Thalmässing
"Jesus, wir gehen mit dir"

Kinderkreuzweg lässt junge Gläubige Lehren aus der Passionsgeschichte für das eigene Leben erkennen

30.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:37 Uhr
Sie treten aus der Menge heraus, um mutig ein Vorbild zu sein: Eltern und Kinder beim Kinderkreuzweg in der Kirche St. Peter und Paul in Thalmässing. Die Traditionsveranstaltung an Karfreitag setzt stark auf die Interpretation der Leidensgeschichte Jesu. −Foto: Luff

Thalmässing (HK) An Karfreitag gedenken die Christen des Leidens und Sterbens Jesu. Gerade für Kinder ist die Geschichte der Kreuzigung, die doch untrennbar mit Ostern als dem Fest der Auferstehung verbunden ist, keine leichte Kost - abgemildert jedoch beim Kreuzweg für Kinder.

Einen solchen bietet die katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul seit vielen Jahren an, Kinder verschiedener Altersgruppen und ihre Eltern sind eingeladen, sich mit der Passion zu beschäftigen. Diesmal setzt die Gemeindereferentin Marina Seidl im Bunker weniger auf Symbolik und Mitmachaktionen, sondern vor allem auf die Kraft des Wortes - und die Musik, die ihr Mann Hans Seidl an der Gitarre anstimmt.

"Jesus, wir gehen mit dir" heißt der Titel des Liedes, das die heute eher kleine Gruppe mit elf Kindern wieder und wieder singt. An jeder einzelnen der sechs Stationen des Leidenswegs und auch schon vorab: "Das singen wir jetzt so oft, bis es sitzt", sagt Hans Seidl lächelnd zu Beginn der Andacht. Die Zeilen lassen sich allerdings leicht merken, so dass der Kreuzweg alsbald beginnen kann.

"Auch heute noch gibt es viele Menschen, deren Hoffnung auf ein gutes Leben durchkreuzt wird", sagt der Kaplan Paul Raj Thaveethu und gibt damit die Richtung vor: Denn die junge Gemeinde folgt bei dieser Andachtsübung nicht nur den historischen Stationen des Weges, sie transferiert die Lehren des Geschehenen in die heutige Zeit - auf den Schulhof, in den Freundeskreis, in die Familie. Und - wohl weil der Kaplan diesmal dabei ist - auch immer wieder in dessen Heimatland Indien.

"Wie kommt es, dass jemand, der zu allen gut war, nun plötzlich zum Verbrecher gemacht wird?", fragt eines der Kinder. Eine gute Frage. Deren Antwort in den damaligen politischen Verhältnissen begründet liegt, wie Marina Seidl erklärt. Die Herrschenden wollten einen möglichen Aufstand im Keim ersticken, weshalb sie den Rädelsführer töteten. "Auch heute noch werden Menschen verfolgt und getötet, weil sie aufdecken, wie ungerecht die Mächtigen handeln", sagt sie. Um schweigend an diejenigen zu denken, die mundtot gemacht werden, halten sich alle im Bunker selbst den Mund zu.

Einzelne schweigen nicht, können als Vorbild dienen. Wie Simon von Cyrene, der aus der Menge der Gaffer heraustrat, um Jesus ein Stück des Weges den schweren Kreuzbalken abzunehmen. Auch heute noch gebe es mutige Menschen, die heraustreten und ihre Stimme erheben, sagt Seidl und nennt die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai. Mit der erhobenen rechten Hand treten Eltern und Kinder hervor, um zu unterstreichen, dass sie aus der Menge hervortreten wollen, um Vorbild zu sein. Es lassen sich also viele Lehren ziehen aus der mehr als 2000 Jahre alten Geschichte. So interpretiert gibt die Passion selbst neuen Mut fürs Leben. Nicht erst die Auferstehung an Ostern.