Shenzhen (cl) Norbert Hofstetter ist ein wirklich bodenständiger Typ. Der Inhaber und Geschäftsführer der Firma Taktomat in Pöttmes im Kreis Aichach führt ein Unternehmen für Präzisionstechnik und Produktionsanlagen, die auch in der Automobilindustrie eingesetzt werden.
Hofstetter ist keine Quasselstrippe, aber wenn er etwas sagt, dann hat es Hand und Fuß und man glaubt ihm. Und so macht er seit 1989 Geschäfte. Als die Ingolstädter Wirtschaftsdelegation in der chinesischen 18-Millionen-Metropole Shenzhen den Autokonzern BYD besucht, sagt Hofstetter dies: "Wenn diese Karawane weiterzieht, dann bleiben wir zurück."
Den 57-Jährigen treibt die Sorge um, dass BYD den europäischen Markt erobern könnte, denn der einstige reine Hersteller von Batterien und batteriebasierten Speicherkraftwerken ist nicht nur weltgrößter Produzent wiederaufladbarer Akkus vor allem für Mobiltelefone. BYD produziert seit 2003 auch Autos, vor allem Elektroautos - Pkw, Lastwagen und Busse - und ist damit in China einer der größten Automobilkonzerne des Landes.
Dabei ist das Unternehmen gerade mal 20 Jahre alt. Längst hat BYD auch in Europa den Fuß in der Tür. Seit 2010 gibt es ein Joint Venture mit Daimler, vor vier Jahren wurden die Ladeeinrichtungen für batteriebetriebene Linienbusse ebus und die Elektrotaxis e6 vom TÜV Rheinland zertifiziert. In Belgiens Hauptstadt Brüssel hat BYD bereits die Taxiflotte mit seinem e6 ausgestattet. Nach Angaben von Unternehmenssprecher Jonathan Rios fährt der e6 bis zu 400 Kilometer mit einer Stromladung, die Linienbusse schaffen je nach Größe 200 bis 250 Kilometer Reichweite, Kleinlaster bis 150 Kilometer. Geladen an einer 480-Volt-Station sei der e6 bereits nach zwei Stunden wieder fahrbereit, die Busse nach 2,5 bis 5 Stunden.
Nun sucht BYD in Deutschland einen Standort für Forschung und Entwicklung. Angst vor deutschen Wettbewerbern wie Audi hat BYD nicht. Die einzigen, die man, so Sprecher Rios, aktuell ernst nehme, seien Volvo und der polnische Bushersteller Solaris. Auch das Vorpreschen des amerikanischen Elektroautokonzerns Tesla sehe man entspannt, weil dieser vor allem Luxusautos fabriziere - im Gegensatz zu BYD, das Klein- und Mittelklassewagen anbietet und das auch die digitale Welt schon im Blick hat. BYD kooperiert mit Baidu, dem chinesischen Pendant zu Google. Was passiert, wenn BYD diese Verbindung in der gleichen Geschwindigkeit ausbaue, wie es Elektroautos entwickelt hat, steht für Norbert Hofstetter schon fest: "Dann gehört ihnen die Welt."
Die Abkürzung BYD steht für "Build your dreams", "Baue deine Träume". Es könnte aber auch das Zeug dazu haben, zum Albtraum europäischer Automobilbauer zu werden.
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