Neuer Naturfrevel

08.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:12 Uhr

Zum Artikel "Kein Baustopp am Brunnhauptner Weiher" (DK vom 29. April):

Im genannten Artikel wurde mit keinem Wort auf die Gründe des Bürgerantrags eingegangen. Nun, wo ohne Rücksicht auf die berechtigten Sorgen weitergebaut wurde und die "Sanierungsmaßnahme" dem Ende zugeht, kann man sich mit den überraschend zahlreichen Besucherinnen und Besuchern unterhalten. Dabei wird große Sorge um die künftige Qualität ihres Lieblingsortes deutlich.

Bereits seit Herbst 2017 hat der Sprecher der Antragsteller, Wolfgang Brauner, ein renommierter Fachmann für naturnahen Wasserbau, die Bürgermeisterin mehrmals darauf hingewiesen, dass bei der Kneipp-Anlage mit unappetitlichen Algen- und Schlammablagerungen zu rechnen ist, wenn sie in einem nicht durchströmten Bereich liegt. Und genau da, nämlich im stillen Weiherbereich, wurde sie jetzt gebaut! Geht's noch?

Statt an der Nordseite ein Flachufer auszubilden, um natürlich reinigendes Schilf oder Segge zu entwickeln, "pflanzte" man dort eine unerträgliche und unnatürliche Mauer. Zu allem Überfluss brachte man dort auch noch nährstoffreichen Boden in die Gewässersohle ein. Fadenalgen, freut euch. Bei hohen Temperaturen haben wir da bald eine stinkende Kloake.

Im Frühjahr 2019, mit Beteiligung von LBV und BN zum Wasserrechtsverfahren, wurde bekannt, dass zusätzlich ein 160 Meter langes Auslaufgerinne geplant sei. Wegen des schweren Eingriffs in den Wurzelbereich wurde davor gewarnt. Es wurde ein Tümpelpass mit niedrigen Schwellen und kleinen Gumpen vorgeschlagen. Dieser Hinweis blieb leider völlig unberücksichtigt.

Beim Artenschutzgutachten wurde das Vorkommen von Baumhöhlen für Höhlenbrüter und Fledermäuse, von Eisvogel und Biber völlig übersehen, obwohl dies für jedermann deutlich erkennbar sein musste. Was solche Gutachter wohl beruflich machen? Kurz vor Beendigung der Baumaßnahmen, Mitte April, wurde eine ökologische Bauleitung angeordnet. Zu spät.

Aber der Naturfrevel am Brunnhauptenweiher nimmt anscheinend noch kein Ende. Am 5. Mai wurde der riesige Asthaufen im Nordosten des Geländes gehäckselt, obwohl in diesem noch viele Nester von Bachstelze, Amseln, Zaunkönig unter anderem mit Eiern und Jungvögeln besetzt waren. An Empathielosigkeit für Naturschutz kaum zu überbieten. Erst lässt man alles monatelang liegen und entfernt es just dann, wenn alles brütet. Ein klares Vergehen gegen das Naturschutzgesetz. Genau so stellt man sich die Umsetzung des Bürgerbegehrens "Rettet die Bienen" in Kösching wohl vor.

Kurz vor Abschluss dieses Briefes besichtigte ich die Baustelle nochmal. Ich muss sagen, wir haben ein neues Wahrzeichen: eingemauerter Weiher drapiert mit Coffee-to-go-Bechern, McDonalds-Tüten und zerbrochenen Flaschen im Tretbecken. Und das noch vor Eröffnung. Tolle Leistung.

Bin gespannt, ob bestimmte Leute im Gemeinderat nach einigen Monaten noch so euphorisch ihr Werk bewundern. Übrigens: Die Kosten bis heute angeblich 350000 Euro. War da nicht mal die Rede von 200000 Euro?
Franz Schottenbauer, Kösching