Nürnberg
Wenn der Sänger der Erzähler ist

02.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:36 Uhr

Der Wert der Worte: Im Musiktheater „Die große Wörterfabrik“sind die Schauspieler zugleich die Musiker - Foto: Keller

Nürnberg (DK) Worte sind wertvoll und deswegen werden sie in dem Bilderbuch „Die große Wörterfabrik“ nur sehr sparsam verwendet. Gerade deswegen eigne sich das Buch der Belgierin Agnes de Lestrade ganz hervorragend als Vorlage für ein Musiktheater, sagt Martin Zels, künstlerischer Leiter des Nürnberger Theater Pfütze.

Zels schrieb und komponierte das Stück, am kommenden Freitag ist Uraufführung.

Das Theater Pfütze und das Stadttheater Fürth haben vor einigen Jahren gemeinsam die Musiktheater-Reihe „Die junge MET“ – MET steht für Metropolregion – auf die Beine gestellt. Mit „Die große Wörterfabrik“ steht nun die nächste Premiere an. Ziel der Reihe ist es, zeitgenössisches Musiktheater für das junge Publikum auf die Bühne zu bringen – und nicht, wie es meist geschieht, das gängige Opernrepertoire einfach kindgerecht zu bearbeiten. Das Musiktheater „Die große Wörterfabrik“ ist für Kinder ab acht Jahren gedacht. Entdeckt hat Martin Zels das Buch durch eine Rezension. „Wir haben das Stück ein bisschen aufgeblasen und einen Countertenor als Erzähler eingebaut“, sagt er. Dazu stehen drei Schauspieler auf der Bühne – sie sind zugleich die Musiker. Stetig wechselnde, auf der Bühne produzierte Sandbilder begleiten die Handlung.

„Wir haben den leicht nostalgischen, düsteren Ton des Bilderbuchs beibehalten“, erzählt Zels. „Die Geschichte ist dabei in die Musik eingebettet und die Kinder müssen zuhören, um die Handlung zu verstehen.“ Angst, dass die Gedanken des jungen Publikums abschweifen, hat er nicht. „Wir holen die Kinder ab, erzählen Geschichten aus ihrer Welt und nehmen sie ernst.“ Abwechselnde Schwerpunkte lenken die Zuschauer und halten den Spannungsbogen, „die Musik konterkariert und umschmeichelt, dann darf sie auch wortlos sein.“.

Wichtig sei der unerschrockene Umgang mit Musiktheater. Schreiben, komponieren, das Stück auf die Bühne bringen – das braucht viel Zeit. „Idealerweise hat man sich zwei Jahre vor der Premiere auf ein Buch geeinigt“, sagt der künstlerische Leiter des Theater Pfütze. Ein Jahr davor wird es arbeitsintensiv. Zels ist vor Kurzem aus Nizza, einer Partnerstadt Nürnbergs, zurückgekehrt, wo er in einem Klaviersaal an der Oper geschrieben und komponiert hat. Drei Monate hat er in Südfrankreich verbracht – „mir ist selbst am Meer sitzend sehr viel eingefallen“, lacht er.

Auch der Kontakt mit dem dortigen Intendanten war fruchtbar – nächsten Sommer wird „Die große Wörterfabrik“ neunmal in Nizza gezeigt, davon siebenmal auf Französisch. Am Wochenende aber kommt der Intendant erst mal zur Premiere nach Nürnberg, um zu sehen, wie Musiktheater für Kinder funktioniert – in Frankreich ist das nämlich noch kein Thema.