Wenn das Postfach überquillt

Wolfgang Wechsler, der neue Bürgermeister von Pollenfeld, profitiert von seiner Erfahrung als Polizeibeamter

08.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:22 Uhr

Wolfgang Wechsler am Schreibtisch in seinem Bürgermeisterbüro bei der Verwaltungsgemeinschaft Eichstätt. Die Einarbeitungsphase kostet viel Energie und Zeit. »Ich hab's mir so ausgesucht. - Foto: aur

Pollenfeld (EK) Oh je. „Jetzt war ich drei Tage auf Fortbildung, und jetzt ist das Postfach voll.“ Wolfgang Wechsler, der neue Bürgermeister der Gemeinde Pollenfeld, sitzt an seinem Schreibtisch in der Verwaltungsgemeinschaft Eichstätt und hantiert am Computer. „Muss ich halt abarbeiten“, sagt er.

Freilich hat er gewusst, was auf ihn zukommt. Viel Arbeit. „Man ist fremdbestimmt, es gibt viele Abendtermine.“ Wenn Wechsler draußen in „seinen“ Dörfern unterwegs ist, wird er immer wieder angesprochen. Daheim, in Wörmersdorf, hat er zum Glück kaum Störungen.

54 Jahre alt ist Wechsler, verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder. Fast 35 Jahre lang war er Polizeibeamter, hauptsächlich in der Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Eichstätt, aber auch im Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt. 25 Jahre lang hat er den Polizeinachwuchs unterrichtet, „das hält einen selber jung“, meint er. Und nicht zuletzt habe er als Polizeibeamter gelernt, wie man konfliktfrei mit Leuten umgeht. Dieses Wissen kann auch einem Bürgermeister im ländlichen Raum nicht schaden. Wolfgang Wechsler ist ein ruhiger, unaufgeregter Typ, wie er so an seinem Schreibtisch sitzt und über die ersten 100 Amtstage sinniert. Das neue Amt umfasse ein ganz breites Aufgabenspektrum. „Das macht die Sache interessant. Von der Geburt bis zum Tod hat der Bürgermeister fast mit dem ganzen Lebensspektrum zu tun.“ Eine Trauung hat Wechsler bereits gehalten. Wie war die Premiere? „Ich denke, das ist gut angekommen.“ Auch hier, beim Reden vor Menschen, helfe ihm seine Erfahrung als (Polizei-) Lehrer. Was ihm ebenfalls zugutekomme, sei seine 18-jährige Erfahrung als Gemeinderatsmitglied der FWG. Die Parteizugehörigkeit spiele allerdings in Pollenfeld keine Rolle. „Alle wollen was bewegen. Wir kommen gut zurecht miteinander.“

Die Aufgaben sind vielfältig: In den Ortsteilen soll Bauland geschaffen werden, das Gewerbegebiet in Preith soll erweitert werden („Wir stecken mittendrin“), was auch Ausbildungsplätze für den Nachwuchs bringen soll. Die Aussegnungshalle im Wachenzeller Friedhof „bricht zusammen“ und muss möglichst schnell neu gebaut werden, die Erweiterung des Kindergartens in Pollenfeld steht an. Auch die Kläranlage in Preith muss neu gebaut werden. Wechsler meint gelassen: „Da habe ich keine Angst davor.“ Entscheidend sei die Frage, auf wie viele Jahre die Finanzierung verteilt werde. „Das bekommen wir auf alle Fälle auf die Reihe.“

Das Familienleben leidet in dieser ersten Phase, das steht außer Frage. Wolfgang Wechslers Frau Hannelore merkt wenig davon, dass ihr Gatte jetzt seinen Arbeitsplatz direkt in der Gemeinde und nicht mehr in Eichstätt oder Ingolstadt hat. „Die sieht mich weniger als vorher. Aber ich hoffe, das ist nur die erste Zeit so, bis es sich eingespielt hat.“ Trotz der Aufgabenfülle stehen jetzt im August zwei Wochen Urlaub an, eine Woche davon gehen die Wechslers zum Wandern. „Das probier ich“, sagt der neue Bürgermeister. Das Handy nimmt er für den Notfall mit („Wenn was Größeres wäre“) – aber eigentlich soll der zweite Bürgermeister den Laden am Laufen halten.

Und wenn Wechsler dann wieder heimkommt, wird bestimmt erneut sein E-Mail-Postfach überquellen, so wie nach den drei Tagen Fortbildung für neue Bürgermeister. Kollegen aus ganz Bayern waren zu diesem Crash-Kurs (mit fröhlichem Kennenlernen) zusammengekommen, mehrere Orte standen ihnen zur Wahl. Und welchen Schulungsort wählte Wolfgang Wechsler, der viel beschäftigte Pollenfelder: ausgerechnet Emsing, in der Nachbargemeinde Titting. „Ich hatte Abendtermine, und ich wollte in meiner Gemeinde verfügbar sein.“ Klingt nach viel Disziplin. „Ich hab’s mir so ausgesucht – und ich mach es gerne die nächsten sechs Jahre.“