Hilpoltstein
Wenn auf dem Stadtweiher die Hölle losbricht

Robert Harrer und Christian Waldmüller gewinnen Sautrogrennen – Erben der Erfolgsmannschaft Hapalat Specht paddeln sich in die Top Ten

05.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:12 Uhr

 

Hilpoltstein (lah) Lange Perücken und rosa Kleider mit weißen Punkten. Die Erben des Veteranen-Sautrog-Teams von Hapalat Specht stechen ins Auge. Sie und 15 weitere Teams haben sich am Burgfestsamstag im traditionellen Sautrogrennen in das trübe Gewässer des Stadtweihers gestürzt.

Kurz vor dem Start fehlt es den Nachfolgern von Hapalat Specht, Stefan Werner und Dominik Kaiser, nicht an Selbstvertrauen. „Dritter Platz“, tippt Werner und zeigt ein Lächeln, das wie ein Siegerlächeln aussieht. Dass es eine „Riesenherausforderung“ wird, ist ihm aber auch klar. Das Motto der beiden Neulinge: „Beim ersten Mal alles richtig machen.“

Das ist beim Sautrogrennen allerdings oft nicht so einfach. Die Regeln sind komplex und quasi jedes Jahr kommen zum Sautrogspektakel Neuerungen dazu. In diesem Jahr gibt es zum Beispiel zum ersten Mal eine Hall of Fame, erklärt Organisator Dominik Gruber. Das ist ein Logenplatz für Veteranen direkt unter dem Hauptturm, von dem Peter Czöppan das Geschehen moderiert. Außerdem gibt es erstmals einen Frauenpokal, denn diesmal streiten sich gleich zwei Frauenteams um die Plätze.

Am Verlauf hat sich hingegen nichts geändert: Die Tröglinge müssen laufen, tragen, rudern, trinken und schwimmen – und das alles in wenigen Minuten. Wer in verrückter Verkleidung kommt, hat zwar keinen Vorteil, aber immerhin eine Menge Spaß. In grellem Orange präsentieren sich die Neulinge von Jägermeister, die außerdem einen kleinen Hirschkopf an an ihren Trog befestigt haben. Lena Hauselt und Lisa Hübner haben sich in diesem Jahr als Frösche verkleidet und treten als Fröschleboot gegen ihre Konkurrenten an.

Die Startpositionen sind vergeben, die Teams warten gespannt auf den Startschuss von Bürgermeister Markus Mahl. Es kracht laut und die Tröge werden ins Getümmel gestürzt. Wer sein Boot nicht schon beim Start zum Kentern bringt und einen großen Schluck Weiherwasser nimmt, sticht jetzt mit den Paddeln wild los. Schon hier machen die Hapalat-Specht-Erben eine gute Figur und ziehen am Rest des Feldes vorbei. Auch die Veteranen von Feuerwehr und Titanic können gut mithalten. Angefeuert von Peter Czöppan und dem Jubel des Publikums kommen die ersten Teams am gegenüberliegenden Ufer an, ziehen ihre Tröge aus dem Wasser und schleppen sie an den Turm – es geht um die Startpositionen fürs Finale.

Dicht an dicht drängen sich die Boote am Ufer, während auf der anderen Seite jeweils ein Schwimmer aus den Teams auf das Startsignal horcht. Als es endlich losgeht, springen sie ins Wasser und schwimmen so schnell es geht auf die mittlere Insel, wo sie sich eine Flasche Bier abholen. Dann geht es weiter zum Ufer, wo sie bereits von ihren Teamkollegen erwartet werden. Hastig steigen sie in die Boote und versuchen sich abzustoßen. Manche Boote verkeilen sich ineinander oder kommen gar nicht vom Startpunkt weg, der Trog der Jägermeister geht gleich ganz unter. Kurz gesagt: Beim Start bricht die Hölle am Stadtweiher los.

Am Ende, nach zwei Runden und viel Paddeln, Prusten und Schwimmen, erreichen die ersten Teams das Ziel. Ganz vorne: Das Team der Feuerwehr mit Robert Harrer und Christian Waldmüller, die sich wieder einmal den Sautrog-Pokal sichern. Den zweiten Platz holen sich die Veteranen der Titanic, Jürgen Somann und Gregor Schmidt. Das Fröschleboot kommt vor seinen Konkurrentinnen ins Ziel und holt sich somit den Frauenpokal in Form einer goldenen Krone. Und die Hapalat-Specht-Erben? Als sie triefend, keuchend und kaputt als Neunte aus dem Weiher steigen, lächeln sie. Nicht gewonnen, aber schon beim ersten Mal viel richtig gemacht.