Mainburg
"Wir stehen beide unseren Mann"

Die Mainburger Polizistinnen Regina Beischl und Kathrin Krauss berichten von ihren Erfahrungen

02.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:25 Uhr
Noch sind sie in grün und beige unterwegs, ab dem nächsten Jahr werden Regina Beischl (links) und Kathrin Krauss aber in blauer Uniform auf Streife gehen. Das Auto macht es schon mal vor. −Foto: Höflsauer

Mainburg (DK) Ein Drittel der Polizeibeamten in der Mainburger Dienststelle sind Frauen. Die Polizistinnen Regina Beischl und Kathrin Krauss berichten unserer Zeitung von ihren Erfahrungen.

Früher lediglich als "Sozialpersonal" für "Obdachlose und sittlich gefährdete weibliche Jugendliche" zuständig, müssen weibliche Polizeibeamte heute an rabiatere Fälle ran als ihre Vorgängerinnen. Erst seit dem Jahr 1990 dürfen Frauen in die vormalige Männerdomäne der uniformierten Schutzpolizei eintreten. Mit skeptischen Blicken oder schwachen Sprüchen mussten wohl so einige der Damen anfangs rechnen. Die Polizistinnen Regina Beischl und Kathrin Krauss, die bei der Polizeiinspektion Mainburg ihren Dienst tun, spüren von dieser Voreingenommenheit heute nichts mehr.

Polizeihauptmeisterin Regina Beischl aus Mainburg ist seit 22 Jahren im Dienst. Durch zwei Brüder bei der Polizei war sie bei der Berufswahl schon "vorbelastet". Die Mischung aus "Büro und Draußensein" und "Leuten helfen" behagte ihr.

"Polizistin ist mittlerweile als normaler Beruf akzeptiert."

Regina Beischl

 

Die Motive ihrer Kollegin Kathrin Krauss: Eine vielfältige und abwechslungsreiche Arbeit -"man weiß nie, was kommt". Die Eltern der 25-jährigen Polizeiobermeisterin aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach stehen voll hinter der Entscheidung der Tochter, als Polizistin zu arbeiten. Trotzdem bleibt ihnen das Restrisiko immer im Hinterkopf - in Zeiten steigender Kriminalität gegenüber Polizisten umso mehr.

"Null Schwierigkeiten" sehen die beiden Polizistinnen für Frauen im Polizeialltag. Wenn zwei Polizeibeamte - weiblich und männlich - zusammen im Einsatz sind, "stehen wir beide unseren Mann", erklärt Regina Beischl. Situationen, in denen ein Geschlecht besser als das andere handeln könnte, gebe es wenige. Natürlich könne es sein, dass man als Frau bei einem Fall von häuslicher Gewalt einen besseren Zugang zum Opfer findet. Genauso könnte das - geschlechtsunabhängig - aber einem Kollegen gelingen. Genauso logisch sei zwar, dass man sich als Frau bei einem massiven Gewaltaufkommen nicht an der Spitze positioniere. Aber Angst, bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung einzuschreiten, haben die beiden erfahrenen Polizistinnen überhaupt nicht.

Durch den fast gleichen Anteil von Frauen und Männern fahren - obwohl eine gleichmäßige Verteilung erwünscht ist - schon mal rein weiblich oder männlich besetzte Streifen in Mainburg. Problematisch wird das nur, wenn eine Leibesvisitation ansteht. Denn: Genauso wie Männer keine Frauen abtasten dürfen, dürfen umgekehrt auch Frauen die Männer nicht durchsuchen. Im Umgang mit Straftätern berichten beide von ausgeglichenen Reaktionen. Egal, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, wenn man "nett, freundlich und ruhig herantritt", würden Kolleginnen nicht anders behandelt als Männer. Im Gegenteil, so sind sich Regina Beischl und Kathrin Krauss einig: Die Anwesenheit einer Polizistin wirke oft sogar deeskalierend.

Neben Formalitäten wie einer Mindestgröße von 165 Zentimetern, der deutschen Staatsangehörigkeit und einem Sport- und Einstellungstest, der zum Beispiel logisches Denken abverlangt, benötigen Anwärterinnen auf den Polizeidienst vor allem "Toleranz, keine Vorurteile und viel Verständnis". Dann gelinge ein guter Umgang mit den Bürgern. Für die Einsätze sei "absolute körperliche Gesundheit" nötig, sportlich müsse man sein und bei stressigen Situationen absolut belastbar. Denn mit einem Tag voll verschiedener Einsätze oder auch etwa dem Erschießen eines angefahrenen Rehs muss man klarkommen. Mit "voller Hingabe an den Beruf" gelinge dann aber der ideale Start in den Traumberuf als "Freund und Helfer". Dezente Schminke und lange Haare - zum Zopf gebunden - sind übrigens in Ordnung, wenn die Polizistin zum Dienst erscheint.

Polizist zu sein sei populärer geworden und mittlerweile als normaler Beruf akzeptiert, meint Polizeihauptmeisterin Beischl. Die Hemmschwelle für Frauen, in einen früher von Männern dominierten Beruf einzusteigen, sei erkennbar gesunken.

Auch immer mehr Kommissarinnen in den beliebten Fernsehserien geben den Ausschlag, dass für junge Frauen der Polizeiberuf an Attraktivität gewinnt. Polizisten genießen zudem ein sehr hohes Vertrauen der Bevölkerung.

Als zukünftige Frauendomäne sieht Beischl den Polizistenberuf jedoch nicht. "Das würde auch nicht gehen", meint sie und weist auf die überwiegend männlichen Straftäter hin. Doch in Sachen "Frauenanteil" steht die Dienststelle Mainburg sowieso weit vorne. In der Nachbarinspektion Geisenfeld ist ein Viertel der Besetzung weiblich. Kathrin Krauss erinnert sich an zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen während ihrer Ausbildung.

Frauen bei der Polizei sind heute also nichts besonderes mehr und nach Meinung von Regina Beischl und Kathrin Krauss sind sie den Männern absolut gleichgestellt. Eins ist jedenfalls sicher: Solang die beiden charismatischen Damen im Dienst sind, sollten sich Delinquenten und Verbrecher aller Art in Acht nehmen.