Pförring
"Wir sind vor den Kopf gestoßen"

Bäckerei Raab machte am Wochenende in Pförring überraschend zu – Insolvenz angemeldet

08.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:27 Uhr

Die Bäckerei Raab in Pförring hat jetzt dichtgemacht – völlig überraschend für Mitarbeiter und Kunden. Die Firma aus Siegenburg hat Insolvenz angemeldet - Foto: Kügel

Pförring (DK) Seit 1992 hat die Bäckerei Raab aus dem niederbayerischen Siegenburg eine Filiale in Pförring betrieben. Jetzt ist Schluss damit. Die Firma hat Insolvenz angemeldet.

Wer am Montag „beim Raab“, wie die Bäckerei von den Pförringern genannt wird, seine Frühstückssemmeln holen wollte, stand überraschend vor verschlossenen Türen. Am Eingang hing ein gelber Zettel, der kurz und in fetten Lettern informierte: „Ab sofort geschlossen! Wir bedanken uns für Ihre Treue!“

Einer langjährigen Verkäuferin war das offenbar zu dürftig. Deshalb verabschiedete sie sich mit einem handschriftlichen Brief: „Liebe Kundschaft! Ab sofort ist der Laden geschlossen. Möchte mich hiermit bei euch für eure Treue bedanken und wünsche euch alles Gute. Leider konnte ich das nicht persönlich tun, da wir erst am Sonntag von der Schließung unserer Läden erfahren haben. Für mich war es eine sehr schöne Zeit. Mit Tränen in den Augen sage ich Servus.“

Ebenso überrascht wie Kunden und Beschäftigte waren die Vermieter. Martha Euringer hatte mit ihrem Mann Georg im Haus an der Ecke Kelsstraße/Leonhardistraße selbst eine Bäckerei betrieben. Ab 1989 ließen sie sich von Max Raab aus Siegenburg beliefern. Seit 1992 hatte er die Verkaufsräume gemietet. Die Angestellten seien erst am Sonntag von der Schließung informiert worden, habe ihr eine langjährige Verkäuferin mit Tränen in den Augen berichtet, sagt Martha Euringer. „Wir haben uns so gut verstanden, ich könnt selber weinen.“

Vorgewarnt waren die Euringers schon. Denn im Oktober habe die Bäckerei bereits Teilinsolvenz angemeldet. Die Inhaber seien aber zuversichtlich gewesen, dass die Sanierung gelingt. „Wir sind deshalb genauso überrascht wie die Kunden“, sagt Rainer Euringer. Als am Sonntag Lieferwagen vorfuhren und man begonnen habe, den Laden auszuräumen, habe er nachgefragt, was los sei, so Euringer. Die Tochter des Inhabers habe ihm anschließend gesagt, dass der Betrieb am Samstag Insolvenz angemeldet habe. Am liebsten würden die Besitzer den Laden wieder an eine Bäckerei vermieten. „Wir sind selbst vor den Kopf gestoßen und konnten noch keinen Nachmieter suchen“, bedauert Martha Euringer. „Und wenn erst mal zwei Monate zu ist, dann wird’s schwierig“, meint ihr Sohn. Ein Stammkunde, der am Montagmorgen vor verschlossener Tür stand, bedauert die Schließung. „Nach der Nachtschicht sind wir hier immer gut bedient worden.“ Die Semmeln seien gut gewesen, und auch die Granatsplitter werde er vermissen.

Auf frische Backwaren verzichten braucht er wie die anderen Pförringer freilich nicht: Denn im Markt gibt es die Bäckerei Dussmann mit ihrem Stammhaus am Marktplatz und zwei Wünsche-Filialen.