Zeitreise in ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte

ZDF zeigt historischen Stoff der Hexenverbrennungen in Bamberg

27.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr
Cornelius Weinmann (Mark Waschke) trifft bei einem Besuch in seiner Heimat Bamberg auf seine Jugendliebe Johanna Wolff (Silke Bodenbender). Da sie einiges über Kräuter weiß, gerät sie schnell ins Visier der Hexenkommissare. −Foto: ZDF / Alfons Kowatsch

Ingolstadt (DK) Die ZDF-Romanverfilmung "Die Seelen im Feuer" von Regisseur Urs Egger widmet sich einem ganz dunklen und bisher nur wenig aufgearbeiteten Kapitel der deutschen Geschichte: Im 16. und 17. Jahrhundert wurden vornehmlich Frauen als Hexen diffamiert und bei lebendigem Leib verbrannt. Der historische Fernsehfilm, der in Bamberg spielt, wird am Montagabend um 20.15 Uhr im Zweiten ausgestrahlt.

Frost mitten im Sommer, Schneefall im Juni: Heute schieben wir fast wie selbstverständlich Naturkatastrophen und die dadurch bedingten Hungersnöte oder Epidemien auf den Klimawandel. Nicht so im Mittelalter. Krankheiten, der Tod oder generell Unerklärliches: Das alles soll von Hexen und Zauberern ausgegangen sein. Wer als „Drud“ oder Magier „besagt“ wurde, dem drohte der Scheiterhaufen.

2008 beschäftigte sich die promovierte Historikerin und Autorin Sabine Weigand mit der Verbrennung angeblicher Hexen und Zauberer. In dem Roman „Die Seelen im Feuer“ greift sie die tatsächlich geschehenen Hexenverbrennungen um 1630 in Bamberg auf. Innerhalb weniger Jahre starben damals knapp 1000 Menschen, also jeder Zehnte in der fränkischen Stadt, auf dem Scheiterhaufen. Bamberg entwickelte sich im 17. Jahrhundert zum Zentrum der Hexenverbrennungen.

Nun haben sich der Regisseur Urs Egger („München Mord“) sowie die Produzenten Arno Ortmair und Monika Raebel dem Stoff angenommen. Sie schwärmen von der „authentischen und brillant recherchierten“ Vorlage Weigands. Am Montagabend nimmt Egger den Zuschauer mit auf eine Zeitreise in das dunkle Mittelalter und erzählt auf beklemmende Art von historisch belegten Grausamkeiten. Der Regisseur führt vor Augen, zu welchen Bestien Menschen werden können, wenn sie von Panik und Wahn getrieben werden. Besonders perfide: Die Morde an den Frauen, Männern und Kindern geschahen unter den Augen der Kirche, teilweise förderte sie sogar die Beseitigung von Querulanten. Die Kirche war es auch, die von den Massentötungen finanziell profitierte, indem das Erbe der Hexen ihr zufiel.

Der Film setzt um das Jahr 1630 ein: Der Arzt Cornelius Weinmann (Mark Waschke) reist von Wien nach Bamberg, um zu seinem im Sterben liegenden Vater zu eilen. Während seines Aufenthalts in der Heimat trifft er auf seine Jugendliebe Johanna (Silke Bodenbender), die in der Apotheker ihres Vaters arbeitet. In dieser Zeit ist das eine gefährliche Angelegenheit, schließlich werden Frauen, die sich in der Kräuterkunde auskennen und sich der Heilung verschrieben haben, häufig der Hexerei beschuldigt. Es dauert nicht lange, da werden Frauen und Männer im benachbarten Zeil am Main für die schlechte Ernte beschuldigt – und schon brennen die ersten Feuer. Die Panik schwappt nach Bamberg und sie macht auch nicht vor den unterschiedlichen Gesellschaftsständen Halt. Sogar die Frau eines Ratsherren und ihr Sohn verenden elendig auf dem Scheiterhaufen.

Natürlich ist auch die Apothekerstochter Johanna bald im Visier des Hexenkommissars Herrenberger (Axel Milberg), der genauso besessen wie der Gegenreformator und intrigante Weihbischof Friedrich Förner (Alexander Held) Satan mit allen Mitteln aus der Stadt vertreiben möchte. Dabei spielt es keine Rolle, ob Unschuldige zu Tode kommen. Schließlich „lässt Gott die Hinrichtung Unschuldiger nicht zu“, wie der Fürstbischof von Bamberg Johann Georg Fuchs beinahe höhnisch den Zweiflern der Hexenverbrennungen in seinen Reihen zuruft. Der Fürstbischof soll als einer der grausamsten Hexenbrenner in die Geschichte eingehen.

Der Film fesselt auch deshalb, weil die Methoden, um an ein Geständnis einer angeblichen Hexe heranzukommen, aus heutiger Sicht unvorstellbar sind. Unter allen erdenklichen Arten der Folter gestehen die Beschuldigten, Geschlechtsverkehr mit dem Teufel selbst gehabt zu haben, das Wetter verhext und Kinder ermordet zu haben.

Die Geschichte um die Verbrennungen angeblicher Hexen ist bis heute in den meisten Städten nur teilweise aufgebarbeitet worden. So auch in Bamberg. Im Anschluss der Romanverfilmung zeigt das ZDF eine Dokumentation zu dem Hexenwahn. Sie beschäftigt sich mit der Wahrheit und dem Mythos in Bezug auf Hexerei und Teufelskult.