Ingolstadt
Wirtshäuser mit Nachwuchssorgen

18.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:46 Uhr

Traditionslokal Hugl: Auch ein Steak-Restaurant war hier schon untergebracht. - Foto: Adamczyk

Ingolstadt (DK) Für die momentan leer stehende Traditionsgaststätte Hugl ist vermutlich ein neue Pächter gefunden. Eigentümer Herrnbräu hat sich bewusst gegen rein bayerische Küche entschieden. Das Beispiel zeigt: Gutbürgerliche Lokale haben vielfältige Probleme. Auch Nachwuchsmangel gehört dazu.

Die letzten beiden Pächter im Hugl scheiterten schon nach wenigen Monaten. "Davor hatte die Familie Speth das Haus jahrzehntelang gutbürgerlich-bayrisch geführt", erzählt Herrnbräu-Geschäftsführer Gerhard Bonschab. Danach versuchte noch einige Jahre ein österreichischer Pächter sein Glück. "Bei dem lief es schon, er musste aber aus familiären Gründen aufhören." Das Steaks & More und zuletzt ein Italiener, gaben jeweils nur ein kurzes Intermezzo. Zurück zur rein traditionellen Küche will Bonschab aber nicht. "Mit dem neuen Konzept wollen wir nicht dem Weißbräuhaus oder dem Gasthaus Daniel Konkurrenz machen", sagt Bonschab. "Es gibt zwar gute bayerische Wirte, aber die meisten von denen haben ihr passendes Objekt schon gefunden und denken nicht an einen Wechsel." Die Nachfolgegeneration habe sich dagegen auf ein anderes Feld gestürzt. "An jeder Ecke machen Cafés mit Küche auf, bei denen man zumindest zu Mittag essen kann. "Die wollen breiter aufgestellt sein als eine klassische Wirtschaft, bei denen gibt es Frühstück, mittags was Leichtes und abends haben die dann einen Bar-Charakter", berichtet Bonschab. "Die bayerische Küche ist da ein bisschen auf der Strecke geblieben."
 

Auch für Stefan Wild, Kreisvorsitzender des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands, liegt die sinkende Zahl der gutbürgerlichen Wirtshäuser nicht an der fehlenden Nachfrage: "Wir haben Wirte und Gäste befragt, da ist rausgekommen, dass die bayerische Küche beliebter ist als die italienische. Sie ist also grundsätzlich auf dem Vormarsch." Dass momentan diese "Café-Geschichten" so auf dem Vormarsch seien, läge vor allem daran, dass Pächter weniger Probleme erwarten. "Jeder, der in München einen Kurs zur Hackfleischverordnung macht, kann so ein Bistro aufmachen. Da gibt es sonst kaum Vorgaben. Die wirklichen Profis sind eher rar gesät", sagt Wild.

Die Ingolstädter Wirte könnten sich weitere gutbürgerliche Lokale in der Innenstadt gut vorstellen. "Ich glaube nicht, dass es schon zu viele gibt, da wäre schon noch Platz für andere", erzählt Sigi Häusler, der mit dem Mo und Sigi’s Bistro gleich zwei Gaststätten in Ingolstadt betreibt. "Aber man muss halt gut kochen." Auch sein Kollege Willi Pickl vom Daniel könnte sich weitere Konkurrenz vorstellen. "Jeder der gut ist, kommt durch, die Schlechten zerbröselt’s halt." Dass Herrnbräu Probleme hat, für eine traditionsreiche Gaststätte wie den Hugl einen Pächter zu finden, wundert Pickl aber nicht. "Die bayerische Küche ist einfach zu aufwendig, diese Arbeit will sich keiner mehr machen", vermutet er.

Die neuen Pächter im Hugl seien "renommierte Gastronomen, die man in Ingolstadt kennt", erzählt Bonschab. Die Neueröffnung soll schon nach den Sommerferien stattfinden.