Ingolstadt
Zwei Euro als schwarze Null

Die Pro-Kopf-Verschuldung der Ingolstädter Bürger sinkt heuer auf einen Tiefstand

30.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:37 Uhr
Mit einem Zwickel in der Kreide: Statistisch soll jeder Ingolstädter Bürger nur noch zwei Euro kommunale Schulden haben. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Das Jahr 2018 wird für die Bürger Ingolstadts ein ganz besonderes, ohne dass die meisten wohl etwas davon bemerken. Erstmals seit vielen Jahren ist die Stadt praktisch schuldenfrei. Statistisch steht jeder Ingolstädter jetzt noch mit ganzen zwei Euro in der Kreide.

Dass im kommunalen Haushalt seit Langem keine neuen Kredite mehr aufgenommen werden müssen, ist vor allem den üppig fließenden Gewerbesteuereinnahmen zu verdanken. Die Stadt war zeitweise sogar in der glücklichen Lage, viele Millionen auf die hohe Kante zu legen, um für die kommenden Investitionen gerüstet zu sein. Gleichzeitig wurden nach und nach alte Schulden getilgt, sodass in der Finanzplanung Franz Fleckingers - seit 2017 zuständiger Stadtreferent - im laufenden Jahr nur noch ein statistischer Rest von zwei Euro pro Mann und Frau übrig bleibt. Ingolstadt dürfte damit wesentlich besser dastehen als die meisten vergleichbaren Städte in Bayern. Laut Landesamt für Statistik waren jedenfalls bis zum Jahr 2015 die Städte mit 100 000 bis 200 000 Einwohnern durchschnittlich mehr als 1000 Euro pro Kopf höher verschuldet als die Schanz.

Finanzchef Fleckinger weiß aber um die zweifelhafte Aussagekraft solcher Vergleiche, "da seit der Reform des gemeindlichen Unternehmensrechts Kommunen viele Aufgaben außerhalb der allgemeinen Verwaltung" erfüllen würden, wie es in seinem Finanzbericht heißt. "Durch die städtischen Beteiligungsunternehmen werden verschiedene hoheitliche Aufgaben wahrgenommen", so der Referent.

Gerade Ingolstadt ist ja ein Beispiel dafür, dass die reihenweise Gründung neuer Tochtergesellschaften - meist in Form einer GmbH - die Übersicht für die politischen Aufsichtsgremien eher erschwert, geschweige denn für die interessierten Normalbürger. So teilen sich zum Beispiel den öffentlichen Bausektor inzwischen das städtische Baureferat, die Wirtschaftsförderer von der IFG und die noch junge INKo Bau (Ingolstädter Kommunalbauten GmbH & Co. KG), beim Thema Wohnen kommt noch die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft dazu.

Zu welchen fatalen Verwerfungen ein undurchschaubares Geflecht von Einzel- und Untergesellschaften im Extremfall führen kann, hat der Klinikumsskandal gezeigt. Selbst fachlich versierte Aufsichtsräte aus den Fraktionen waren irgendwann wohl nicht mehr imstande, zweifelhafte Geschäftspraktiken zu erkennen.

Was die öffentliche Verschuldung angeht, stellt sich die Lage bei den stark investierenden Stadttöchtern völlig anders dar als im regulären Haushalt des Kämmerers. So finanziert etwa die IFG ihre Bautätigkeit zu einem großen Teil mit Krediten. Laut Beteiligungsbericht lag der Schuldenstand Ende 2016 bei 328 Millionen Euro. Während von Oppositionsseite immer wieder Kritik an der hohen Verschuldung laut wird, rechtfertigte die Stadtführung diese Geschäftspolitik als "rentierliche Schulden", da Zins und Tilgung aus regelmäßigen festen Einnahmen gedeckt werden.