Eichstätt
Wertvolle Zunftlade und ein Schlossermeister als Komödiant

23.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:45 Uhr

Eichstätt (je) Zu den bis heute unvergessenen Eichstätter Schmieden gehören August Föttinger im Buchtal, Franz Reiner am Viehmarktplatz (Kardinal-Preysing-Platz), Konrad Eberlein in der Pfahlstraße und Turmschmied Josef Böhm in der Plenaglgasse (Pedettistraße), später im Turm in der Westenstraße. 1891 waren sechs Schmiede ansässig, hinzu kam die Werkstätte des Militärs.

Turmschmied Böhm hat in seinen Erinnerungen festgehalten, dass in seiner Schmiede jährlich knapp 300 Pferde beschlagen, also mit neuen Hufeisen versehen wurden. Hinzu kamen Kühe und Ochsen, die auch als Zug- und Ackertiere verwendet wurden. Natürlich gab es für die Schmiede außer Hufeisen in glühender Esse und auf dem Amboss zu formen, viele andere Arbeiten vom Gartentürl, Balkongeländer bis zum Ofenrost. Ein Spezialist war etwa der Schmiedemeister Johann Heckl aus Workerszell, der Spezialzangen für die Bearbeitung von Juradachplatten entwickelte und auf dem Amboss formte.

1927 waren in Eichstätt drei Huf- und Wagenschmiede angemeldet: Obermeister war Karl Föttinger. 1948 ist nur noch von Schlossern, Spenglern und Installateuren die Rede. In weit zurückliegender Zeit waren die Schmiede in den Dörfern angesehene Leute. Sie behandelten nämlich zum Beispiel bei Pferden und Kühen auch Koliken, Fressunlust und andere Krankheiten. Als „Pferdedoktor“ war der Turmschmied Böhm-Sepp bekannt.

Die Schlosserinnung zählte 1927 noch 17 Mitglieder in Stadt und Landkreis. Obermeister war Karl Bayerschmidt aus Eichstätt. 1974 schlossen sich die Schmiede und Schlosser des Landkreises zu einer Innung zusammen. An der Fusionsversammlung nahmen 35 Meister teil. Sie wählten Balthasar Amler aus Wolkertshofen zum Obermeister, der im Nebenberuf Fußballschiedsrichter war.

Was die Eichstätter Schreinermeister einst aus Fichten-, Kiefern-, Buchen- und Eichen-Vollholz an Möbeln zusammenschraubten, nagelten und leimten überdauerte Jahrhunderte.

Für die Nachwelt gerettet ist die wertvolle Zunftlade der Eichstätter Schreiner. Sie entstand um 1720 und wird vom Historischen Verein verwahrt. Die Schreiner zeigten mit dieser Einlegearbeit ihr Können. Zu sehen sind Hammer, Zange, Hobel und Stemmeisen. Heute werden ihre alten Kästen und Truhen wieder geschätzt und hoch gehandelt. Im Jahr 1815 fanden in Eichstätt zehn Schreiner oder Kistler ihr Auskommen. Dies blieb bis in unsere Zeit fast unverändert. Erst die industrielle Fertigung von Möbeln, Türen und Fenstern ließ die Zahl der holzverarbeitenden Betriebe schrumpfen. Im Ausschuss der vereinigten Innungen war 1924 ein Schreinermeister zweiter Vorsitzender: Andreas Schubert.

Zu den Persönlichkeiten im Eichstätter Handwerk gehörte Stadtrat Rudolf Hößl; als Komödiant und Theaterspieler im Gesellenhaus brachte er in den Nachkriegsjahrzehnten seine Zuschauer zum Lachen.