Zwei Hochhäuser mit Symbolwert

23.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:32 Uhr

Balkone als Kältebrücken: Rote Flächen zeigen, wo das Haus nicht gedämmt ist und Wärme austritt. Solche Schwachstellen deckt das Foto der Wärmebildkamera (oben) auf. - Fotos: oh

Ingolstadt (DK) Manfred Schulz könnte über den Dingen schweben. Aus seiner Penthouse-Wohnung im 14. Stock des Hochhauses an der Goethestraße scheinen alle Probleme des Viertels weit weg zu sein. Aber als Sprecher der Eigentümergemeinschaft setzt Schulz sich aktiv für die Renovierung ein.

Der Zustand der beiden Hochhäuser Goethestraße 140 und 142 hat Signalwirkung für das Konradviertel und das soeben angelaufene Förderprogramm Soziale Stadt. Wenn hier eine Modernisierung gelingt, erhoffen sich die Planer davon Schubkraft für das ganze Projekt im Nordosten. Die Hochhäuser sind schon von der Autobahn aus zu sehen, sie bilden zwei markante Punkte am Stadteingang. Die Gebäudesubstanz aus dem Anfang der sechziger Jahre ist nahezu unverändert.

"Große Chance"

"Wenn wir das jetzt nicht machen, vergeben wir eine große Chance", glaubt Manfred Schulz, der die Interessen der 82 Wohnungseigentümer von Goethestraße 142 vertritt. Im Zwillingsturm mit der Hausnummer 140 sind es 84 Wohnungen. Die große Zahl verschiedener Wohnungseigentümer ist auch der Grund, weshalb es großer Anstrengungen bedurfte, die längst fällige Renovierung anzugehen.

Wie Schulz erklärt, ist es bei der jüngsten Eigentümerversammlung gelungen, alle Beteiligten von Hausnummer 142 unter einen Hut zu bringen. Alle seien mit der Sanierung einverstanden gewesen. "Die Einsicht ist da", sagt der Sprecher, "für Einzelne wird es aber schwierig, die Mittel aufzubringen." 40 Prozent der Eigentümer wohnen selber hier, die anderen haben ihre Wohnungen vermietet.

"Wir wissen, dass es notwendig ist, hier etwas zu machen", kennt Schulz den Zustand der etwa 45 Jahre alten Hochhäuser. Er selbst lebt bereits seit 20 Jahren in seiner großzügigen Penthouse-Wohnung mit dem traumhaften Blick über Ingolstadt. "Am Erscheinungsbild der Gebäude hat sich praktisch nichts geändert." Deshalb gebe es jetzt Überlegungen, auch die Fassaden der Gebäude neu zu gestalten. In welcher Form, das sei aber bislang noch nicht beschlossen, so Schulz.

Nach seinen Angaben müssen die Eigentümer im nächsten Jahr mit einer Sonderumlage von rund 50 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche rechnen. Siegfried Bauer vom Stadtplanungsamt beziffert die gesamten Sanierungskosten pro Hochhaus auf 1,1 Millionen Euro. Aus dem Programm Soziale Stadt kommen voraussichtlich von Stadt und Staat 300 000 Euro, ein weiterer Zuschuss von 60 000 bis 70 000 Euro ist von der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau wegen des höheren Energiestandards zu erwarten. Hinzu kommen Rücklagen, die von den Eigentümern bereits gebildet wurden.

Höherer Wohnwert

Laut Berechnung des Büros Geko (Gesellschaft für Energie- und Kostenoptimierung) können durch die geplante Außenwanddämmung der Hochhäuser 35 Prozent der Heizenergie gespart werden. Weitere 7 Prozent Ersparnis sind durch die Dämmung des Flachdachs und der Kellerdecke möglich. Das entspricht insgesamt 32 500 Kubikmetern Erdgas pro Jahr. "Dadurch", so Stadtplaner Bauer, "steigt auch der Wiederverkaufswert der Wohnungen."