Ingolstadt
"Wir wollen Leichtigkeit ins Leben bringen"

22.12.2013 | Stand 02.12.2020, 23:16 Uhr

Leben für ihr Publikum im Urwald: Die Liedermacher Rodscha Schneider, alias Rodscha aus Kambodscha, und Tom Palme - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Mitten im Winter geht es mit Rodscha aus Kambodscha und Tom Palme in den Urwald: Auf ihrer ersten eigenständigen CD, „Affen tanzen – Mitmachlieder“, verbreiten die beiden Kinderliedermacher gute Laune.

Wieso geht es auf der CD wieder in den Urwald?

Rodscha Schneider: Bei uns ist der Urwald immer Thema auf den Konzerten. Wir leben für die Kinder im Dschungel, treffen dort unsere Freunde, den Affen, den Löwen, den Koalabären. Die Kinder tauchen mit uns in diese Fantasiewelt ein und erleben die Geschichten.

 

Warum muss man so weit in die Ferne, um Geschichten zu erleben?

Rodscha: Kinder lieben exotische Tiere. Der Elefant, der Affe und das Krokodil sind Tiere, die im Kinderzimmer ihren Platz haben. Und wir selbst lieben die Ferne, waren früher sehr viel auf Reisen, um andere Kulturen kennenzulernen. Interkulturelles Lernen wird für Kinder auf diese Weise unterstützt.

 

Sie wollen Kinder nicht nur körperlich in Bewegung bringen?

Rodscha: Es geht ums Mitmachen. Bei uns sind die Lieder immer Mitmach- und Bewegungslieder. Es gibt ja unterschiedliche Arten von Liedern, es gibt Geschichtenlieder, Zuhörlieder. Die Kinder sollen ihren Körper besser spüren. Dadurch kann man ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl steigern. Wenn man die Muskeln anzieht, dann ist man stark wie ein Löwe. Und die Kinder fühlen sich stark wie ein Löwe.

 

Brauchen Kinder so viel Anregung, sich zu bewegen?

Rodscha: Auf alle Fälle. Es gibt einen großen Mangel an Bewegung. Viele Kinder wachsen in einer reizüberfluteten Umwelt auf. Der Hör- und der Sehsinn sind völlig überfordert, die elementaren körpernahen Sinne oft vernachlässigt. Mit Kinderliedern kann man Bewegungserfahrung fördern. Wenn es heißt: Das ist hoch! Dann werden die Kinder aufgefordert, sich zu strecken. Wir gehen sehr viel in Lebenshilfeeinrichtungen und haben deshalb viele Lieder auf Körpererfahrungen, die aber allen Kindern zugutekommen.

 

Hat das auch etwas mit Ihrem Musikstil zu tun?

Rodscha: Ja. Wir wollen unbedingt zeitgemäße Musik bieten. Wir integrieren dazu Weltmusik, wir haben Reggae- und Salsa-Rhythmen, Rockmusik und Latinoklänge in unseren Liedern verarbeitet. Auch, um den Kindern ein breites Spektrum an Musik zu bieten und nicht den Einheitsbrei an Kindermusik, der immer wieder zu hören ist.

 

Was unterscheidet Ihre Musik davon, abgesehen von den Weltmusik-Elementen?

Rodscha: Wir wollen uns vor allem von der synthetisch erzeugten Musik abgrenzen. Bei uns ist alles live aufgenommen. Wir arbeiten mit Kinderchören zusammen und mit Kindersängern. Wir wollen, dass Kinder einen Sinn für unterschiedliche Musikstile bekommen und dass sie sich mit den Liedern bewegen und sie schnell mitsingen. Wir bieten Fortbildungen für Lehrer und Erzieher an. Sie sollen unsere Lieder schon am nächsten Tag in ihren Alltag integrieren.

 

Woher kommt dieses Interesse für Kinderlieder?

Rodscha: Ich habe meine Diplomarbeit über Kinderlieder geschrieben. Deshalb möchte ich betonen, dass alle Kinderlieder ihre Berechtigung haben. Die Vielfalt ist wichtig. Wir haben uns auf die Bewegungslieder spezialisiert. Und natürlich macht es viel Spaß. Die Kinder tanzen bei uns auf den Konzerten.

 

Und woher kommen die Ideen?

Rodscha: Ich bin viel in der Natur. Wenn ich spazieren gehe und die Tiere beobachte, fällt mir immer etwas ein. Hier finde ich die Leichtigkeit, die vielen abhandengekommen ist. Wir empfinden das als unsere Aufgabe: Wir wollen die Leichtigkeit ins Leben zurückbringen. Auch den Erwachsenen.

 

Das Interview führte Barbara Fröhlich.