Ingolstadt
Wolfgang Fierek über seine Rolle als Tierpark-Toni im "Monaco Franze"

18.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:53 Uhr

Kleinganoven-Trio in der Serie „Monaco Franze“: Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, plant der Tierpark-Toni (Wolfgang Fierek, Mitte) zusammen mit seinen Kumpanen (Herb Andress, links, und Karlheinz Heitmann), wie er sich am besten an Kriminalkommissar Franz Münchinger (Helmut Fischer), seinem „Erzfeind“, rächen könnte - Foto: BR-Bildarchiv

Ingolstadt (DK) Vor 30 Jahren flimmerte die Münchner Kultserie „Monaco Franze“ zum ersten Mal über die deutschen Bildschirme. Zum Jubiläum strahlt der Bayerische Rundfunk ab Montag (20.15 Uhr) noch einmal alle Folgen aus. Viele der Schauspieler sind inzwischen nicht mehr am Leben. Doch damals begann auch ein junges bayerisches Talent seine Karriere: Wolfgang Fierek. Der heute 62-Jährige spielte in der Serie den charmanten Ganoven Tierpark-Toni. Unser Redakteur Sebastian Oppenheimer hat sich mit Fierek über die Dreharbeiten Anfang der 80er Jahre unterhalten.

Herr Fierek, wie haben Sie damals die Zeit des Drehs erlebt?

Wolfgang Fierek: Ich war damals ein sehr junger Schauspieler und wir haben unsere helle Freude gehabt. Wir haben auch gerne die älteren Kollegen geärgert. Gerade den Helmut Fischer, der war ja eigentlich ein ganz lustiger Mensch, aber eben auch ganz penibler, ein textversessener. Der Helmut Dietl hat ihn immer getratzt, dass er auf Punkt und Komma alles genauso sagen muss, wie es im Drehbuch steht. Ich hab mir da einen Spaß draus gemacht, die Leute ein bisschen aus dem Konzept zu bringen. Und das ist mir auch gut gelungen.

 

Wie sind Sie überhaupt zu der Rolle gekommen?

Fierek: Soweit ich weiß, hat mich damals eine Cutterin empfohlen, die auch bei Klaus Lemke (sein Entdecker, Anm. d. Red.) die Filme geschnitten hat.

 

Und wie haben Sie reagiert, als klar war, dass Sie dabei sind?

Fierek: Andere wären da wahrscheinlich in Ohnmacht gefallen, wenn Helmut Dietl angerufen und gesagt hätte: Pass auf, ich habe eine Rolle für dich. Es hat mich gefreut, aber es war für mich nicht das Nonplusultra.Wichtig war für mich, dass ich mir mit der Gage wieder ein gewisses Stück Freiheit kaufen und zum Beispiel nach Amerika fliegen konnte.

 

Wissen Sie noch, wie viel Sie damals bekommen haben?

Fierek: Das weiß ich nicht mehr. Auf jeden Fall war das Geld gleich wieder weg. Es war bestimmt eine gute Gage, aber es war mir auch egal. Ich wollte vor allem meinen Spaß haben.

 

Welche Bedeutung hatte „Monaco Franze“ für Ihre Karriere?

Fierek: Die Rolle war auf jeden Fall wichtig, keine Frage. „Monaco Franze“ ist ja eine Kultserie und da mitgespielt zu haben, das ist schon eine große Ehre. Die Rolle war auch in meine Richtung geschrieben. Und ich hab’ den Tierpark-Toni dann noch mit ein paar persönlichen Attributen ein bisserl ausgeschmückt – mit der Dogge zum Beispiel, das war ja mein Hund.

 

Dann existiert die Tierliebe nicht nur auf der Leinwand?

Fierek: Ich habe vier Katzen – auf die passen meine Schwiegereltern auf, wenn ich nicht da bin. Ich hätte auch gerne Hunde, aber da ich sehr viel reise, ist das eben schwierig. Ein Hund ist im Gegensatz zu einer Katze sehr abhängig vom Herrchen. Ich liebe alle Tiere – auch in meinem Domizil in Arizona habe ich welche. Meine Klapperschlangen zum Beispiel, die haben alle Namen: Die eine ist die Elli, die ist ein bisserl dünner, und dann gibt’s noch den Rudi, der ist ein bisserl nervig. Aber wir haben auch Skorpione, Hasen und einen wunderbaren Falken, den es dort in Arizona gibt – einen Harrier-Falken.

 

Beim „Monaco Franze“ haben ja viele große, bayerische Volksschauspieler mitgespielt, Gustl Bayrhammer oder Walther Sedlmayer zum Beispiel. Waren das für Sie Vorbilder?

Fierek: Das einzige Vorbild, das ich in meinem Leben hatte, das war mein Vater. Sicher hat es mir viel Spaß gemacht, mit denen zu drehen. Aber diesen devoten Respekt, den kannte ich nicht – weil ich eigentlich ein gutes Selbstvertrauen hatte. Ich habe gespürt, dass ich noch besser werde, wenn ich mit einem guten Schauspieler drehe. Von Helmut Fischer habe ich viel gelernt, ich bin ein sehr guter Beobachter – auch wenn ich teilweise als etwas oberflächlich verschrien bin.

 

Sind Sie noch oft in München?

Fierek: Ja klar, ich wohne ja in Aying. Die Leute schieben mir ja immer unter, dass ich mich nur in Amerika aufhalte. Hauptsächlich lebe ich aber in Bayern, hier ist meine Heimat. In Arizona haben wir seit 17 Jahren ein Domizil. Dort sind wir, so oft es geht. Bald sitze ich schon wieder im Flugzeug Richtung Arizona und bin anschließend dort drei Wochen mit dem Motorrad unterwegs. Ich bin eben kein Bayer, der nur in Lederhosen rumläuft. Ich hab’ Cowboystiefel, Hawaii-Hemden und meine Harley-Lederjacke. Und trotzdem liebe ich meine Tracht über alles.

 

Der Tierpark-Toni ist ja eine der seltenen Rollen, in denen Sie einen Ganoven spielen . . .

Fierek: . . . aber es ist ein liebenswerter Ganove, das liegt mir halt ein bisserl. Ich habe für den BR gerade eine neue Serie gedreht, die im November ausgestrahlt wird. Die heißt „Hammer und Sichel“ und da spiele ich auch wieder so einen Typen, sich so durchs Leben schlängelt. Das Leben ist zu schön, als dass man irgendwie ernst sein kann.

 

Viele Schauspieler aus der Serie sind inzwischen gestorben. Haben Sie noch zu irgendjemandem der Übrigen Kontakt?

Fierek: Eigentlich nicht. Wie gesagt, sind ja viele schon von uns gegangen und spielen jetzt in einem ganz anderen Theater. Auch durch meine unfreiwillige Pause wegen des Motorradunfalls sind viele Kontakte einfach verflogen. Ich freue mich immer, wenn ich jemand von damals sehe – aber es ist ja fast niemand mehr da.

 

Schauen Sie sich die Serie heute noch an?

Fierek: Ich schaue mir das schon an, wenn es irgendwo läuft. Aber dass ich jetzt ständig mit meinen DVDs unter dem Arm rumlaufe, das ist nicht meine Art. Meine Lebenseinstellung, die geht nach vorne und nicht nach hinten.