Ingolstadt
Wie sicher ist der Rote Gries bei Hochwasser?

16.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:40 Uhr

Auch das Fischerheim am Baggersee muss immer wieder mit Hochwasser – wie hier im August 2005 – leben. Darauf verweisen die Siedler im Roten Gries. - Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Die Siedler im umstrittenen Wochenendhausgebiet Feldschütt/Roter Gries machen es spannend. Am 27. September bietet ihnen die Stadt zwar im Planungsausschuss ein großes Forum. Aber das vom Verein versprochene Konzept zum Hochwasserschutz lässt weiter auf sich warten.

"Da ist bis heute noch nichts passiert", beschied der städtische Rechtsreferent Helmut Chase die gestrige DK-Anfrage. Auf der Tagesordnung der Sitzung (14 Uhr, Neues Rathaus) steht zwar die Anhörung zum stadtbekannten Schwarzbaugebiet ganz oben. Aber bei den im Vorfeld verteilten Unterlagen gab es nicht ein einziges Blatt Papier zum Roten Gries. "Es ist uns aber zugesagt worden, dass es im Lauf der nächsten Woche noch vorgelegt wird."

Worum geht es bei dieser Anhörung? Schon bei einem Gesprächstermin mit der Regierung von Oberbayern im Mai 2009, so der Stadtjurist, stand die Frage im Raum, unter welchen Umständen die größtenteils nicht genehmigten Wochenendhäuser westlich von Ingolstadt behördlich geduldet werden könnten. "Bereits damals war die Rede davon, dass ein Konzept vorgelegt werden muss, wie die Sicherheit der Bewohner gewährleistet werden kann." Das könnte zum Beispiel ein Hochwasserschutz mit Dichtungswänden direkt an den Häusern sein, außerdem ein Alarmplan für den Überschwemmungsfall. Der dadurch verloren gegangene Retentionsraum (Flächen, auf denen sich das Wasser ausbreiten und sammeln kann) müsste an anderer Stelle geschaffen werden, erklärt der Referent.

Chase gilt inzwischen bei den Siedlern als Reizfigur, nachdem er schon mehrfach das Stichwort Absiedelung nannte. Doch davon, dass die Grundstückseigentümer irgendwann vielleicht ganz das Feld räumen müssen, wollen sie absolut nichts wissen.

"Ich will ja gar nicht, dass die Bewohner absiedeln müssen", beteuert der Jurist, "aber ich will, dass die Sicherheit von Leib und Leben gewährleistet ist und niemand zu Schaden kommt." In Zukunft könnten sich nach Angaben vieler Klimaforscher "Extremereignisse häufen". Sollte es tatsächlich zu einer Flutkatastrophe mit schweren Schäden kommen, werde die Schuld als erstes bei der Stadt gesucht. "Den Anwalt des Vereins zieht niemand zur Verantwortung", betont Chase, "und es wird sicher auch niemand den Herrn Zeitler belangen!" Hans Zeitler ist der Vorsitzende des Vereins Feldschütt/Roter Gries.

Bei der Anhörung im Ausschuss will die Stadt zwei Dinge trennen: Die Aufhebung des Bebauungsplanes für den Roten Gries – das Verfahren läuft – soll diesmal ausgeklammert werden. Im Mittelpunkt steht ausschließlich das Hochwasserschutzkonzept des Vereins.

Weiterhin ungeklärt im Raum steht ein gravierender Vorwurf der Siedler, wonach die Stadt eine ganze Reihe von Gebäuden im Überschwemmungsgebiet zulasse oder genehmige, während sie gegen den Roten Gries vorgehe.

Dem DONAUKURIER liegt eine Liste mit 21 Objekten vor, die von Wohnhäusern an der Westlichen Ringstraße bis zu Gebäuden an der Staustufe und einer Privatvilla in der Nähe des Ludlgrabens reicht. Ob die Häuser eine Genehmigung haben, will einem bei der Stadt niemand sagen. "Ich kenne die Bauakten nicht, da kann nur das Bauordnungsamt Auskunft geben", lehnte Chase gestern eine Stellungnahme zur Rechtmäßigkeit dieser Gebäude ab. Vor einigen Wochen hatte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle den DK in dieser Sache an den Rechtsreferenten verwiesen, der damals gerade im Urlaub war. Chase habe sich in die Materie Roter Gries besser eingearbeitet. Das Bauordnungsamt allerdings, das Chase gestern erwähnte, untersteht der Stadtbaurätin.