Altmannstein
"Wir reiten auf der Rasierklinge"

Landrat Alexander Anetsberger spricht virtuell vor dem CSU-Ortsverband Altmannstein über die Corona-Lage im Landkreis

27.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:42 Uhr
Die derzeitige Corona-Lage im Landkreis Eichstätt ist in Anbetracht hoher Infektionszahlen angespannt. Das berichtete Landrat Alexander Anetsberger gegenüber den Mitgliedern des CSU-Ortsverbands Altmannstein in einer Videokonferenz. −Foto: Schmidt/dpa, Rieger

Altmannstein - Außergewöhnliche Umstände erfordern neue Wege.

Das hat sich auch der Vorsitzende des CSU-Ortsverbands Altmannstein, Hans Kuffer, gedacht und in Anbetracht der Coronakrise für die Mitglieder am Mittwochabend ein virtuelles Treffen unter dem Motto "Jetzt red i" auf die Beine gestellt. "Ich habe mir dieses Veranstaltungsformat überlegt, da es mir ein großes Anliegen ist, dass wir mal wieder miteinander sprechen", sagte Kuffer. Seit März sei es aufgrund des Lockdowns und der damit verbundenen Maßnahmen nicht möglich gewesen, ein persönliches Treffen für die Mitglieder abzuhalten. "Für mich als CSU-Ortsvorsitzender ist es jedoch wichtig, dass ihr Informationen aus erster Hand bekommt", erklärte Kuffer seine Intention.

Der Videokonferenz schlossen sich rund 20 Teilnehmer an, darunter Altbürgermeister Adam Dierl, Vize-Bürgermeister Bernhard Arbesmeier und die Dritte Bürgermeisterin Claudia Schiereis. Auch andere Fraktionskollegen aus dem Marktrat traten der virtuellen Sitzung bei. Der Einladung des Vorsitzenden des Ortsverbands waren außerdem Rathauschef Norbert Hummel und Landrat Alexander Anetsberger (kleines Foto) gefolgt, die als Redner auftraten.

Anetsberger ergriff zu Beginn das Wort und informierte die CSU-Mitglieder über die derzeitige Corona-Lage im Landkreis Eichstätt. Von "einer Stagnation auf hohem Niveau" sprach der Landrat angesichts der Infektionszahlen und des Sieben-Tage-Inzidenzwerts, der derzeit knapp unter 200 liege. "Wir reiten auf der Rasierklinge", gab Anetsberger zu bedenken. Besorgniserregend sei die Situation besonders in Beilngries, das einen Hotspot im Landkreis darstelle. Dort ist es laut dem Landkreischef in Flüchtlingsunterkünften, im Seniorenheim und auch an Schulen zu Ausbrüchen gekommen.

Doch Beilngries ist natürlich nicht die einzige Gemeinde mit Corona-Fällen. Das Infektionsgeschehen verteile sich über den gesamten Landkreis. Gerade in Unterkünften für Asylbewerber gebe es immer wieder Corona-Fälle. "Dies hat zur Konsequenz, dass diese in der Regel komplett unter Quarantäne gestellt werden", sagte der Landrat.

Außerdem informierte er über die Situation der beiden Krankenhäuser in Anbetracht der hohen Infektionszahlen. "Die Intensivstationen sind nicht mehr leer, aber sie sind nicht überlastet. " Gleichzeitig gebe es je Klinik zwei bis drei Covid-19-Patienten, die beatmet werden müssen. "Das sind schwere Schicksale, die nicht einfach so übergangen werden können", so Anetsberger.

So herausfordernd die Lage für die Krankenhäuser und das Personal gerade ist, von einer Überlastung sei man derzeit weit entfernt. In beiden Häusern werde immer noch der Parallelbetrieb aufrechterhalten - auf der einen Seite die Behandlung der Covid-19-Patienten, auf der anderen Seite die der anderen Patienten.

Die hohen Infektionszahlen bedeuten für das Eichstätter Gesundheitsamt einen enormen Arbeitsanfall, da dort alle Fäden zusammenlaufen. "Es ist kein Geheimnis, dass die Situation angespannt ist und dass wir alle Hände voll zu tun haben, um hinterherzukommen. " Manchmal schaffe man es auch nicht, "auch das muss konstatiert werden". Das Gesundheitsamt habe in der vergangenen Zeit einige zusätzliche Mitarbeiter bekommen, die durch den Freistaat finanziert werden. "Ein guter Schwung hat Anfang November die Arbeit aufgenommen", so Anetsberger. Alleine das seien zehn Personen gewesen. Nächste Woche werden weitere vier Personen ihren Dienst antreten. Dazu seien Mitarbeiter aus anderen Fachgebieten im Gesundheitsamt abgestellt worden, um mitzuhelfen. Außerdem erhalte das Gesundheitsamt demnächst Unterstützung von sechs Polizisten sowie durch Kräfte des Kreisverbindungskommandos, einer militärischen Einheit, die im Ernstfall und in angespannten Situationen öffentlichen Behörden zur Seite steht. Das sei natürlich grundsätzlich positiv. Allerdings müsse man die neuen Kräfte einarbeiten und schulen sowie ihnen Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Auch das koste Zeit und bedeute zusätzlichen Mehraufwand. "Wir versuchen täglich nachzubessern und die Situation zu entspannen", betonte Anetsberger.

Auch zum Thema Impfzentren äußerte sich der Landrat gegenüber den CSU-Ortsverbandsmitgliedern. "Wir sind angehalten, bis 15. Dezember ein Impfzentrum im Landkreis einzurichten mit einer Impfkapazität von 250 Impfungen pro Tag. " Derzeit laufe eine Ausschreibung, mit der ein Betreiber gesucht wird. Doch das Landratsamt möchte nicht nur ein Impfzentrum errichten, sondern mindestens zwei. Das eine werde in Eichstätt aufgebaut, wo genau, stehe bis dato noch nicht endgültig fest. Das zweite Impfzentrum soll in Lenting entstehen. "Es gibt noch eine Option, ein drittes Impfzentrum einzurichten", sagte Anetsberger. Das sei jedoch noch nicht spruchreif.

Darüber hinaus werden mobile Teams unterwegs sein, die ältere Menschen in Seniorenheimen oder systemrelevante Berufsgruppen immunisieren. Parallel dazu versuche man die niedergelassenen Ärzte mit einzubinden, sodass es auch dort zusätzliche Impfkapazitäten gebe.

Anetsberger sei zuversichtlich, dass bis 15. Dezember mindestens zwei Impfzentren geschaffen werden können. Wann wirklich mit dem Impfen angefangen wird, sei derzeit noch unklar. "Es heißt immer Jahresende beziehungsweise Jahreswechsel. Aber wir stehen auf jeden Fall Gewehr bei Fuß. "

DK

Xenia Schmeizl