Spalt
"Wir werden jetzt nicht abheben"

Udo Weingart will nach Wahlsieg Bodenhaftung behalten – Freie Wähler sehen hohe Wahlbeteiligung als Erfolg

19.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:49 Uhr

Wenige Sekunden nach der Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses kann sich Udo Weingart (zweiter von rechts) vor Gratulationen kaum mehr retten. Hier schütteln ihm CSU-Ortsschef Anton Schmidpeter (rechts) sowie das christsoziale Stadtratsmitglied Willy Greil gleichzeitig die Hand. - Foto: Leykamm

Spalt (HK) Die Atmosphäre im Spalter Rathaus ist angespannt, als es am Wahlabend auf 18 Uhr zugeht. Kann sich Udo Weingart als Rathauschef durchsetzen oder gelingt Michael Breit die Ablöse? Das vorläufige Ergebnis ist deutlich: 79,7 Prozent der Wähler votieren für den Amtsinhaber.

Weingart kann es bei der Wahlparty der CSU noch gar nicht richtig fassen und formuliert schelmisch: „Das ist ein Landratswahlergebnis plus x – aber wir werden jetzt bestimmt nicht abheben.“ Die Herausforderungen, die es in der Gemeinde zu lösen gilt, sind laut Weingart sowieso geblieben. Sie müssten nun beherzt angepackt werden, damit die Bürger auch 2020 noch sagen könnten, dass sie sich 2012 „richtig entschieden haben“.

Eine Entscheidung, die dem Herausforderer Michael Breit arg im Magen liegt. „Ich bin natürlich nicht glücklich mit dem Ergebnis,“ betont er bei der weniger fröhlichen Wahlparty der Freien Wähler in Großweingarten, die den Filialleiter einer Schwabacher Sparkasse zum Kandidaten nominiert hatten. Bevor er im heimischen Gasthaus den Stimmenanteil von 20,3 Prozent emotional verarbeiten wird, ist Breit allerdings zur Feier der Christsozialen marschiert und hat Weingart zum Sieg gratuliert.

Den alten und neuen Rathauschef beglückwünschen natürlich auch gleich alle Mitstreiter. Man sei stolz auf einen solch „geerdeten Bürgermeister“, wie ihn die CSU in Spalt habe, so Kreisvorsitzender Volker Bauer. Das Ergebnis dokumentiere die gute Leistung und sorge für weitere Motivation, die beispielsweise Ernst Schuster gut brauchen kann, der wieder in den Bezirkstag einziehen will.

Für Weingart hat Bauer ein besonderes Geschenk dabei: Die Zusage des Bezirks zur Förderung des neuen Hopfen- und Biermuseums im Spalter Kornhaus in einer Höhe von 100 000 Euro. „Das ist fast so wichtig wie der Wahlsieg“, so Weingart.

Der Wahlsieger habe die Gemeinde „auf Kurs gebracht“, das Ergebnis sei „ein echter Vertrauensbeweis“, so der stellvertretende CSU-Kreischef Michael Kreichauf. Roths Bürgermeister Ralph Edelhäußer hingegen fühlt sich durch die Vorlage Weingarts angespornt, aber von solchen Resultaten „kann ich nur träumen“.

In Großweingarten versucht man indessen das Ergebnis wie einen Albtraum abzuschütteln. Eines der Wahlziele aber habe man erreicht, verkündet der Vorsitzende der Freien Wähler Großweingarten, Alfred Zottmann. Die Tatsache, dass Weingart mit Breit dieses Mal einen Gegenkandidaten hatte, habe die Wahlbeteiligung in die Höhe getrieben. Sie lag bei 65,8 Prozent.

Breit selbst macht einen gelassenen Eindruck. Er sei froh über die Erfahrungen, die er in den vielen Gesprächen mit den Bürgern habe machen dürfen. Das Ergebnis selbst will er erst einmal abhaken. Danach werde er sich Gedanken machen, wie er sich weiter auf kommunalpolitischer Ebene positioniere.

Für Zottmann hingegen ist das Gesamtergebnis Anlass zur Kritik an den politischen Reihen jenseits der CSU. Sie hätten allesamt Unterstützung für den Kandidaten Breit signalisiert. Das seien wohl nur „Lippenbekenntnisse“ gewesen, so Zottmann. Da der Stadtrat nur zu 40 Prozent aus Christsozialen bestehe, hätte auch das jetzige Wahlresultat anders ausfallen müssen. Alle Nicht-CSU-Gruppen hätten es versäumt, ihre Wählerschar für Breit zu mobilisieren.

Ein christsoziales Stadtratsmitglied zeigt sich in Großweingarten indes über die eigenen Parteifreunde verärgert: Ludwig Gabler, der Schwiegervater des Kandidaten Breit. Die familiäre Konstellation sei wohl der Grund gewesen, dass ihn einige Stadtratsmitglieder der eigenen Fraktion „in der Öffentlichkeit geschnitten haben“, mutmaßt er verbittert und sorgt so für einen Wermutstropfen im Triumphkelch Weingarts.