Eichstätt
Wirbel um Wolfsteiner-Wechsel

Regionalliga: Stammspieler hatte beim VfB Eichstätt bereits verlängert - will nun aber zum FC Pipinsried

27.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:14 Uhr
Hat sich anders entschieden: Dominik Wolfsteiner will kommende Saison für den FC Pipinsried auflaufen. Zuvor hatte er allerdings dem VfB Eichstätt bereits eine Zusage gegeben. −Foto: Traub

Eichstätt - Wohl selten in der Geschichte des Fußball-Regionalligisten VfB Eichstätt hat ein angekündigter Spielerwechsel ein derartiges Echo erzeugt und für so viel Zündstoff gesorgt wie der Fall Dominik Wolfsteiner.

Der dienstälteste VfB-Akteur (seit 2015 im Klub) will den Verein in Richtung FC Pipinsried verlassen. Das passiert allerdings alles andere als geräuschlos.

Ende vergangener Woche ließ der VfB mit einem Statement auf seiner Homepage aufhorchen. Da heißt es: "Wolfsteiner will Vertrag nicht erfüllen! Dominik Wolfsteiner, der beim VfB Eichstätt erst kürzlich einen Vertrag für die kommende Saison unterzeichnete (. . . ) möchte seinen Vertrag mit dem VfB Eichstätt nun auflösen und zum zukünftigen Ligakonkurrenten FC Pipinsried wechseln. Wie den Verantwortlichen des VfB Eichstätt nun bekannt wurde, unterschrieb Wolfsteiner zur Überraschung aller vergangene Woche einen weiteren Vertrag in Pipinsried. "

Die Domstädter gehen in der öffentlichen Stellungnahme mit ihrem Noch-Spieler hart ins Gericht. Mit Blick auf Wolfsteiners Verlängerung in Eichstätt heißt es: "Die Worte von damals (. . . ) verkommen damit natürlich für jeden Fan zur Farce und die Entscheidung des dienstältesten Profis löst auch im Verein erst einmal Erstaunen und Verwunderung aus. "

Zusätzlich brisant wird die Personalie Wolfsteiner auch deshalb, weil der künftige Regionalligist Pipinsried kürzlich bereits die VfB-Stammkräfte Atdhedon Lushi und Lucas Schraufstetter zur neuen Saison ins Dachauer Hinterland lockte. Auch zu Jakob Zitzelsberger und Philipp Federl bestand wohl Kontakt, beide entschlossen sich jedoch zu bleiben. VfB-Coach Markus Mattes reagierte dem Vernehmen nach stinksauer. Offiziell bestätigt hat der FC Pipinsried den Wolfsteiner Transfer noch nicht.

Doch wie ist das alles überhaupt möglich? Kann ein Spieler, der schon einen Vertrag für die kommende Saison unterschrieben hat, einfach einen weiteren Kontrakt bei einem anderen Verein unterzeichnen? Wenn Wolfsteiner beim VfB als Vertragsamateur gelistet wäre, ist das eigentlich ausgeschlossen. Ist den Eichstättern also ein Fehler unterlaufen? Haben sie die Vertragsverlängerung nicht unverzüglich dem Verband gemeldet, wie sie es hätten tun müssen? Oder hat Wolfsteiner in Eichstätt gar nicht den Status eines Vertragsamateurs? In diesen beiden Fällen wäre es von Pipinsried legitim und auch rechtlich zulässig, Wolfsteiner zu verpflichten.

Ein Blick auf die BFV-Internetseite zeigt, dass genau das der Fall sein muss. Sucht man da bei den aktuellen Vertragsspielern nach Dominik Wolfsteiner, dann ist die Sache eindeutig: Sein Vertrag in Eichstätt endet offiziell am 30. Juni 2021, von einer Verlängerung ist nichts zu lesen. Dafür ist er bei Pipinsried ab 1. Juli bis zum 30. Juni 2022 als Vertragsspieler gemeldet. Abgeschlossen wurde dieser Vertrag laut BFV bereits am 8. April.

Dass Wolfsteiner beim VfB nicht als Vertragsamateur unterschrieben hat, bestätigt der Stellvertretende VfB-Vorsitzende Dominik Schmidramsl. "Wir haben zivilrechtlich einen gültigen und wasserdichten Vertrag abgeschlossen", erklärte er. Dass verbandsrechtlich ein Spieler, der nicht als Vertragsamateur gilt, von anderen Vereinen dennoch abgeworben werden kann, darüber sei man sich beim VfB im Klaren. Schmidramsl bekräftigte die Position der Eichstätter: "Wir stehen zu dem, was wir vergangene Woche gesagt haben. Darüber, dass jemand bei uns unterschreibt und dann wenige Wochen später bei einem anderen Verein unterschreibt, herrscht bei uns Unverständnis. " Schmidramsl zeigt sich trotz der Causa Wolfsteiner ruhig und zuversichtlich. "Wir werden auch in Zukunft eine gute Mannschaft haben und auch auf seiner Position tut sich bereits etwas. "

Im Internet hatte sich nach der Eichstätter Stellungnahme in den Kommentarspalten eine heftige, kontroverse und bisweilen sehr unsachliche Diskussion entwickelt. Dabei zeigen sich einige - vermutlich VfB-Anhänger - schwer verärgert über das Handeln von Wolfsteiner und Pipinsried und schießen in ihrer Wortwahl weit über das Ziel hinaus. Andere wiederum ärgern sich, dass Pipinsried und der Spieler öffentlich derart angegangen werden. Der VfB sah sich daher gezwungen, in die Online-Diskussion einzugreifen: "Wir bitten euch in den Kommentarspalten die gängigen Verhaltensregeln einzuhalten. Der VfB Eichstätt zeigt sich erstaunt, dass Dominik Wolfsteiner - trotz unterschriebenem und gültigem Vertrag vor wenigen Wochen - mit einem anderen Verein verhandelt oder unterschreibt. Selbstverständlich kann jeder Spieler, mit anderen Vereinen sprechen oder verhandeln! Selbstverständlich kann auch jeder Spieler auf den Verein und die Verantwortlichen zukommen und über alles (. . . ) reden und dann findet man auch eine einvernehmliche Lösung. Dennoch darf man als Verein sein Unverständnis äußern, wenn sich nur wenige Wochen nach unterschriebenem Vertrag und einem eindeutigen Statement pro VfB Eichstätt ein Spieler eine neue Herausforderung sucht. "

Wolfsteiner selbst wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung zum Wirbel um seinen Wechsel nicht äußern.

DK

Philipp Zimmermann