Ingolstadt
Zeitmaschinen im Miniformat

19.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

Friedrich Wittich hält die kleinen Feuerwehrautos, Lokomotiven und Gleise in Schuss. - Foto: Strisch

Ingolstadt (szs) Die Zeit ist stehen geblieben. Irgendwann in den 20er Jahren, auf einem Bahnhof irgendwo in Deutschland. Die Lokomotiven der Modelleisenbahnanlagen im Ingolstädter Spielemuseum entführen den genauen Beobachter in die Vergangenheit. Und Friedrich Wittich erweckt die greisen Gleise zu neuem Leben.

Die Bahnhofsuhr zeigt mal 17.47 Uhr, mal zehn nach 1. Viel mehr über die Zeit verraten aber die dicken Schienen und die originalgetreuen Häusermodelle der Tinplate-Anlage aus den 1920er Jahren. "Wir haben nichts geändert. Nur gewartet und gepflegt. Man muss den alten Zustand erhalten", erklärt Friedrich Wittich von den Ingolstädter Modellbahnfreunden.
 

Die Bastler von Damals haben ein filigranes Abbild ihres Alltags hinterlassen. Eine Bahnhofswirtschaft lädt zur Stärkung ein. Passagiere warten auf ihren Zug, ein Arbeiter mit Kappe, ein Reisender mit Rucksack, zwei Schulkinder in kurzen Hosen und eine elegante Dame im züchtigen grauen Rock. Eine Katastrophe gerade hinter sich gelassen, ahnen sie noch nichts von der kommenden. Ein Zeitungsstand wirbt mit der Neuen Züricher Zeitung und der Daily Mail. Noch hat der antisemitische Stürmer sie an den Kiosken nicht verdrängt. Noch entscheiden die Fahrtrichtungen nicht über Leben und Tod der Passagiere.

Auf der Anlage daneben sind die Weichen schon gestellt. Es ist 1939. Und doch verraten die kleinen Blumenkübel, die von den Vordächern hängen, nichts vom Terror des Krieges. Über rote Stahlbrücken fahren die originalgetreuen Lokomotiven durch die nachgebaute Landschaft. "Alles was hier in den Vitrinen des Stadtmuseums steht, funktioniert auch wirklich noch", sagt Wittich über seine Zeitmaschinen.

Am Samstag hatte sein Verein eingeladen, altes Spielzeug schätzen zu lassen – so wie es im Fernsehen mit Antiquitäten geschieht. Gekommen ist keiner. Aber das liegt wohl an der stressigen Vorweihnachtszeit. Dafür sei bei den Vorführungen die Nachfrage groß, erklärt Wittich. Jeden ersten und dritten Sonntag im Monat von 13.30 bis 16.30 Uhr rollen die Züge im Kavalier Hepp.