Zeitenwende rückwärts?

Zu "Zeitenwende auf dem Rieter-Gelände" (DK vom 26. Juli):

06.08.2019 | Stand 02.12.2020, 13:20 Uhr

Zu "Zeitenwende auf dem Rieter-Gelände" (DK vom 26. Juli):

Nachdem das Rieter-Gelände jetzt "endlich" zur Verwertung zur Verfügung steht und bebaut werden soll, wird eifrig geplant und diskutiert. Den Menschen werden sogenannte Planungen vorgestellt. Doch Konkretes ist nicht zu erfahren. Der Wohnungsnotstand in Ingolstadt ist groß, besonders wenn jemand eine bezahlbare Wohnung sucht. Nicht alle in dieser Stadt können sich die Mietpreise leisten. Gerade Alleinerziehende, viele Rentner oder Menschen, die von staatlichen Hilfen abhängig sind, werden wieder abgehängt. Wenn dann OB Lösel meint, dass ein 30-prozentiger Sozialwohnungsanteil den "integrativen Charakter nicht mehr erfüllt", dann stelle ich mir schon die Frage, ob er diese Personengruppe als nicht integrativ sieht. Wenig Geld zu haben, lässt nicht auf Verhaltensweisen oder Charakter schließen, sondern darauf, dass es in dieser Gesellschaft eine massive Schieflage gibt. Klar wollen die Investoren möglichst einen hohen Reibach machen. Und da passen hochpreisige Miet- oder Eigentumswohnungen besser ins System als soziale Mietpreise.

Mit diesem neuen Quartier könnten neue Wege gegangen werden: ökologisches, soziales Bauen mit einer dezentralen Energiezufuhr und gemeinschaftsstiftenden Räumen und Initiativen. Noch ist Zeit neue Weg zu gehen. Oder wird es eine Zeitenwende rückwärts?

Eva Bulling-Schröter,

Ingolstadt