Stadtgeflüster vom 20. Dezember 2010

19.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

(peh) Es ist wirklich an der Zeit, den oft arg gescholtenen Ingolstädter Geschäftsleuten auch mal ein Kompliment zu machen. Denn sie haben sich dazu durchgerungen, im Vorweihnachtsgeschäft auf zwei Herrschaften weitgehend zu verzichten: auf den Herrn "Sale" und die Frau "%". In den vergangenen Jahren war dieses Pärchen ja in vielen Geschäften sehr dominant. Heuer sind die beiden zwar noch hier und da anzutreffen, aber bei weitem nicht mehr so verbreitet wie früher. Und man stelle sich vor: Der Kunde an sich hat auch so kapiert, dass es wohl irgendwas billiger gibt.

So ganz ohne verbale Ausrutscher geht es vor Weihnachten freilich auch heuer nicht. "A star is born" oder "Happy X-Mas" muss bei manchen Ingolstädter Geschäften einfach im Schaufenster prangen. Ob’s der Kunde kapiert oder nicht, ist vermutlich zweitrangig. Hauptsache, es kommt aus Amerika. Wie auch der bekannte Weihnachtsmann, den wir freilich heuer noch gar nicht in der Stadt gesichtet haben. Aber vielleicht hat ihn ja der Krampus schon in den Sack gesteckt und zugebunden. Oder Santa Claus wartet immer noch auf George Clooney, der ums Verrecken nicht kommen will.

Auch wenn der Gebrauch unnötiger englischer Ausdrücke im Hinblick auf Feiertage offensichtlich nicht mehr ganz so verbreitet ist – vor verfrühter Euphorie möchten wir dennoch warnen. Denn sonst feiern wir eines Tages Thanksgiving statt Erntedankfest, Corpus Christi statt Fronleichnam oder Epiphany anstelle von Heilig-Drei-König.

Doch selbst das wäre noch leichter zu ertragen als das nicht zu überhörende "Tschüüüüs", das wir letztens in der Touristeninformation im Alten Rathaus vernommen haben. . .