Thalmässing
"Wir bleiben als Hauptschule auf der Strecke"

10.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:12 Uhr

Das pädagogische Konzept der Hauptschule Thalmässing wird von allen Seiten gelobt, hier MdL Gottstein bei einem Besuch im Dezember. Bei sinkenden Schülerzahlen kann die Schule aber nicht ohne einen Verbund überleben. - Foto: Karch

Thalmässing (HK) Dass die Hauptschule Thalmässing aufgrund sinkender Kinderzahlen und steigender Übertrittszahlen einen Verbund mit anderen Schulen eingeht, ist unumgänglich. Noch nicht entschieden ist hingegen der Zeitpunkt des Zusammenschlusses.

Rektor Ottmar Misoph geht in seinen Berechnungen vom "schlimmsten Fall", der höchsten Übertrittsquote von der Hauptschule an Realschule und Gymnasium, aus. Er rechnete den Markträten in der Sitzung am Dienstagabend vor, dass die Zahl der Thalmässinger Hauptschüler von derzeit 112 bis zum Schuljahr 2014/2015 auf 71 sinkt. In Heideck wird ein Rückgang von 96 auf 69 Hauptschüler prognostiziert und in Hilpoltstein von 316 auf 255. Würden diese drei Hauptschulen einen Verbund eingehen, um sich dann Mittelschule nennen zu können, würde man 2014/2015 mit 395 Schülern die Voraussetzungen erfüllen.

Allerdings wären in diesem Verbund die Partner nicht gleich groß. Mit der Hauptschule Greding als Partner rechnet man nicht mehr, da sich diese Schule allem Anschein nach Richtung Beilngries orientiert. Nennslingen wird wohl einen Verbund mit Weißenburg eingehen.

Bürgermeister Georg Küttinger und Rektor Ottmar Misoph berichteten von vielen Gesprächen, Terminen und Diskussionen, um Licht in das Dunkel zu bringen. "Doch die Vorgaben ändern sich ständig", so Küttinger, der erst am Dienstagfrüh bei einer Sitzung des Gemeindetages mit neuen Aspekten konfrontiert wurde. Klar ist derzeit nur eins: "Wir bleiben als Hauptschule auf der Strecke, weil unsere Klassen zu klein werden."

Das Gesetz zu den neuen Mittelschulen soll erst im August in Kraft treten, doch die Kommunen müssen, falls sie bereits zum neuen Schuljahr einen Verbund eingehen wollen, bis 30. April einen Antrag ans Schulamt stellen. "Das Schulamt schwimmt genauso wie wir", weiß jedoch Rektor Misoph. Für das kommende Schuljahr 2010/2011 bräuchte die Hauptschule Thalmässing den Verbund noch nicht. Im Schuljahr 2011/2012 werde es jedoch keine fünfte Klasse mehr geben und auch kein ausreichendes Unterrichtsangebot.

Sowohl für einen Verbund schon in diesem Jahr, als auch für ein Verschieben auf das nächste Jahr, gibt es laut Misoph Gründe. Das Ministerium hat angedeutet, dass die Lehrerstundenversorgung im Verbund besser ausfallen könnte. Für einen raschen Verbund spreche auch, dass man erst einmal Kontakte aufbauen und die unterschiedlichen Kollegien zusammenführen könne.

Viel Herzblut drin

Der Verbund könnte so aussehen, dass in Hilpoltstein ein M-Zweig, ein Ganztagesangebot, alle Jahrgangsstufen und alle Zweige angeboten würden. Für Thalmässing wünscht sich Misoph einen M-Zweig mit dem Schwerpunkt Soziales, weil hier Ausstattung und Personal gut seien. Die fünften und sechsten Klassen könnten im Wechsel mit Heideck beschult werden. "Die Brutallösung wäre, dass alle Hauptschüler nach Hilpoltstein fahren."

Die Hauptschule Thalmässing wünscht sich aber, dass die "innovative, aufwendige Arbeit der letzten Jahre nicht umsonst war. "Da steckt sehr viel Zeit und Herzblut drin." Misoph spricht sich deshalb für eine Definition nicht nur über die Schülerzahlen, sondern auch über die Qualität einer Schule aus.

Für Günther Minameyer (SPD) ist das Gesetz zur Mittelschule ein "bildungspolitisches Abenteuer", während Martin Hauke (TL) sich vor allem Gedanken über leer stehende Schulgebäude macht. Zu denen wird ab Herbst das Grundschulgebäude in Thalmässing gehören, weil die Grundschüler noch vor dem nächsten Winter in die Hauptschule umziehen werden. Das begründet Misoph mit dem hohen Sanierungsbedarf am Grundschulgebäude. "Die vier Klassen bringen wir in der Hauptschule unter."

"Möglichst frühzeitig" soll nach Ansicht von Michael Kreichauf (CSU) der Verbund eingegangen werden. "Wenn man passiv ist, kann man nichts mehr bewegen." Der Fraktionssprecher unterstrich, dass die Thalmässinger stolz auf ihre Schule seien und liebäugelt mit der Öffnung der Schulsprengel, die einen "Wettbewerb der Schulen untereinander bringen könnte". Der Gedanke an all das "Gekurve und Gegurke" mit Bussen gefällt Fritz Loy (FW) nicht. Er zeigte sich überzeugt, dass in Thalmässing als Hauptschule genauso viel Wissen vermittelt werden könne wie im Verbund. "Von der Qualität her traue ich mir das zu. Aber ich habe nicht die Schüler. Ich stehe irgendwann allein da oben, bin zwar gut, aber alleine", gab Misoph zu bedenken.

Lieber Zug anschieben

"Nur Fragen und offene Punkte", sah Rudolf Stromberger (SPD) bei einem schnellen Verbund. Der einzige Vorteil seien eventuell mehr Lehrerstunden. "Wir sollten gemeinsam noch ein Jahr warten", riet er. "aber nicht allein, sonst müssen wir auf einen fahrenden Zug aufspringen." Ottmar Misoph fragte sich aber, ob es nicht besser sei, den Zug mit anzuschieben. Misoph ist der Wunschkandidat des Schulamtes für den arbeitsintensiven Posten des Verbundkoordinators.

Im April wird der Marktrat eine Entscheidung treffen, wann die Hauptschule einen Verbund eingehen soll. Bürgermeister Georg Küttinger ärgert sich vor allem über eines: "Wir schieben die Kinder auf dem Papier und auf Karten herum, als ob sie Waren wären."