Heidenheim
"Wurzel der Christianisierung"

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann enthüllt Grundstein für neue Bildungsstätte im Kloster Heidenheim

25.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:00 Uhr

Foto: Jürgen Leykamm

Heidenheim (EK) Gut zwölf Jahrhunderte nach dem Bau des Kloster Heidenheim und gut zwölf Jahre, nachdem ein Freundeskreis begann, dem Gebäude neues Leben einzuhauchen, wurde jetzt der Grundstein für die neu entstehende, christliche Begegnungs-, Bildungs- und Dokumentationsstätte enthüllt.

Für etwa 10,4 Millionen Euro soll sie verwirklicht werden. Die Hälfte davon zahlt der Freistaat Bayern, der dem Zweckverband Kloster Heidenheim im Sommer vergangenen Jahres die Anlage zur Erbpacht überlassen hatte. Es fanden sich zahlreiche weitere Förderer. Darunter auch die Diözese Eichstätt, die in einem Zeitraum von zehn Jahren insgesamt 30 000 Euro vorwiegend für den Bildungsbereich zuschießen will und damit das Bauprojekt indirekt finanziell entlastet. Für Einzelmaßnahmen wurden überdies bereits weitere Fördermittel zugesagt. Der Eigenanteil des Verbands schrumpft damit auf 1,3 Millionen Euro zusammen, was freilich immer noch eine recht ordentliche Summe darstellt.

Während der langen Anbahnungsphase hatte das Projekt gerade aufgrund der hohen Kosten immer wieder Gegenwind bekommen, worauf auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der zur Grundsteinenthüllung am Freitagvormittag nach Heidenheim gekommen war, anspielte. Sogar die evangelische Landeskirche (die ehemalige Klosterkirche dient derzeit als Pfarrkirche) selbst sei vorübergehend ins Zweifeln gekommen. Aber "wir haben ihr wieder Mut gemacht", formulierte Herrmann, der selbst eiserner Verfechter des Klosterprojekts ist.

Vor sechs Jahren initiierte er gemeinsam mit dem Weißenburg-Gunzenhausener Landrat Gerhard Wägemann die "Welle der Sympathie" - eine Benefizveranstaltung auf dem Brombach-Seeschiff zur Unterstützung des Projekts. Der Umbau des Klosters "ist für mich eine Herzensangelegenheit", so Herrmann, hätten dessen Gründer (die Brüder Willibald und Wunibald, später führte ihre Schwester Walburga die Einrichtung) für eine "Wurzel der Christianisierung der gesamten Region" gesorgt. Darüber hinaus strahle die Erneuerung auch wirtschaftlich positiv auf die Umgebung aus.

Herrmann erinnerte an die große Empörung nach den ersten Überlegungen seitens des Freistaats, das Kloster zu verkaufen. Er und andere hätten sich dagegen gestemmt. Um den Verkauf abzuwenden, galt es ein, Nutzungs- und vor allem ein Finanzierungskonzept zu entwickeln. Was letzteres anbelangt, ist dem altmühlfränkischen Landtagsabgeordneten Manuel Westphal ein Coup gelungen: Er versammelte im Oktober 24 Förderer im Landtag an einen Tisch, um alle noch offenen Fragen zu klären, was auch gelang. Eine Doppelförderung ist somit auch ausgeschlossen. Er hoffe nun, dass die neue Bildungsstätte genau das wird, was das Kloster ehedem gewesen sei: ein Entwicklungsmotor für den gesamten Raum. Die Klärung der Finanzen hat nun auch zu einem vorzeitigen Maßnahmenbeginn geführt. Im Januar startete das europaweite Ausschreibungsverfahren, nun also können die Arbeiten beginnen - der Grundstein ist zwar nicht wie üblich gelegt, was auch schwer möglich war, dafür aber enthüllt. Seitens der Planer sei bereits eine vollständige Entwurfsplanung erarbeitet worden, betonte der Ellinger Architekt Hans-Heinrich Häffner.

So soll im Norden im Bereich der ehemaligen Post ein großer Empfangsbereich angelegt werden, mit Kaffeetheke, Klosterladen und barrierefreien sanitären Einrichtungen. Von einem neu zu bauenden Treppenhaus führe der Weg dann weiter in den Kreuzgang oder ins erste Obergeschoss. Im Erdgeschoss soll nach dem Ende des ersten Bauabschnitts im Jahre 2018 in einer Dauerausstellung der erste Teil über die Geschichte der hiesigen Christianisierung zu sehen sein. Deren Ursprünge werden dann mit Bauphase zwei "freigelegt". Die Treppe wird weggerissen. In der Diele darüber entsteht ein Veranstaltungssaal. Im südlichen Bereich soll ein Raum für Wechselausstellungen und kleine Seminare entstehen, zum Innenhof hin ein Ensemble aus Café und Bibliothek. Mit natürlichen Materialien wolle man eine warme Atmosphäre schaffen. Und das durchaus im doppelten Sinn, so Dekan Klaus Kuhn als Zweckverbandsvorsitzender, "wir kriegen das hin!" zeigte er sich hinsichtlich der Herausforderung Beheizung zuversichtlich. Für gute Kooperation mit der Diözese Eichstätt hat das ökumenische Projekt bereits gesorgt. Domvikar Reinhard Kürzinger sprach so "für alle Willibalds, Wunibalds und Walburgas von heute", darunter eben auch Franziska Kloos als Äbtissin von St.Walburg in Eichstätt, deren Gruß er verlas. Die neue Bildungsstätte solle "das Zeugnis des Glaubens in der Gegenwart aufleuchten lassen", hieß es darin. Als dann der Posaunenchor "Großer Gott wir loben Dich" intonierte, war der Moment des Innehaltens gekommen und ein Hauch von Ehrfurcht durchzog die Klostermauern, bevor Dekanin Annette Kuhn schließlich den kirchlichen Segen erteilte.