Ingolstadt
Zum Totlachen

Hinreißender Abend mit BlöZinger in der Neuen Welt

09.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:11 Uhr
Zwischen Ernst und Komik: Roland Penzinger (links) und Robert Blöchl in der Kleinkunstbühne Neue Welt. −Foto: Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Alt werden ist nichts für Feiglinge, heißt es.

Wenn's an Sterben geht, hört der Spaß auf. Aber vielleicht verfügen ja die letzten Tage im irdischen Jammertal trotz all der trüben Aussichten auf irgendeine Art von Zukunft sogar über ein gewisses Komikpotenzial.

Vielleicht. - Bei "Bis morgen. ", dem Programm des österreichischen Duos "BlöZinger", das die Neue Welt wie so oft bei den Kabaretttagen wieder mal bis auf den letzten Platz füllt, ist das ganz gewiss so. Man kennt den Brandner Kasper und dessen Tricksereien mit dem Tod, die Herren Robert Blöchl und Roland Penzinger aber schachern nicht nur mit dem Sensenmann, sondern machen ihn sich gar zum Freund, spielen mit ihm eine letzte und viele vorletzte Partien, bevor es zum endgültigen "Schach Matt. " kommt. Wenn man dem Tod menschliche Züge verleiht, verliert er einen Teil seines Schreckens. Das wussten schon viele vor diesem hinreißenden Duo und dessen einzigartigem Programm. Aber hat man sich jemals bei diesem Thema dermaßen gut amüsiert. Und überhaupt: Kann man sich eigentlich angesichts toternster Rahmenbedingungen totlachen.

So weit kommt es letztendlich nicht, aber gekringelt hat man sich durchaus in der Neuen Welt. Die auf so unnachahmliche Weise anrührende, tragische und gleichzeitig überaus komische Geschichte des Herrn Franz im Seniorenheim und dessen Deal mit dem mit allen menschlichen Schwächen ausgestatteten Gevatter bedient sich der Ironie und des Zynismus, tiefe Traurigkeit und sprühender Witz liegen ebenso nah beieinander wie die Sehnsucht nach und die Panik vor dem Tod.

Die Schrullen, Marotten und Gebrechlichkeiten, die Wünsche und Träume derer, bei denen, so Bob Hope, "die Kerzen auf der Geburtstagstorte längst teurer sind als der Kuchen selbst", sind ein ums andere Mal Anlass zu hinreißender Komik, die dadurch noch erhöht wird, dass BlöZinger nicht nur als Autoren dieses Programms, sondern auch schauspielerisch so überzeugend wirken. Die Kunst, bei aller Komik eine Tragödie und bei aller Tragik eine Komödie in Szene zu setzen, beherrschen sie perfekt. Sie nehmen ihr Publikum auf ungemein sympathische Weise quasi an die Hand bei dieser Gratwanderung, tauchen mit ihm ein in die Untiefen eines in unserer Zeit zwar brandaktuellen aber dennoch allzu gerne totgeschwiegenen Themas, das wir alle, die wir da im Auditorium sitzen und uns so herrlich amüsieren, trotzdem ständig im Hinterkopf haben, nach der Vorstellung vermutlich aber wie üblich recht schnell wieder verdrängen werden, weil es Angst macht.

Mit all ihrer Erfahrung als Klinikclowns in der Rückhand freilich schaffen BlöZinger es tatsächlich, ihrer Klientel wenigstens ein klein wenig den Umgang mit ihr zu erleichtern. Selten hat man als Patient bei einer therapeutischen Maßnahme so gelacht.

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Karl Leitner