Hilpoltstein
Meister im Viertberuf

Günther Möller aus Hilpoltstein ist Kfz-Mechaniker, Kommunikationselektroniker, Medizintechniker und Malermeister

19.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:49 Uhr

 

Hilpoltstein/Roth (HK) 65 Jungmeister aus den Landkreisen Roth, Weißenburg und Schwabach erhielten beim großen Festakt in der Rother Kulturfabrik ihre Urkunden.

Sie mussten zwar nicht nach einem Schiffbruch auf einer einsamen Inseln gegen Kannibalen kämpfen – Trotzdem gibt es einige Parallelen zwischen den Jungmeistern und Robinson Crusoe. Diesen abenteuerlichen Vergleich hat zumindest niemand geringerer als Heinrich Mosler selbst, seines Zeichens Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken in Nürnberg, gewagt. Der gestrandete Überlebenskünstler des Werks von Daniel Defoe sei eigentlich „das Urbild des Selbstständigen“, so Mosler. Vor allem vereinten den Romanhelden und die Meister der verschiedenen Gewerbe die gleichen Tugenden: „Schaffenskraft, Arbeitsfreude, Erfindungsgeist und Risikobereitschaft“, wie sie der Präsident aufzählte. In einigen Punkten hätte es Crusoe sogar viel leichter gehabt als die heutigen Führungs- und Fachkräfte in den Betrieben: Er hatte nämlich keine Konkurrenz zu fürchten, musste sich weder mit Geldproblemen noch mit der Bürokratie herumschlagen.

In wesentlichen Punkten hingegen dürften sich die Jungmeister von heute allerdings viel glücklicher schätzen als der gewiefte Schiffbrüchige. Zum Beispiel was die gegenwärtige Wirtschaftslage anbetrifft. „Dem Handwerk geht es so gut wie lange nicht mehr,“ zeigte sich Mosler zufrieden. In einer Umfrage bewerteten 90 Prozent der befragten Unternehmen ihre Situation als „gut bis befriedigend“, ein historisch hoher Wert, der vor wenigen Jahren bei 50 Prozent vor sich hin dümpelte. Die Zahl derjenigen, die laut Forsa-Befragungen dem Handwerk große ökonomische Bedeutung beimäßen, habe sich seit 2008 mehr als verdoppelt. Ein Trend, der auch den Respekt vor Meisteranwärtern wieder wachsen lässt.

„Eine Spitzenmannschaft des Handwerks“ sähe er vor sich, der er zum „Sieg in der Meisterschaft gratuliere“, sagte Kreishandwerksmeister Hanno Dietrich. „Sie sind die beste Antwort auf den viel zitierten Fachkräftemangel. Sie haben das Zeug zum Vordenker und sind fit genug für die anstehenden, anspruchsvollen Herausforderungen“, lobte Dietrich weiter.

„Respekt, dass ihr das so durchgezogen habt!“, bekräftigte der Rother Landrat Herbert Eckstein. Er riet aber auch dazu, in der jetzigen Boomphase die Weichen richtig zu stellen und vor allen Dingen die Stammkunden nicht zu vergessen. „Fehler macht man in der guten Zeit,“ warnte Eckstein.

Bei der Übergabe der Meisterbriefe gab es dann für jeden Einzelnen den gebührenden Beifall, bei einigen aber erklang er besonders laut. Denn es gab auch 14 Empfänger von Meisterpreisen der Bayerischen Staatsregierung zu beklatschen, die jeweils einen vergoldeten Holzstern erhielten. Als Erinnerung an ihre Sternstunde und daran, dass sie „aus besonderem Holz geschnitzt“ seien, so Dietrich.

Einen besonderen Applaus hatte sich auch Günther Möller aus Hilpoltstein verdient. Der Kfz-Mechaniker, Kommunikationselektroniker und Medizintechniker ist nun nämlich auch noch Maler- und Lackierermeister, weil der 40-Jährige den Betrieb seines Schwiegervaters weiter führen will.

Und es gab auch noch einen echten Vizeweltmeister des Leistungswettbewerbs der Handwerksjugend zu bestaunen: Fliesen-, Platten- und Mosaiklegermeister Johannes Fleischmann hat sich mit diesem Titel den Weg in die berufliche Zukunft in der Tat komfortabel designt. Auf ihm prangt nun auch eine vergoldete Solnhofener Fliese mit integriertem Fischfossil, die der Hilpoltsteiner überreicht bekam.