Hilpoltstein
Wurf nach den ersten Karpfen

Saison für den Landkreis in Alfershausen eröffnet - Wassermangel macht vielen Teichwirten zu schaffen

28.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:55 Uhr
  −Foto: Steimle

Alfershausen (HK) Die Karpfen zieren sich: Es dauert einige Zeit, bis doch noch ein einziger ins Netz geht. Hungrig bleibt am gestrigen Dienstag im Gasthof "Zum goldenen Ochsen" der Familie Winkler in Alfershausen trotzdem niemand, denn das Stück fränkische Lebensqualität wird in all seinen Facetten aufgetischt.

"Die Karpfen wissen eben, dass noch August ist", scherzt Sven Weichenberger, Ringassistent beim Fischereierzeugerring Mittelfranken, nach einigen vergeblichen Versuchen mit dem Wurfnetz und Landrat Herbert Eckstein stimmt ihm zu. "Das ist eben die Intelligenz der Tiere." Denn der 1. September - der erste Tag eines Monats mit r im Namen - ist traditionell der Tag, an dem die neue Karpfensaison beginnt.

Allerdings sind schon einige Gäste zum Geschmackstest geladen, denn jedes Jahr wird der Auftakt von der Teichgenossenschaft Schwabach-Roth in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Roth bei einem anderen Teichwirt gefeiert. Bei dem es neben aktuellen Informationen über die Karpfensaison auch einen ersten Vorgeschmack in Form von Karpfen gebacken, Karpfen blau oder Karpfenfilet und sogar in Form von Sushi gibt.

Dass man in Alfershausen war, ist schon eine Weile her. "Zehn Jahre nämlich", erklärt der Landrat. Nur ein Jahr länger gibt es den Flyer "Heimischer Fisch - frisch auf den Teller" und die Aktion "original regional" lasse sich durchaus als Erfolgsgeschichte erzählen, sagt Eckstein bei seiner Begrüßung. 34 Gastwirte aus 15 Landkreisgemeinden sind ebenso mit von der Partie wie sechs Teichwirte. Eine stete Steigerung erfahre auch das Gewinnspiel an dem sich jeder Gast beteiligen kann. 525 Teilnehmer hatte es im vergangenen Jahr, fährt Eckstein fort, "da sieht man, wenn die Leute etwas abstempeln lassen und gewinnen können, dann essen sie mehr".

Das könne allen in der Region nur recht sein, sagt Gast- und Teichwirt Thomas Winkler, denn der Karpfen sei ein sehr nachhaltiger Fisch. Der Fang werde nicht in andere Gegenden geliefert, "die Franken essen ihren Fisch selbst auf". Außerdem fallen kaum Transportkilometer an, denn die Teiche liegen nicht selten hinterm Haus. "Schnecken, Würmer und Krebse" - ihre Leibspeise finden die Tiere im Teich, es wird nur ein wenig Getreide zugefüttert.

Seit ein paar Tagen haben sie von Letzterem aber nichts mehr bekommen, schließlich will man beim symbolischen Abfischen etwas im Netz zappeln haben. Doch die Fische haben sich offenbar in die Mitte des Teichs zurückgezogen. "80 Stück müssten noch drin sein", meint Winkler, doch die lassen sich bitten. Ein ums andere Mal wirft Weichenberger das Netz aus, doch es bleibt leer. "Dafür hast du eine elegante Wurftechnik", wird der Ringassistent gelobt und Landrat Eckstein schlägt mit einem Augenzwinkern vor, "an einen Weiher zu gehen, wo die Karpfen noch drin sind."

Doch vielleicht will Weichenberger einfach seinem Kollegen Otto Müller den Vortritt lassen. Tatsächlich zappelt nach einigen Versuchen ein Fisch im Netz und dabei handelt es sich zudem um ein besonders prächtiges Exemplar, wie der Test mit einem besonderen Apparat ergibt. Denn der Fettgehalt solle nicht zu hoch sein, sagt Weichenberger, der den Karpfen in Empfang nimmt, "aber zu mager soll er auch nicht sein". 12,5 Prozent lautet das Ergebnis, bei maximal 10 Prozent soll es liegen. "Er steht jetzt voll im Futter, in zwei bis drei Wochen, wenn abgefischt wird, wird nicht mehr zugefüttert, dann ist er genau richtig." Anschließend darf der Fisch wieder zu seinen Artgenossen.

Davon gibt es etwa 1000 in den Teichen der Winklers, mit einem Verlust - der Raubvogel Kormoran teilt den Geschmack der Karpfenliebhaber - von einem Viertel oder einem Fünftel müsse man rechnen, so Winkler, der insgesamt von einem durchschnittlichen Jahr spricht. Denn mit Niederschlag und Wasser habe man im Unterschied zu vielen anderen Teichwirten in der Region kaum Probleme gehabt. Das, was durch die Hitze verdunstete, habe man ausgleichen können. Fehlt das Wasser, fehlt es auch dem Futter der Fische - Krebsen und Schnecken - an Lebensraum. Die warmen Temperaturen führen außerdem dazu, dass man das Tier auf Diät setzen muss. Denn in der Hitze entwickelt sich der wechselwarme Wasserbewohner gut und ist schon einige Wochen zuvor zum Abfischen bereit. Im ganzen Landkreis gibt es übrigens 1600 Teiche und 900 Teichanlagen auf einer Fläche von rund 290 Hektar. 213 Mitglieder zählt die Teichgenossenschaft.

Nach dem erfolgreichen Fang geht es für die Gäste in den Gasthof. Dort wird Karpfen in allen Variationen aufgetischt. Darunter ist sogar das hawaiianische Nationalgericht Poke: Mit rohem Fisch, Reis und Avocado erinnert es ein wenig an Sushi. Dazu gesellen sich kleine Salate mit geräuchertem Karpfen und Kartoffeln oder Karpfenschinken. Doch natürlich kommt der Fisch auch als Karpfen blau, gebacken oder in Filetform daher. Bei der Jugend seien dagegen Karpfen-Chips beliebt, erklärt Winkler.

Er sei stolz auf die Leistung der Teichwirte, betont Eckstein, man müsse sie unterstützen. "Ohne euch funktioniert es nicht."

Tina Steimle