Ehekirchen (SZ) Tomas Ruhland sagt's frei nach der Kölner Kultband "Höhner". "Wenn nicht jetzt, wann dann?", so seine spontane Antwort auf die Frage, weshalb er denn mit sofortiger Wirkung den Verein wechselt - weg vom SV Grasheim, hin zum FC Ehekirchen in die Fußball-Bezirksliga Schwaben Nord.
Viele weitere Chancen, höherklassig zwischen den Pfosten stehen zu dürfen, werde er mit seinen mittlerweile 30 Jahren auf dem Buckel wohl nicht mehr erhalten - darüber ist sich der Keeper absolut im Klaren. Und Ruhland machte sich schon seit Längerem viele Gedanken über seine sportliche Zukunft. Die Zusage jetzt bei den Schwarzweißen - sie war alles andere als eine Hauruckaktion von ihm.
Bereits vor einem Jahr, in der Winterpause 2016/17, war der FCE erstmals mit ihm in Kontakt getreten. Aber während einer laufenden Spielzeit den SV Grasheim zu verlassen? Nein, das kam für ihn damals noch nicht in Frage. Die Konsequenz daraus: eine Absage an die Ehekirchener - verbunden mit dem Zusatz, sich im Sommer nochmals unterhalten zu können.
"Ich weiß, dass ichmich noch um einiges verbessern kann - und ich werde vom ersten Tag an richtig Gas geben."
Tomas Ruhland
Genau das passierte vor der Saison 2017/18 tatsächlich. Bloß erneut konnte sich Ruhland, der das Fußballspielen ja einst beim SV Steingriff erlernt hatte und dort viele Jahre lang bis zur Winterpause 2014/15 aktiv gewesen war, nicht zu einer Zusage beim FCE durchringen. "Ich hatte da schließlich noch die Hoffnung, dass ich mit dem SV Grasheim in der neuen Spielzeit oben mitkicken könnte", erinnert er sich: "Von der Kameradschaft her hat es mir dort ja sowieso immer super gefallen."
Prompt bestritt der 30-Jährige seit dem August alle 16 Saisonpartien der Mösler, stand alle 1440 möglichen Minuten auf dem Platz - ohne hierbei verhindern zu können, dass der SVG erneut nur eine Nebenrolle in der Kreisklasse Neuburg einnimmt. Mehr als Tabellenrang acht ist aktuell nicht für ihn drin - mit bereits 16 Zählern Rückstand auf den Aufstiegsrelegationsplatz, aber auch mit schon 14 Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone. Reizvolle sportliche Perspektiven bis zur Sommerpause: gleich Null.
Daher geriet Ruhland wieder ins Grübeln. Eventuell doch Ehekirchen? Vielleicht doch das "Abenteuer" Bezirksliga eingehen? "Ich werde ja nicht jünger", schoss dem 30-Jährigen zudem immer wieder durch den Kopf: "Und irgendwann hätte ich es dann extrem bereut, wenn nicht zumindest einmal in meiner Karriere so ein Wagnis eingegangen wäre." Also fragte er vor Kurzem einfach mal beim FCE nach, ob immer noch Interesse an seinen Diensten bestehen würde - die Schwarzweißen nickten zustimmend, und schnell wurden sich beide Seiten über eine Zusammenarbeit bereits nach der Winterpause einig.
"Am 1. Februar steht mein erstes Freilufttraining in Ehekirchen auf dem Programm, ich freue mich schon riesig darauf", vermeldet der inzwischen in Oberstimm wohnhafte Ex-Steingriffer voller Tatendrang: "Ich weiß, dass ich mich noch um einiges verbessern kann - und ich werde vom ersten Tag an richtig Gas geben."
Die Möglichkeit, dass er im FCE-Bezirksligateam sofort zur Nummer eins aufsteigt, ist übrigens mehr als nur vorhanden. "Wer bei uns nach der Winterpause zwischen den Pfosten stehen wird, ist rein leistungsabhängig. Tomas und Mehmet Özdemir, unser bisheriger Stammkeeper, liefern sich ein komplett offenes Rennen - jeder von den Beiden bekommt seine Chance", verrät Willi Bitscher. Der 55-jährige Sandizeller arbeitet bei den Ehekirchenern ja schon seit einigen Jahren als verantwortlicher Torwarttrainer - und er sieht die Verpflichtung von Ruhland rein positiv: "Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Wenn sich zwei Keeper in einem direkten Konkurrenzkampf befinden, ist aus ihnen deutlich mehr rauszukitzeln. Also auch die allerletzten Prozente, die am Ende helfen könnten, ein Spiel eventuell sogar komplett aus dem Feuer zu reißen."
Ruhland ist allerdings nicht der einzige Winter-Neuzugang beim FCE. Zudem schloss sich Kushtrim Gabrica den Schwarzweißen an - also jener 30-jährige Mittelfeldakteur, der in der Vorrunde noch für den TSV Pöttmes die Fußballschuhe geschnürt und immerhin drei Tore in neun Kreisliga-Einsätzen erzielt hatte.
