Dietfurt
''Wie ein Sessellift''

Holzernte im Dietfurter Stadtwald unter alpinen Bedingungen - Bergung oft nur mit Seilkran möglich

03.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr
Waldarbeit im Dietfurter Stadtwald. −Foto: Kirschner, Ursula, Riedenburg (UKE|Kirschner, Ursula, Riedenbur)

Dietfurt (uke) Rund 60 Prozent des Dietfurter Stadtwalds liegen am Hang. Viele von ihnen sind so steil, dass sie nur unter erschwerten Bedingungen bewirtschaftet werden können. Wie das aussieht, kann man am linken Steilhang des Labertals in Fahrtrichtung Breitenbrunn beobachten.

Oben auf der Anhöhe steht am Waldrand unweit von Hainsberg ein gewaltiger Seilkran. Ein langes Seil, das mitten durch den Wald nach unten führt, verbindet ihn mit dem Tal. Die Maschine zieht in unregelmäßigen Abständen gewaltige Baumstämme den Berg hinauf. Dort angekommen, nimmt sie ein gewaltiger Greifarm in Empfang. Je nach Qualität hievt er sie auf unterschiedliche Holzstapel.

"Das funktioniert im Grunde wie ein Skilift", sagt Oliver Kuhn. Der Dietfurter Förster ist regelmäßig vor Ort und überwacht die Arbeiten. Das gewaltige Fahrzeug sei nicht zum ersten Mal im Gemeindebereich, erklärt er. Auch am Wolfsberg sei es schon im Einsatz gewesen. "Wir haben Hänge mit einem Gefälle von 50 Prozent und noch mehr", sagt Kuhn. Unter diesen fast schon alpinen Verhältnissen gestalte sich das Bergen der Stämme überaus schwierig.

Der Seilkran gehört einer Firma aus dem Landkreis Eichstätt. Die Mitarbeiter sind bereits seit zwei Wochen dabei, die Bäume aus dem Wald zu holen, die Kuhn vorher entsprechend markiert hat. Das geschehe absolut bodenschonend, weil im Hang kein schweres Gerät im Einsatz ist. In etwa alle 60 Meter wird das Seil ins Tal gespannt, damit auch dieses Waldstück, das die Stadt vor zwei Jahren gekauft hat, fit für den Klimawandel wird.

Ziel ist, wie eigentlich überall im Dietfurter Stadtwald, die Schaffung eines naturnahen Walds, der diesen Erfordernissen entsprechen soll. Und wirtschaftlich soll er auch noch sein, schließlich werden die Stämme ja verkauft, damit Geld in die Stadtkasse kommt.

"Die Fichten kommen komplett raus", so Kuhn, statt dessen dürfen sich andere Arten breitmachen: Buche, Eiche, Tanne und Eibe. Die Fichte hat unter den derzeitigen Gegebenheiten keine große Zukunft, zumindest nicht hierzulande. Laut Kuhn ist sie der Lieblingsbaum des Borkenkäfers, der in diesem Sommer wieder reiche Ernte gehalten hat. Ihm sind viele Bäume zum Opfer gefallen, Kuhn kann keine Entwarnung geben. "Wir bewegen uns nach wie vor auf einem hohen Stand." Auch wenn der Käfer seine Aktivitäten für dieses Jahr eingestellt habe, werde er im kommenden Jahr sicher wieder sein Unwesen treiben. Da ist sich der Förster sicher. Was den Menschen im Winter krankmacht, das mag auch der Borkenkäfer nicht: schmuddlig-feuchtes Wetter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt. Ist es knackig kalt, dann verharrt der Schädling, entgegen der häufig geäußerten Meinung, dass er dann erfrieren würde, in Kältestarre und überlebt so den Winter.

Kuhns Empfehlung an alle Waldbesitzer: die Fichtenbestände weiter reduzieren zugunsten eines gesunden Waldaufbaus mit Arten, die auch mit höheren Temperaturen zurechtkommen.

Weil die Arbeit im Wald und vor allem der Umgang mit der Motorsäge viele Unfallgefahren birgt, bietet die Forststelle Dietfurt für die Privatwaldbesitzer wieder einen Motorsägenkurs an. Er findet vom 13. bis 15. November im Dietfurter Raum statt. Der erste Tag ist der Theorie gewidmet, am zweiten und dritten geht es hinaus in die Natur. Entsprechende Schutzkleidung ist Voraussetzung für eine Teilnahme, der Kurs kostet 60 Euro. Anmeldungen und Informationen gibt es bei Oliver Kuhn im Rathaus unter Telefon (08464) 640017 oder (0175) 7250206.