Ingolstadt
Zusammen sind sie weniger allein

07.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:11 Uhr

Gemeinsam kochen und essen – einer der Vorzüge des WG-Lebens, gerade im hohen Alter. In den neuen Wohngemeinschaften werden Demenzkranke von professionellen Betreuern in ihrem Alltagsleben rund um die Uhr unterstützt. - Foto: Colourbox

Ingolstadt (DK) Für Demenzkranke gibt es ab dem nächsten Jahr eine völlig neue Möglichkeit des Wohnens: Die Ingenium-Stiftung baut ein Haus, in dem die Betroffenen in Appartments und Wohngemeinschaften ein selbstbestimmtes Leben führen können, dabei aber gleichzeitig professionell betreut werden.

Das Haus entsteht westlich des Westparks, der erste Spatenstich wird im Frühjahr sein. Wie Winfried Teschauer, der stellvertretende Vorsitzende und wissenschaftliche Leiter der Ingenium Stiftung, erklärt, ist es für Menschen gedacht, die an Demenz leiden und deshalb nicht mehr allein in ihrer Wohnung leben können, aber auch nicht in ein Pflegeheim mit festen Strukturen ziehen möchten.
 

660 Quadratmeter groß soll das Gebäude werden, aufgeteilt in zwei Bereiche. So wird das Erdgeschoss aus zwei Wohngemeinschaften bestehen, in denen jeweils acht Menschen zusammenleben, die – wie bei jeder anderen WG auch – einen Mietvertrag abgeschlossen haben. Betreut werden sie von einem Pflegedienst, der sich "als Gast", wie Teschauer sagt, 24 Stunden um sie kümmert. Welchen Dienst sie engagieren wollen, entscheiden die Bewohner der jeweiligen Gruppe oder deren Angehörige. Natürlich bietet auch die Ingenium-Stiftung an, diese Aufgabe zu übernehmen.

Das Besondere im Vergleich zu einem Heim ist, dass die Bewohner ihren Tagesablauf so strukturieren können, wie sie es gerne möchten. "Sie führen in familienähnlichen Gemeinschaften ein selbstbestimmtes Leben. Die Betreuer helfen ihnen dabei nur", sagt Teschauer. Auch ein großer Garten ist geplant, in dem sich die Senioren nicht bloß aufhalten, sondern selbst mitarbeiten können – und der sich im Sommer beispielsweise auch gut für Grillfeste eignet. "Es soll möglichst alles so sein wie zu Hause. Der Unterschied ist nur, dass die Leute nicht allein sind", so Teschauer.

Im Gegensatz zum Erdgeschoss besteht der erste Stock des Hauses aus neun eigenständigen Wohnungen und einem Gemeinschaftsraum. Die Appartements sind für Menschen geeignet, die Demenz in einem frühen Stadium haben und ihren Alltag noch selbst bewältigen können. Im erweiterten Sinne des betreuten Wohnens steht für ihre Belange aber noch in Vollzeit ein Betreuer bereit. "Wenn sich etwa jemand versehentlich aus seiner Wohnung ausgesperrt hat, ist sofort jemand zur Stelle, der hilft", nennt Teschauer ein Beispiel. Der Betreuer ist tagsüber im Einsatz, bei Bedarf später eventuell auch nachts. "Da müssen wir einfach mal sehen, wie sich alles entwickelt", meint Teschauer.

Drei Millionen Euro wird der Bau des Hauses insgesamt kosten. Bezugsfertig, so der Plan, ist es dann Mitte 2012.