Friedel
Zerbrechlicher Ballkünstler

07.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:05 Uhr

Friedel Rausch, einst Trainer bei Borussia Mönchengladbach, sagte über Sebastian Deisler: "Man sollte vorsichtig mit dem Begriff Jahrhunderttalent sein, aber Deisler ist eines." Ja, Deisler war ein begnadeter Fußballspieler, doch eine große Karriere sollte ihm verwehrt bleiben.

Der Stern von Sebastian Deisler ging in der Saison 1998/1999 bei Borussia Mönchengladbach auf. Dann griff Hertha BSC Berlin zu. Deisler wechselte in die Hauptstadt. Seine Leistungen waren derart überzeugend, dass der deutsche Rekordmeister auf ihn aufmerksam wurde und Deisler 2002 zum FC Bayern gelotst wurde. Dort waren ihm mehrere Titel vergönnt, je dreimal die deutsche Meisterschaft und der DFB-Pokal.

In der deutschen Nationalmannschaft feierte Deisler im Februar 2000 bei einem Testspiel gegen die Niederlande sein Debüt. Die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 verpasste er wegen Verletzungen. Davon gab es in seiner Karriere leider reichlich. Kreuzbandriss, Probleme mit der Achillessehne, Knorpelschaden - um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dazu die instabile mentale Situation. In der Saison 2003/2004 fehlte er einige Spiele wegen Depressionen.

Während der Winterpause der Saison 2006/07 zog der damals 27-jährige Mittelfeldspieler die Konsequenzen aus zahlreichen Verletzungen und Erkrankungen. Uli Hoeneß, zu dieser Zeit Vereinspräsident, hielt es zwar für einen schlechten Scherz, als Deisler ihm seine Rücktrittsgedanken offenbarte. Doch "Basti Fantasti" meinte es Ernst.

Nach der Karriere zog Deisler sich völlig aus der Öffentlichkeit zurück und wollte privat als Physiotherapeut arbeiten. 2009 erschien seine Biographie "Zurück ins Leben". 2013 stand Deisler noch einmal in den Schlagzeilen. Er hatte seinen Berater wegen eines Immobiliendeals auf 355 000 Euro Schadensersatz verklagt. Das Landgericht Berlin wies die Klage jedoch ab. ‹ŒFlorian Wittmann

Raus aus dem Rampenlicht - und dann? Jede Woche erinnern wir in dieser Serie an eine ehemalige Sportlegende und berichten über deren Leben nach der Karriere. ‹ŒFoto: dpa