Neuburg (DK) Auf der Treppe, an den Tischen, an der Bar des Birdland, überall drängten sich die Zuhörer, die an diesem Abend nur eines im Sinn hatten – die 80-jährige Jazzvokalistin Sheila Jordan.
Mit ihr waren drei hochkarätige Musiker nach Neuburg gereist. Und Cameron Brown am Kontrabass, Don Byron an Saxofon und Klarinette sowie Tony Jefferson am Schlagzeug gaben den zahlreichen Gästen Nachhilfeunterricht in Sachen Jazz. Sheila Jordan stellt auch mit 80 Jahren immer noch ihr Improvisations- und Scat-Talent unter Beweis. Im Cameron-Brown-Quartett treffen vier ver- schiedene Temperamente aufeinander, die sich in kunstvollen Soli abwechseln. Brown sagt die Stücke mit witzigen Bemerkungen an. Lässig, fast unbeteiligt wirkt er, während Jordan mit den Fingern schnippt, Akzente setzt, den Mund zum Sprechgesang zuspitzt und zu "Baby Suite" loslegt.
Es ist beeindruckend, wie der Klang von Don Byrons Klarinette und Saxofon die Gehörgänge der Zuhörer umschmeichelt. Einmalig sanft und voll, dabei erfüllt von einer Ruhe, die einem Schauer über den Rücken laufen lässt, dann wieder ungebremst schnell und virtuos. Drummer Tony Jefferson stellt an diesem Abend nicht nur seine gesanglichen Qualitäten unter Beweis, sondern führt in seinen Soli vor, dass man auf dem Schlagzeug mehr machen kann als nur lautstarke Trommeleinlagen. Sanfte Wirbel auf den Becken steigern sich zu kompakten Gesamtkompositionen, die gleichermaßen spannend wie wohlklingend sind.
Kontemporären Modern Jazz spielt das Trio, bietet Standards von Wayne Shorter, Dizzy Gillespie, Charlie Parker, Cole Porter sowie Eigenkompositionen. Und die in Detroit geborene Jazzlegende Sheila Jordan erteilt den zahlreich anwesenden Gäste des Abends eine wohltuende Jazzlektion.
