München
Wer zahlt für die Sicherheit beim Fußball?

Polizeigewerkschaft fordert Beteiligung der Verbände

22.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:09 Uhr

München (dapd) Vor dem Bundesligastart am Wochenende ist in Bayern die Debatte über die hohen Kosten für die Polizeieinsätze an den Spieltagen neu entbrannt. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) im Freistaat fordert, nicht die Vereine, aber die Fußballverbände zu beteiligen.

Der Bund der Steuerzahler in Bayern zeigt Sympathie für den Vorschlag, Innenminister Jochim Herrmann (CSU) und die SPD lehnen ihn ab.

„Angesichts der hohen Umsätze und Gewinne halten wir es durchaus für angemessen, dass rund die Hälfte der Polizeikosten nicht dem Steuerzahler, sondern den Verbänden auferlegt werden“, sagte DPolG-Landeschef Hermann Benker. Er verwies darauf, dass allein in der 1. Bundesliga deutschlandweit pro Wochenende rund 1,1 Millionen Euro an Polizeikosten anfallen.

Bei normalen Begegnungen seien jeweils 200 bis 300 Beamte im Einsatz, bei „Risikospielen“ liege der Kräfteeinsatz noch höher. Dies bedeute auch, dass es in keiner Ecke Deutschlands während den Spielen andere außergewöhnliche Sicherheitsstörungen geben dürfe, „da wir keine weiteren Reserven haben“, warnte der Gewerkschafter.

Nach Einschätzung der DPolG besteht in Bayern für jedes dritte Fußballspiel in 1., 2. und 3. Liga ein hohes Risikopotenzial. Hier gebe es neben dem Stadionumfeld noch mehr Sicherheitsaufwand bereits auf den Anreiserouten, da versucht werde, rivalisierende Fans strikt getrennt zu halten, sagte Benker. Als Beispiel für eine solch brisante Begegnung am ersten Spieltag der neuen Saison nannte er die Partie zwischen Greuther Fürth und FC Bayern München.

Minister Herrmann versicherte, sein Ziel sei es, dass auf Dauer weniger Polizisten bei Fußballspielen eingesetzt werden müssten: „Dafür arbeiten wir ständig an der Optimierung unserer Konzepte.“ Die Kosten für die Polizeieinsätze könnten seiner Meinung nach aber nicht den Vereinen oder dem DFB in Rechnung gestellt werden. Der Polizeieinsatz laufe ja überwiegend im Umfeld des Stadions ab, er diene auch nicht dem Veranstalter, sondern der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung.

Auch SPD-Sicherheitspolitiker Harald Schneider lehnt eine Beteiligung von Verbänden ab. „Ich befürchte, dass die Kosten, wenn sie umgelegt werden, letztlich eins zu eins an die Zuschauer weitergegeben werden“, sagte er. „Für mich als Sozialdemokrat gilt: Fußball darf nicht zum Luxusgut werden.“

Maria Ritch, Vize-Präsidentin des Bundes der Steuerzahler in Bayern, betonte indes, dass der Veranstalter auf jeden Fall zur Kasse gebeten werden solle, wenn es zu einem Polizeieinsatz innerhalb des Stadions kommt. Dies müsse genauso für andere Großveranstaltungen wie etwa Pop-Konzerte gelten. Geprüft werden müsse zudem, Fußballverbände an den Kosten zu beteiligen, wenn ein verstärktes Polizeiaufgebot am Rande eines Spiels notwendig ist.