Roth - Wer es nicht besser weiß, der könnte meinen, dass ich für Milena Slupina in Zeiten der Corona-Krise gar nicht so viel ändert.
Wettkämpfe hat die amtierende Weltmeisterin im Kunstradfahren derzeit sowieso nicht im Terminkalender stehen. Als nächstes würde die Bezirksmeisterschaft am 23. Mai anstehen. Und trainieren könnte die Rotherin mit ihrem Kunstrad doch sicher auch im Freien ganz gut.
Doch weit gefehlt. "Nein, für ein richtiges Training benötige ich einen entsprechenden Untergrund. Ich hab zwar spezielle Outdoor-Reifen, aber die meisten Übungen sind draußen nicht möglich. Man kann auf dem harten Teer ja gar nicht absteigen", sagt Slupina. Wenn es nun langsam wärmer werde, werde sie vielleicht mal ein, zwei Dinge ausprobieren. "Aber viel geht nicht, und außerdem: Was sage ich der Polizei, wenn sie vorbeikommt? In der aktuellen Situation kommt das glaube ich auch nicht so gut an. "
Insofern hat sich also auch Slupinas Alltag gravierend geändert. Denn normalerweise trainiert die Ausnahmesportlerin vom TSV Bernlohe, die Anfang März noch in der gut besuchten Hilpoltsteiner Stadthalle während des Tischtennisspiels der Hilpoltsteiner gegen Borussia Dortmund ihr Können zum Besten gegeben hatte, täglich in der Rother Gymnasiumshalle.
Nun versucht Slupina also, sich zu Hause so gut es geht fit zu halten. Unter anderem mit Handstand-Training. "Dass ich morgens um halb 6 Mal Handstände in meinem Zimmer mache, hätte ich vor ein paar Wochen auch noch nicht gedacht. " Doch besondere Zeiten erfordern eben besondere Maßnahmen. Da ihr Arbeitgeber - Slupina ist als Konstruktionsingenieurin bei einer Firma in Schwabach beschäftigt - seit Ausbruch des Virus auf Schichtbetrieb umgestellt hat, muss sie bei Frühschicht bereits um 6 Uhr auf der Matte stehen. Neben weiteren verschiedenen Fitnessübungen (Liegestütz, Unterarmstütz), benutzt Slupina für das Ausdauertraining ihren Crosstrainer und orientiert sich zudem an einem Trainingsplan, den sie vom Kunstrad-Team-Bayern erhalten hat. Doch dass die Rotherin damit ihren Leistungsstand nicht halten kann, steht außer Frage. Schließlich ist für sie das Kunstrad mindestens so wichtig wie für einen Fußballer der Ball. Um nicht komplett aus dem Wettkampf-Rhythmus zu kommen, hilft der amtierenden Sportlerin des Landkreises Roth mentales Training. "Ich gehe mehrmals pro Woche mein Wettkampfprogramm im Kopf durch. Und sicher werde ich mich bald auch mal wieder auf mein Rad setzen. Auch wenn ich keine Übungen ausführen kann, es geht darum, wieder das Gefühl zu bekommen. "
Aus sportlicher Sicht trifft Slupina die Krise natürlich hart. Sie kann nicht wie gewünscht an ihrem Programm für die nächsten Wettkämpfe feilen. Doch zumindest kann die 25-Jährige noch hoffen, dass die für sie wichtigsten Wettkämpfe in diesem Jahr noch stattfinden. Dazu zählt neben dem Weltcup - die nächste Station wäre am 27. Juni in Komárno (Slowakei) - natürlich die Weltmeisterschaft Ende November in Stuttgart, wo sie ihren Titel verteidigen möchte. Härter trifft es zwei Teamkollegen Slupinas vom TSV Bernlohe: Die Nachwuchsfahrer Alexander und Daniel Stark, aktuell das beste europäische Team, wollten sich in diesen Tagen bei den Junior Masters für die Europameisterschaft in der Schweiz qualifizieren. Doch diese wurde nun um ein Jahr auf den 14./15. Mai 2021 verschoben. Hoffen können die beiden zumindest, dass die deutschen Meisterschaften in diesem Jahr noch stattfinden, sie wurden bislang lediglich auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben und noch nicht komplett abgesagt.
HK
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