Hilpoltstein
"Wir sind wir"

Oskar Kratochvil dirigiert zum ersten Mal das Frühlingskonzert der Stadtkapelle

17.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:57 Uhr

Debüt am Dirigentenpult: Oskar Kratochvil und die Stadtkapelle Hilpoltstein begeistern auch beim 33. Frühjahrskonzert in der vollen Stadthalle ihr Publikum. - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Mit Musik lässt sich der Frühling immer noch am besten begrüßen. Genau das tat auch die Hilpoltsteiner Stadtkapelle, die am Samstagabend zu ihrem 33. Frühlingskonzert in die Stadthalle bat.

Auch diesmal wieder war das Interesse riesengroß. Vielleicht lag es auch daran, dass das Orchester mit Oskar Kratochvil einen neuen Chef hat, der zum ersten Mal das Frühjahrskonzert dirigierte. Durch das Programm, das unter dem Motto "Wir sind wir" stand und aus Höhepunkten und Lieblingsstücken aus der über 30-jährigen Geschichte der Stadtkapelle bestand, führten Carolin Czieharz und Kathrin Weichbrodt, die zu allen Stücken allerhand Wissenswertes zu berichten wussten, ehe sie wieder in den Reihen ihrer Musikerkollegen Platz nahmen.

Dort saßen übrigens auch einige der Happy Hipos, des gemeinsamen Nachwuchsensembles von Musikschule und Stadtkapelle - leicht zu erkennen an ihren weißen Hemden.

Sehr dynamisch ging es los mit der Ouvertüre zur Oper "Nabucco" von Giuseppe Verdi. Trotz des an sich kraftvollen Stückes gab es immer wieder ruhige Parts, so dass die Stadtkapelle gleich zu Beginn ihr Können in allen Bereichen unter Beweis stellen konnte. Mit dem zweiten Stück wurde auf den Volksaufstand in Tirol unter der Führung von Andreas Hofer im Jahr 1809 erinnert. Der erste Part "Aufstand" kam noch sehr getragen daher, beim "Kampf am Berg Isel", einem mitreißenden Marsch, wären - hätte man im Publikum Musketen verteilt - wohl die meisten begeistert mit in die Schlacht gezogen. Grenzenlose Begeisterung mit Fanfarenklängen dominierten im dritten Teil "Sieg", wobei der Sieg damals nur von kurzer Dauer war, schon wenige Monate später hatten die bayerisch-französischen Besatzer Tirol zurückerobert.

Um eine Liebesgeschichte, an deren Ende ein Duell mit tödlichem Ausgang steht, handelte es sich bei "Intermezzo Sinfonico" aus "Cavalleria Rusticana" von Pietro Mascagni. Symbolisch-intensive und ergreifende Melodien erklangen durch die Stadthalle, auf deren Dach der Frühlingsregen prasselte. Trotz der traurigen Geschichte erwies sich dieses Intermezzo als ein wahrer Genuss für die Ohren.

Ebenso wie die nun folgenden "Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski. Der zu Lebzeiten glücklose Komponist, der auch von seiner Alkoholsucht geplagt wurde, hat mit seiner musikalischen Ausstellung eines der bedeutendsten Werke der russischen Musikgeschichte geschaffen. Im Jahr 2007 hatte sich die Stadtkapelle schon einmal alle zehn Bilder vorgenommen, diesmal waren es nur drei: "Promenade", "Die Hütte der Baba-Yaga" und "Das große Tor von Kiew". Sehr anspruchsvoll, und meisterhaft gelöst.

Mit dem Konzertmarsch "Die Sonne geht auf" von Rudi Fischer und der Konzertpolka "Musikantentraum" von Karol Padivy kamen nach der Pause die Freunde eher konservativer Orchestermusik auf ihre Kosten. Beim nächsten Stück konnte man vor seinem geistigen Auge Pferde laufen, Peitschen knallen und Männer kämpfen sehen, denn es war Zeit für eine der wohl berühmtesten Filmmusiken aus dem Streifen "Ben Hur".

Nicht nur die Abenteuer des britischen Spions James Bond haben diese Filmreihe berühmt gemacht, auch deren Musik. Die Stadtkapelle entführte nun ihr Publikum in die Welt des Doppelnull-Agenten mit einem Medley aus 50 Jahren Filmgeschichte. "Goldfinger", "Octopussy" und "In tödlicher Mission", waren verbunden mit der immerwährenden James-Bond-Melodie von John Barry mit den berühmten schneidenden Trompeten.

Danach ging die Reise bis zu den Sternen mit "Cassiopeia" von Carols Maques, bei dem es um den Krieg zwischen Göttern und Königinnen ging - bombastisch, anmutig, und sinnlich-melancholisch, eben typisch für griechische Mythologie.

Mit einem "musikalischen Spaß" ging das Frühjahrskonzert zu Ende: dem Arrangement von Luther Henderson, der Händels "Halleluja" und James Milton Blacks "When the Saints go Marching In" kombinierte. Das Ergebnis "The Saints' Hallelujah" fiel ausgesprochen beschwingt aus.

Standing Ovations und Jubelrufe gab es am Schluss, und natürlich entließ das Publikum die Stadtkapelle und ihren neuen Dirigenten nicht ohne Zugabe. Diese ließen sich nicht lange bitten und spielten den schmissigen Radetzky-Marsch, sowie das Stück "Dem Land Tirol die Treue", wobei sie dabei nicht nur spielten, sondern auch sangen. Und den patriotischen Text - natürlich - auf Hilpoltstein ummünzten.