Ingolstadt
"Wir wollen dem Gegner wehtun"

FCI-Allrounder Marcel Gaus freut sich auf den Hamburger SV und verspricht leidenschaftlichen Kampf

03.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:52 Uhr

−Foto: Ralf Lueger

Ingolstadt (DK) Als Tabellenführer der vergangenen vier Spieltage (zehn Punkte wie Paderborn) und mit viel Selbstvertrauen tritt der FC Ingolstadt an diesem Samstag (13 Uhr) beim krisengeschüttelten Bundesliga-Absteiger Hamburger SV an. Die Hanseaten, die im gleichen Zeitraum nur zwei Punkte holten und zuletzt auf Rang vier der 2. Bundesliga zurückfielen, stehen wie die Schanzer, die trotz ihrer jüngsten Erfolgsserie immer noch auf einem Abstiegsrang platziert sind, enorm unter Druck.

So gesehen ist die Partie trotz aller Unterschiede ein Krisengipfel und daher ein Spiel mit offenem Ausgang. "Das ist ein Fifty-Fifty-Spiel. Druck haben jetzt alle", meint FCI-Vereinsgründer Peter Jackwerth, der aus seinem Domizil auf Mallorca zum Spiel nach Hamburg fliegt. Der 61-Jährige hofft, dass der Lauf unter Trainer Tomas Oral anhält. "Er hat die richtige Ansprache gefunden und spielt den Fußball, den man im Abstiegskampf spielen muss", meint Jackwerth.

Das sieht auch Marcel Gaus so. Der bisherige Linksverteidiger ist bei Oral ins zentrale Mittelfeld auf die Sechserposition gerückt und einer der Gewinner des dritten Cheftrainerwechsels dieser Saison. "Wir sind jetzt definitiv im Abstiegskampfmodus. Wir sind weggekommen vom Ballbesitzfußball und haben trotzdem nicht weniger Torchancen", sagt Gaus und begründet: "Die Art und Weise, wie wir unsere Chancen kreieren, ist eine andere. Wir haben festgestellt, dass die Basis die Defensive ist. Diese Bereitschaft zu verteidigen und mehr zu laufen als der Gegner, um die Räume zu schließen, ist der Grundstein für den Erfolg."

Gaus, der seit Orals Dienstantritt die für ihn neue Position bekleidet, freundet sich mehr und mehr damit an. "Auf dieser Position kann man sich richtig auskotzen", meint der 29-Jährige über sein Laufpensum, freut sich aber auch über die kreative Seite. "Ich habe mit Almog einen Nebenmann, der mich absichert, wenn ich versuche, was für das Spiel zu machen", sagt Gaus, der in Bielefeld sein erstes Saisontor erzielte und auch gegen Dresden den Freistoß herausholte, der zum 1:0-Siegtreffer führte.

Oral hat ihn genau deshalb für diese Rolle auserkoren. "Marcel ist ein gestandener Zweitliga-Spieler, der auch jedes Jahr seine Tore schießt. Er kam aus einer Offensivposition aus Düsseldorf, ist laufstark und hat eine gewisse Bereitschaft, seine Position diszipliniert zu halten. Das hat er ja gezeigt, als er als Stürmer Linksverteidiger spielen musste, deshalb wusste ich, dass er das ohne Probleme spielen kann", erklärt der FCI-Coach. Gut möglich, dass Gaus in Hamburg aufgrund der Gelbsperre für Sonny Kittel aber wieder auf die linke Mittelfeldseite ausweicht, wenn Oral seinen Edeljoker Thomas Pledl weiterhin nicht von Anfang an bringen will. "Wir müssen das als Mannschaft lösen", sagt Oral und lässt sich nicht in die Karten schauen.

Egal wo auf dem Platz wird die Partie für Gaus ein Highlight. "Ich habe noch nie in diesem Stadion gespielt, und das Spiel wird durch die Situation noch knackiger", freut sich der Düsseldorfer auf den HSV. "Ich glaube, es gibt nicht den großen Favoriten. Natürlich hat der HSV große Klasse und den Heimvorteil, trotzdem wird er jetzt nicht gerne gegen uns spielen. Wir fahren mit Freude und Spaß dahin", verspricht Gaus, der erneut seine körperbetonte Spielweise einbringen will. "Bei uns wirft sich jetzt jeder in die Zweikämpfe rein. Und es ist auch Freude dabei, dem Gegner mal wehzutun. Das ist ganz wichtig im Abstiegskampf, wenn der andere weiß, dass er jetzt nicht einfach durchs Mittelfeld spazieren kann."

Mit Szenarien, was beim HSV passiert oder wie man nach der Partie platziert sein könnte, will sich beim FCI niemand beschäftigen. "Wir sind gut beraten, uns um uns selbst zu kümmern und die Spiele so anzugehen, wie wir uns das vorgenommen haben. Unabhängig vom Gegner wollen wir das Maximale rausholen und die Mentalität beibehalten, die wir in den vergangenen Wochen wie einen roten Faden durchgezogen haben", sagt Oral und formuliert das Wunschziel für die Saisonendphase: "Wir wollen ein Endspiel bekommen, in dem wir es selbst in der Hand haben."

FC INGOLSTADT IN KÜRZE

Aufstellungen: Bis auf den gelb-gesperrten Sonny Kittel stehen Ingolstadts Trainer Tomas Oral alle Spieler zur Verfügung. Das kann sich für das  Heimspiel gegen Darmstadt 98 (12. Mai, 15.30 Uhr) aber schnell wieder ändern, schließlich droht mit Almog Cohen, Stefan Kutschke, Darío Lezcano und Frederic Ananou gleich vier Schanzern eine Gelbsperre. 
Hamburger SV: Pollersbeck - Sakai, Lacroix, van Drongelen, Douglas Santos - Janjicic - Narey, Öczan, Mangala, Jatta - Hwang (Lasogga).
FC Ingolstadt: Tschauner - Neumann, Paulsen, Mavraj, Otavio - Träsch, Cohen, Gaus, Kerschbaumer - Kutschke, Lezcano.

Bilanz: Von bislang sechs Pflichtspielen gegen den HSV gewann der FCI erst eines. Im Volksparkstadion sind die Schanzer allerdings noch ungeschlagen (2 Spiele, 2 Unentschieden. 
Statistik: Mit 17 Toren stellen die Ingolstädter  die beste Mannschaft nach ruhenden Bällen. Die Hamburger  dagegen kassierten mit 18 Gegentoren nach Standards so viele Treffer wie kein anderer Zweitligist.

Zuschauer: Trotz der Krise erwarten die Hamburger rund 50 000 Zuschauer im Volksparkstadion. Knapp 500 Fans haben sich aus Ingolstadt angekündigt.szj

 

 

Gottfried Sterner, Julian Schultz