Rat von Fachleuten einholen

18.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:46 Uhr

Zum Artikel "Geisterradlern auf der Spur" (DK vom 11. August):

Diese Geisterradler sind wirklich ein Unding! So passierte es mir am Freitag, 9. Oktober 1992, zur Mittagszeit, dass ich in der Eisenbahnunterführung der Goethestraße stadteinwärts von einem Geisterradler gerammt wurde: Platzwunde am Kopf, linkes Schlüsselbein gebrochen, eine Woche Aufenthalt in der Klinik. Meine neue Stelle konnte ich nicht antreten. Das wäre nicht passiert, wenn nicht der Bezirksausschuss Nordost durchgesetzt hätte, dass in der Unterführung Geh- und Radweg baulich voneinander abgesetzt wurden. Sonst hätte ich auf den Gehweg ausweichen können. Besser wäre es, die Betroffenen zu fragen und sich wissenschaftlichen Rat einzuholen. Längst ist erwiesen, dass Radwege den Fahrradverkehr nicht sicherer machen. Die schweren Unfälle in Ingolstadt sind auf Straßen mit Radwegen passiert. Gleichzeitig wird für die Qualität nichts getan: Die Regensburger Straße hat einen neuen Asphaltbelag bekommen, der Radweg daneben ist noch der gleiche Fleckerlteppich wie vor Jahren.

Warum haben die beiden Ökoparteien im Stadtrat, ÖDP und Grüne, nahezu gar nichts für den Fahrradverkehr in der Stadt unternommen? Obwohl Radfahren umweltfreundlich sein soll. Das einzig erwähnenswerte waren der Bau des Radwegs in der Bahnhofstraße, auf dem man ungehindert an den Autoschlangen vorbeiradeln kann, sowie die Modernisierung der beiden Querspangen unter der Südlichen Ringstraße. Sonst ist für den Fahrradverkehr in Ingolstadt in den letzten 30 Jahren nichts nennenswertes gemacht, an manchen Stellen sogar verschlechtert worden. Auch die Novellierung der StVO vom 1. Oktober 1997 wurde nicht umgesetzt.

In anderen Städten gibt es eine offizielle Fahrradförderung. Vielleicht sollten die Verantwortlichen in Verwaltung, Stadtrat und Bezirksausschüssen fachlichen Rat einholen, wie das bei anderen Verkehrsträgern ja auch üblich ist.

Den Geisterfahrer habe ich verklagt, den Prozess gewonnen, aber bei dem Mann hat der Gerichtsvollzieher kein Geld gefunden. Die Politiker wollten den Schaden nicht begleichen.

Hanns-Georg Schweitzer

Ingolstadt