wie aus der Jahresbilanz des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht.

Die Experten sprechen aber von Zufall.

Mit allein 1,5 Millionen Streiktagen schlugen vor allem die zwei verbissen geführten Großstreiks bei der Deutschen Post und im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zu Buche. Hinzu kamen nach Angaben der Experten der Hans-Böckler-Stiftung noch eine breite Warnstreikwelle in der bundesdeutschen Metall- und Elektroindustrie sowie Arbeitskämpfe bei der Deutschen Bahn und bei der Lufthansa. Trends ließen sich aus der Jahresbilanz nicht herauslesen, erklärte Heiner Dribbusch vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut gestern in Düsseldorf. "Dass die Konflikte im Jahr 2015 zusammentrafen, war weitgehend zufällig." Für das laufende Jahr kündigten sich bislang keine vergleichbaren längeren Großstreiks an.

Im internationalen Vergleich sei das Streikvolumen in Deutschland weiterhin gering, ergänzte das vom DGB getragene Institut. In den vergangenen zehn Jahren habe es einschließlich der Werte für 2015 im Schnitt nur 20 streikbedingte Ausfalltage pro 1000 Beschäftigte gegeben. In Frankreich waren es demnach zwischen 2005 und 2014 im Jahresmittel hingegen 132, in Dänemark 124, in Finnland 71 und in Spanien ohne die großen Generalstreiks der vergangenen Jahre 63. Zahlen für 2015 lagen aus dem Ausland noch nicht vor.