"Wer die Schutter nicht ehrt . . ."

10.07.2009 | Stand 03.12.2020, 4:49 Uhr

Mit einer massiven Stahlplatte hat Ludwig Hauser die Bodenfläche markiert, unter der die Schutter in die Donau geleitet wird. In den Donaukalkstein ist ein Text über die Schutter eingraviert. - Foto: Herbert

Ingolstadt (aw) Der "Schuttersteg" ist die zweite von insgesamt sieben Stationen des von Ludwig Hauser für den Förderverein Europäisches Donaumuseum konzipierten Exkursionspfades an der Donau. Das Kunstwerk markiert die Schuttermündung und wurde nun – begleitet von delikaten Schuttersprüchen aus der Feder von Gerda Biernath – seiner Bestimmung übergeben.

"Auf Schutter komm raus" oder "Weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so schutterig bin": Nur zwei der insgesamt 100 Schuttersprüche sind das, die bei der offiziellen Eröffnung des Schutterstegs von Victoria Lang und Tilo Weigandt (aus dem Theaterspielclub von Sascha Römisch) verlesen werden. Und auch wenn die Künstlerin Gerda Biernath sie schon vor etwa fünf Jahren für ein eigenes Projekt, das sich mit der Schutter und der Stadt auseinandersetzen sollte, dichtete, so passen die gewitzten, staccato-artigen Sentenzen und Aphorismen doch hervorragend zu dieser Vernissage unter freiem Himmel, bei der sich neben Kulturreferent Gabriel Engert ("Diese Arbeit hält ein Stück Stadtgeschichte fest") und zahlreichen Kunstinteressierten auch Alt-OB Peter Schnell einfand.

Als Ludwig Hauser vor vier Jahren das Konzept für seinen Kunstpfad entwickelte, gab es an dieser Stelle noch ein Brennnesselfeld. Nach der Realisierung der Donaupromenade kennzeichnet nun in Höhe der Glacisbrücke am nördlichen Ufer eine sechs mal drei Meter breite, massive Platte aus Cortenstahl die Stelle, an der die Schutter in die Donau geleitet wird. Aus der Fläche ausgeschnitten wurde ein etwa 60 Zentimeter breiter Stahlstreifen, der wie der Deckel einer Fischdose nach oben gezogen wurde, in Richtung Böschungskante zur Schuttereinmündung weist und auf diese Weise auch ein bisschen das Spannungsverhältnis in der Debatte um das Thema sichtbar macht.

Durch die so entstandene Aussparung kann man einen beschriebenen Donaukalkstein entdecken: Der Text über die Schutter, den "Stadtfluss von Ingolstadt", ist nur in Fragmenten lesbar. So wie "Scutera", die älteste Bezeichnung für den Fluss, deren Lettern allmählich verschwinden. Es ist ein Stein "mit Brüchigkeiten und Eigenheiten" und Hinweis auf die geologischen Bezüge der Stadt. Ein Stein, der die Konturen des Flusslaufes nachzeichnet (die integrierte LED-Beleuchtung funktioniert allerdings noch nicht) und in seiner Höhendifferenz das minimale Gefälle der Schutter wiedergibt. "Ich wollte es nicht ästhetisch, gradlinig", erklärt Hauser. "Eine gewisse Art von Romantik gehört dazu." Vor allem aber will der Künstler sein Werk als Aufforderung zur Auseinandersetzung mit der Schutter, der Stadt und ihren Wurzeln verstanden wissen.

"Wer die Schutter nicht ehrt" und "Wir alle sind Schutter", lesen Victoria und Tilo. Die Schuttersprüche gab’s zum Mitnehmen. Das Kunstwerk trifft man auf dem nächsten Spaziergang an der Donau.