Kasing
Wo die Wildbienen summen

Florian Mayer hat im Garten seiner Eltern in Kasing Nisthilfen für die Insekten geschaffen

08.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:12 Uhr
Florian Mayer zwischen einigen seiner Wildbienenhotels in Form eines Hartholzblocks und kleiner Häuschen (oben), die auch schon bewohnt sind, wie das Bild unten zeigt. −Foto: Schmidl/Mayer

Kasing - Florian Mayer ist ein "Hotelier", den die Corona-Pandemie nicht in den finanziellen Ruin treiben kann.

Aber seine "Gäste" sind auch keine normalen Gäste. Es sind Wildbienen, die dem 29-Jährigen große Freude bereiten, indem sie in den von ihm gefertigten Wildbienenhotels in dem kleinen Garten seiner Eltern in Kasing unterschlupfen und dort auch ihre Brut ablegen.

Mayer wohnt zwar seit Kurzem nicht mehr in Kasing, sondern in Ingolstadt. Aber es zieht ihn immer wieder in das kleine Idyll in dem Köschinger Ortsteil, wo er es sich dann mit einer Tasse Kaffee auf der Terrasse gemütlich macht und den Insekten bei ihrem Treiben "stundenlang" zuschauen könnte, wie er sagt.

Da die meisten Menschen aber an Honigbienen denken, wenn die Rede auf Bienen kommt, beugt Mayer gleich vor. Er habe "nichts mit Imkerei am Hut", die bei ihm umherschwirrenden Wildbienen seien nicht wirtschaftlich produktiv und stellten auch keinen Honig her. Ihm gehe es "nur um Naturschutz". Und zwar in einer Form, die jeder praktizieren könne, so Mayer, der bei Audi arbeitet.

Dass er dort arbeitsmäßig gut ausgelastet sei, sei ein weiterer Grund für das - neben Fotografieren und Reisen mit Freunden - von ihm ausgeübte Hobby. Denn dafür sei "kein großer Aufwand" nötig. Man müsse lediglich einmal ein kleines überdachtes Holzhäuschen mit Bambusstangen oder Pappmaché-Röhrchen mit einem Durchmesser von sechs bis neun Millimetern bestücken beziehungsweise in ein ebenfalls überdachtes Stück Hartholz Löcher in der entsprechenden Größe bohren, diese Insektenhotels wind- und regengeschützt sowie an Plätzen mit Halbschatten oder Sonne aufhängen oder aufstellen - und warten.

Und das noch nicht einmal allzu lange. Das sei für ihn ohnehin fast das Schönste an seinem Hobby gewesen, seit er vor zwei, drei Jahren auf die überwiegend solitär nistenden, also als Einzelgänger auftretenden Wildbienen aufmerksam geworden sei, so Mayer. Nachdem er damals einen mit Bohrungen versehenen Hartholzblock im elterlichen Garten aufgestellt hatte, sei gerade mal gut eine Woche vergangen, bis sich "aus dem Nichts die ersten Bewohner" eingefunden hatten.

Heute, einige Wildbienenhotels und Nisthilfen später, sieht er zahlreiche Wildbienenarten, die er sonst nicht sehen würde, wie der Insektenfan sagt. Neben den Nisthilfen ist aber noch eine weitere Voraussetzung zu erfüllen: ein möglichst naturnaher Garten, idealerweise mit unterschiedlich blühenden Pflanzen bestückt. In einer Wildblumenmischung sieht Mayer dabei einen "sinnvollen Start für einen Bienenfreund", wobei seiner Erfahrung nach vor allem "Lavendel ein sehr guter Bienenmagnet" ist. "Denn die beste Nisthilfe hilft nichts, wenn nicht in der Umgebung Nahrung für die Bienen zu finden ist. " Deshalb wundert es Mayer, wenn Gartenbesitzer einerseits eine Art Wembley-Rasen haben wollen, aber dann beklagen, dass keine Tiere mehr da sind.

Andererseits hält Mayer es für wichtig und gut, dass selbst in Ortskernen oder auf wenigen Quadratmetern auf einem Balkon - wie in seiner Ingolstädter Wohnung - ein paar Röhrchen als Nisthilfen für Wildbienen aufgehängt werden können, um deren Aussterben zu verhindern. Denn einige der allein in Deutschland rund 500 bekannten Bienenarten seien schon sehr gefährdet, weiß Mayer.

Und noch etwas ist dem Kasinger wichtig: Wildbienen seien sehr friedliche Insekten, von ihnen gehe keine Gefahr aus, und sie ließen sich auch durch die Nähe zum Menschen nicht stören. "Wildbienen kommen nicht auf Kuchen und Grillfleisch, das sind Wespen", so der 29-Jährige.

Auch deshalb lässt sich Mayer nicht darin beirren, andere für Wildbienen und für Naturschutz allgemein zu interessieren. Zumal jeder problemlos einen kleinen Beitrag leisten könne. Denn: "Wildbienenhotels kann jeder. " Und der Erfolg ist deutlich sichtbar. "Wenn alle jungen Tiere aus den vorher verschlossenen Röhrchen schlüpfen, ist ganz schön was los", sagt Mayer über seine persönlichen Erlebnisse in dem Kasinger Garten.

DK