Brunnen
"Wer ist eigentlich bei der Sau?"

Impressionen vom letzten B-Klassenspiel der DJK Brunnen und der anschließenden Aufstiegsfeier

28.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:22 Uhr
Hinein ins kühle Nass: Für ihre Aufstiegsfeier hatte die DJK sogar extra einen Naturswimmingpool aufgebaut, den die Mannschaft dann natürlich ausgiebig nutzte. −Foto: Ralf Lüger / rsp-sport

Brunnen (SZ) Es ist vollbracht, die DJK Brunnen hat ihr letztes Punktspiel in der B-Klasse Neuburg I absolviert - ehe anschließend auf dem heimischen Sportgelände so richtig der Aufstieg gefeiert wurde. Wieder einmal - und diesmal höchst offiziell, nachdem es vor drei Wochen bereits eine Spontanfete gegeben hatte.

Ja, Partymachen können die Brunnener. Wobei: Als Schiedsrichter Luca Riedl an diesem 26. Mai um exakt 16.46 Uhr die Partie gegen den SV Bayerdilling abpfiff, wirkten einige DJK-Kicker zunächst mal wie schwer enttäuschte Verlierer. Fix und fertig ließen sie sich zu Boden fallen, verdeckten ihre Gesichter - gezeichnet von einem leidenschaftlichem Kampf gegen den Mitaufsteiger aus Bayerdilling bei hochsommerlicher Hitze. Zugegeben, die Brunnener hätten es sich einfach machen können und das Match nach frühem 0:1-Rückstand sowie der Roten Karte gegen Christian Kopold locker abschenken - nur das hätte nicht zum Charakter dieser Mannschaft gepasst. "Eine Niederlage hätte zwar keine negativen Auswirkungen mehr auf unseren zweiten Tabellenplatz gehabt", weiß DJK-Fußballchef Michael Hermann: "Aber trotzdem hätte eine solche jeden Einzelnen von uns mächtig gewurmt. Direkt vor unserer offiziellen Aufstiegsfeier erstmals in der Rückrunde zu verlieren - das durfte schlichtweg nicht sein."

Also passierte es auch nicht. Weil die heimischen Blauschwarzen niemals aufgaben. Dominik Schedlbauer belohnte den Kraftakt schließlich mit dem 1:1-Ausgleich (76.). Immerhin. Und wo steht eigentlich geschrieben, dass eine Aufstiegsfete schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff losgehen muss?

Dem Ersten, dem der Sinn nach Party stand: Hermann höchstpersönlich - einem der Macher des aktuellen Brunnener Fußballaufschwungs. Dass er während der Partie noch einen schmerzhaften Tritt verpasst bekommen hatte - kein Problem für den 30-Jährigen. Trotzdem marschierte er dann schnurstracks zu einem großen Karton mit T-Shirts, die eigens für den besonderen Anlass angefertigt wurden - mit der aktuelle Fairnesstabelle der B-Klasse Neuburg I drauf, in der die DJK abgeschlagen auf dem allerletzten Tabellenrang liegt. Hinzu noch das Vereinswappen sowie der Hinweis "Wir sind mit der notwendigen fairen Brutalität aufgestiegen" - und schon war ein Kleidungsstück fertig, das irgendwie perfekt zu dem passte, wie die Brunnener zuvor in ihren 20 Saisonspielen 2017/18 gekickt hatten: kreativ, originell, für die restlichen Kontrahenten auch ein Stück weit schmerzhaft.

Das Dumme an den Oberteilen: Der DJK-Fairnesswert auf ihnen stimmte plötzlich nicht mehr - bedingt durch Kopolds Platzverweis im allerletzten Match. "Ich habe bereits die ersten Beschwerden deshalb erhalten", berichtet Hermann mit einem breiten Grinsen - während Chef-Spielertrainer Kevin Irl nicht weniger lachend hinzufügt: "Die Rote Karte musste einfach noch sein - weil wir auf Nummer sicher gehen wollten, dass wir wirklich auf der allerletzten Position bleiben."

Hermann und Irl - zwei Männer, ohne der Sprung hoch in die A-Klasse wohl unmöglich gewesen wäre. Daher musste es auch zwingend sein, dass die Beiden in aller Ausführlichkeit auf ihre gute Zusammenarbeit anstießen - mit überdimensionalen Weißbiergläsern. Und wenn wir schon dabei sind: In dieser Hinsicht unterschied sich die Brunnener Aufstiegsfete ebenfalls wohltuend von anderen dieser Art. Denn bei der DJK wurde der Gerstensaft wirklich getrunken - und nicht irgendwelchen Funktionären, Coaches beziehungsweise Mitspielern gnadenlos über den Kopf gekippt.

Weiter ging's mit dem Anfertigen des offiziellen Mannschaftsfotos. Wobei das zunächst gar nicht so leicht war - dank weißem Rauch, dank blauem Rauch, dank brennender Bengalos. Was soll's? Irgendwann klappte auch das, und wirklich jeder Aufstiegsheld tauchte gut erkennbar aus dem Nebel auf - lachend, singend, jubelnd. All die Anstrengungen aus dem vorherigen Kick gegen den SV Bayerdilling? Spätestens jetzt schienen sie komplett aus den Köpfen zu sein.

Spielertrainer Irl verfolgte das Treiben dann mit einem gewissen Sicherheitsabstand. Sowie mit leuchtenden Augen, mit einem breiten Grinsen - und mit einer Riesenportion Stolz. "Die Jungs hier sind der Wahnsinn", sagte der 28-Jährige dabei immer wieder: "Mit welchem Engagement, mit welcher Leidenschaft sie die gesamte Saison bei der Sache waren - das kann ich gar nicht genug loben."

Zu seinem eigenen Riesenanteil am Aufstieg schwieg der ein-stige Klingsmooser beziehungsweise Echsheimer lieber. Stattdessen redete Hermann darüber: "Kevin ist ein Wahnsinnskerl, dem wir extrem viel zu verdanken haben. Er hätte ja im Sommer 2017 ganz andere Sachen machen können - und nicht zu einem Klub gehen, der in der B-Klasse ziemlich am Boden lag."

In der Tat: Als Irl vor knapp einem Jahr zur DJK kam, hatte sie die Saison 2016/17 gerade auf dem viertletzten Tabellenrang abgeschlossen - in der untersten Spielklasse überhaupt, die es im Fußballkreis Ostschwaben gibt. Dass nun bereits im Mai 2018 die Korken bei ihnen knallen könnten - die Brunnener hatten davon vor rund zwölf Monaten vielleicht im stillen Kämmerlein geträumt. Aber realistisch daran geglaubt? Wohl kaum.

Umso größer nun die Freude. Die Brüste der DJK-Kicker: stolzgeschwellt schon seit drei Wochen, seitdem der Aufstieg in die A-Klasse feststeht. Und ihre Köpfe: voll mit herrlich verrückten Ideen - nicht nur beim Entwerfen der bereits beschriebenen T-Shirts. So hatten die Brunnener beim Planen ihrer offiziellen Fete ganz nebenbei auch den Entschluss gefasst, für den 26. Mai ein Naturswimmingpool hinter der Tribüne zu errichten. Nein, bei der DJK war zuletzt überhaupt nichts unmöglich - mit Quaderstrohballen, Lastwagenplanen, Spanngurten, jeder Menge Wasser sowie ein paar Chlortabletten wurde innerhalb kürzester Zeit tatsächlich eine schmucke Bademöglichkeit mitten in Brunnen erschaffen.

Bloß mit der ordnungsgemäßen Kleidung darin taten sich die Aufstiegshelden hart, sie sprangen einfach mit ihren Fußballer-outfits ins Nass. Nun gut, ihre Schuhe zogen sie davor schon aus - und hatten dann so richtig schön Spaß beim Plantschen. Hermann vermeldete sogleich die Temperatur des Wassers: "einfach optimal, nicht zu kalt, richtig schön frisch."

Dieses Vergnügen wollte die Mannschaft natürlich nicht alleine genießen, sondern selbstlos teilen. Prompt kam so mancher Umherstehende in den Genuss, eher unfreiwillig in den Pool geworfen zu werden. DJK-Klubchef Erwin Kreil erwischte es etwa, den Ersten Bürgermeister der Gemeinde (Thomas Wagner) ebenfalls - genauso wie den Dritten Bürgermeister (Ernst Kurzhals). Sogar Michael Stachel blieb nicht verschont, wobei der doch eigentlich eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe an diesem Tag zu erfüllen hatte - nämlich sich um das Grillen des Spanferkels zu kümmern. Der Erste, der die Gefahr dann erkannte, war der Vereinsboss: "Wer ist eigentlich bei der Sau?", so Kreil aufgeregt mitten aus dem Wasser. Und siehe da, es brannte nichts an.

Das leckere Essen nach dem Baden war auch bitter nötig - bildete es doch eine wichtige Unterlage für all die Getränke, die die feiernden Brunnener ebenfalls noch bei dieser Fete konsumierten. Und ja, es wurde einiges getrunken. "Wir haben die Party voll durchgezogen", verrät Hermann mit einem Augenzwinkern: "Die Letzten sind erst am Sonntagnachmittag gegen 14 Uhr nach Hause gegangen."

Aber wer glaubt, dass die DJK-Aufstiegsfeierlichkeiten damit jetzt zu Ende sind, der täuscht sich gewaltig. So steht in knapp drei Wochen auch noch ein stimmungsvoller Mannschaftsausflug nach Prag auf dem Programm. Eine gute Kondition haben die Brunnener also.

Roland Kaufmann