Manching
Lebensgefährliche Falle

Draht über die Straße gespannt – in Manching herrschen Wut und Unverständnis

22.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:09 Uhr

Diesen dicken Draht haben Unbekannte über die Schubertstraße in Manching gespannt. Ein aufmerksamer Bürger verhinderte, dass Schlimmeres passierte. Jetzt ermittelt die Polizei - Foto: Richter

Manching (DK) Wer in diesen Tagen rund um die Schubertstraße in Manching mit Anwohnern spricht, bekommt zum Teil nicht druckreife Ausdrücke zu hören. Unbekannte hatten eine Drahtfalle über die Fahrbahn gespannt, nur durch Glück kam es zu keinem Unfall. „Das muss ein Verrückter sein“, heißt es.

Es war am vergangenen Samstag kurz vor Mitternacht, als ein 46-jähriger Manchinger und seine Frau in der Marktgemeinde im Landkreis Pfaffenhofen noch einmal mit ihrem Hund spazieren gingen. „Auf einmal hat sich etwas an meinem Schuh verheddert“, erzählt der Mann. Er entdeckt einen Draht, knapp 1,5 Millimeter dick. „Sowas wird normal zum Verknüpfen von Baustahlmatten verwendet, das ist ziemlich starkes Material.“ Als der Manchinger den Draht aufnehmen will, erkennt er, dass es sich nicht bloß um ein kleines Teil handelt. Er wickelt ihn auf, am Ende sind es über zehn Meter, so schätzt er. Der größte Teil ist zwischen zwei Zaunpfosten stramm über die Schubertstraße gespannt, in etwa 1,25 Metern Höhe. „Da wenn einer mit dem Rad oder Motorrad reingefahren wäre, hätte er sich schwer verletzen können“, meint der 46-Jährige. Er beschließt, die Polizei zu rufen.

Wer die lebensgefährliche Falle über die Fahrbahn gespannt hatte, ließ sich bisher nicht klären. „Wir haben noch keinerlei Anhaltspunkt“, sagte gestern Wieland Radlmair von der Polizeiinspektion Ingolstadt. „Es gibt auch keine Hinweise, dass dort ein Motorradhasser wohnen würde. Das ist eigentlich eine recht ruhige und wenig belebte Straße.“

„In welcher Welt leben wir eigentlich“, fragt eine Anliegerin. „Gibt es nur noch lauter Verrückte? So etwas ist doch kein Spaß.“ Auch andere in und rund um die Schubertstraße sind sich einig, dass der fragwürdige Scherz durchaus hätte tödlich enden können. „Da ist schnell eine Schlagader durchtrennt. Wer so etwas macht, der gehört gleich ins Gefängnis“, sagte ein Mann aus der Nachbarschaft. Die Geschichte von der Drahtfalle hatte sich rasch bis ins Rathaus herumgesprochen. „Das muss ein Wahnsinniger sein“, schimpfte Bürgermeister Herbert Nerb. Ein Motiv kann er sich nicht vorstellen. „Es hat aus dieser Ecke noch nie Beschwerden wegen zu viel Verkehr gegeben.“

Vielleicht geht die Drahtfalle auf einen verunglückten Lausbubenstreich zurück. Eine Anliegerin der Ankoferstraße hatte kurz vor 23 Uhr die Fenster ihres Schlafzimmers geschlossen, weil sie sich durch feiernde Nachbarn gestört fühlte. „Ich hab’ dann Stimmen direkt vor dem Haus gehört und den Rollo aufgemacht. Da sind zwei 15 oder 16 Jahre alte Burschen hinter einem Lieferwagen gestanden und mit ihren Fahrrädern davon, als sie mich gesehen haben.“ Möglicherweise sind sie die Übeltäter gewesen, denn das Auto, hinter dem sie sich versteckten, stand direkt an der Einmündung zur Schubertstraße. Offenbar wollten sie die Folgen ihres Tuns miterleben, bis sie gestört wurden.

In der Vergangenheit hatte es bundesweit immer wieder Beinaheunfälle durch solche „Streiche“ gegeben. Oft ist es, wie im aktuellen Fall, nur aufmerksamen Bürgern zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert. Strafrechtlich sind Tatbestände wie gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr oder im Einzelfall Körperverletzung (mit Todesfolge) denkbar.