Friedrichshofen
Wildes Parken im Westen

25.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:14 Uhr

Sie ärgern die Anwohner in Friedrichshofen: Besucher und Angestellte, die an den Straßen in dem Wohngebiet rund ums Klinikum parken. - Foto: Rössle

Friedrichshofen (DK) Die Worte klingen etwas drastisch, aber in Friedrichshofen hatte sich in den vergangenen Wochen tatsächlich was angestaut. Vom „Feindbild Klinikum“ war unter den Anwohnern des Krankenhauses so langsam sogar die Rede, wenn es um die Parksituation in dem Stadtteil ging.

Kreuz und quer parken Klinikumsbesucher und -angestellte in Friedrichshofen und Hollerstauden, so die Klage seit langem. Auf Betreiben des örtlichen Bezirksausschusses (BZA) ist die Lage inzwischen wieder deutlich entspannter, denn beide Seiten – Anwohner und Klinikumsleitung – nahmen die Chance wahr, sich bei der jüngsten BZA-Sitzung auszutauschen.

Für Diskussionsstoff bei den Bürgern sorgt zum Beispiel bereits das neue Pflegeheim, das gerade an der Ecke Krumenauer-/Levelingstraße in die Höhe gezogen wird. Die Parkplätze, die dort auf Klinikumsgelände verloren gehen, werden aber in der Tiefgarage (70 Stellplätze) und vor dem Häuserblock (etwas über 100) ersetzt, erklärte Architekt Ulrich Jonas aus München. 180 Pflegeplätze für Senioren entstehen in dem drei- und vierstöckigen Gebäudekomplex, berichtete Daniela Blaschke, die Heimleiterin des Heilig-Geist-Spitals, die auch für das neue Pflegeheim zuständig ist. Blaschke und der Architekt wurden, wie gewünscht, mit einer Reihe von Fragen der Friedrichshofener konfrontiert, die das Gebäude an dieser Stelle „sehr dominant“ finden, wie es vor der Sitzung hieß. „Da ist aber jetzt alles geklärt“, glaubt Rainer Mühlberger, der Vorsitzende des BZA. „Das war sehr informativ.“

Geglättet scheinen die Wogen zunächst auch beim Thema Parkplätze. An Jürgen Kätzl-meier, Geschäftsführer des Dienstleistungs- und Gebäudemanagements am Klinikum, war es, die Lage am Krankenhaus zu beleuchten. 1647 Stellplätze auf sechs Anlagen stehen zur Verfügung. Bei 1100 Betten und dem rechtlich vorgegebenen Schlüssel von einem Parkplatz pro 1,75 Betten „sind sie gut drüber“, weiß Mühlberger inzwischen. Das gilt selbst nach dem Einwand von Stadtrat Anton Böhm (SPD), der die für Mandatsträger sonst grundsätzlich geltende Zurückhaltung aufgab und vehement das Wort ergriff: Zu den Stellplätzen müsse man ja noch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ), Schwesternschulen oder die Praxen der niedergelassenen Ärzte hinzuzählen. „Selbst dann ist das Klinikum weit drüber“, sagt Mühlberger aber.

Das ist vielleicht das eine, das andere ist die Verteilung, wie die Anwohner anmerkten. Die beiden größten (Parkhaus und Parkplatz sechs) liegen westlich des Krankenhauses, also genau auf der anderen Seite des Haupteinganges und der Hauptanfahrtswege. „Das Klinikum will nun prüfen, ob man nicht die Notaufnahme auch noch als regulären Eingang nutzen kann“, sagt BZA-Chef Mühlberger.

Doch dann muss natürlich jemand erst die offenbar reichlich vorhandenen Stellplätze im Westen finden. Bisher diene die Ausschilderung eher als „Parksuchsystem“ und nicht als „Parkleitsystem“, merkte ein Besucher der BZA-Sitzung spöttisch an. Auch an die farbliche Gestaltung der Schilder könne das Klinikum doch denken. Kätzlmeier will das ebenfalls prüfen.

„Wir haben da jetzt einige Schärfe herausgenommen und auch einige Unschärfen beseitigt“, fasste BZA-Chef Mühlberger zusammen. Er macht sich auch große Hoffnungen für die nächste BZA-Sitzung am 2. Oktober. Er wartet, wie viele andere, gespannt auf das Konzept, das beim städtischen Amt für Verkehrsmanagement aktuell für die Klinikumsumgebung ausgearbeitet wird. Amtsleiter Johannes Wegmann will es im Oktober vorstellen und mit den Bürgern darüber diskutieren. Mühlberger: „Wir wollen da eine einvernehmliche Lösung mit den Anwohnern. Es bringt ja nichts, das nach wenigen Tagen wieder umzuschmeißen.“

Gerade an der Cusanus- und der Leibnizstraße war der Unmut zuletzt groß, weil dort angeblich Schwesternschülerinnen alles mit ihren Autos vollstellen. Dabei lässt das Klinikum die Mitarbeiter und die Schüler sogar kostenlos auf seine Parkplätze. „Mehr kann ein Arbeitgeber kaum machen“, findet Mühlberger. Er kündigt aber auch an: „Wenn sich die Lage in den Wohngebieten nicht bessert, müssen wir da mit Parkverboten reagieren.“