Weltcup-Slalom am Olympiaberg

07.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:57 Uhr

München (DK) Die 32 weltbesten Skirennläufer und Münchens größter Rodelhügel: Das ist das Bild, das sich am 2. Januar 2011 einem Millionenpublikum bietet wird. Der Weltskiverband FIS will am Olympiaberg dann einen Weltcup austragen.

Maria Riesch und Co. werden in einem Parallelslalom den etwa 200 Meter langen Nordhang herunterwedeln – und das Fernsehen ist live dabei. Für die Münchner Olympiabewerbung ist diese Zusage ein unerwarteter Anschub.
 
Bei dem spektakulären Rennen werden die laut Weltrangliste jeweils 16 besten Läufer und Läuferinnen in direkten Ausscheidungsrennen gegeneinander antreten. Der Zieleinlauf wird in den Olympiasee führen. Ob mit oder ohne Wasser ist noch unklar. Fest steht zumindest: "Es wird mit Sicherheit das größte Alpin-Spektakel, das die Stadt je gesehen hat", so Axel Müller, Präsident des Münchner Skiverbands.

Den Münchnern ist diese Sport-Sensation offenbar geradezu in den Schoß gefallen. Auf der Suche nach einem Schauplatz für den nächsten "City Event" hat sich Günter Hujara, Rennchef der FIS, im Mai an den Deutschen Skiverband (DSV) gewandt und den Olympiaberg als Austragungsort für einen Weltcup ins Gespräch gebracht. Bei der Olympiapark München GmbH, die über jede Auslastung des Geländes froh ist, musste er nicht lange betteln. Vergangene Woche flogen Stefan Krauß, Marketingdirektor der Olympiapark-GmbH, und Wolfgang Maier, DSV-Alpinchef, zum FIS-Kongress nach Antalya. Ohne Gegenkandidat wurde München dort zum Ausrichter des Weltcups gekürt.

Hochklassigen Wintersport gab es in den vergangenen Jahren im Olympiapark immer mal wieder zu sehen. Langlauf und Eiskunstlauf bei der "Winterwelt" am Coubertinplatz. Snowboard-Kunststücke beim "Air & Style"-Festival im Olympiastadion. Auch der Olympiaberg diente der Snowboard-Weltspitze schon als Piste. Und selbst die Ski-Elite ist den etwa 50 Meter hohen Hügel schon heruntergerast. 1986 war das, ebenfalls bei einem Parallel-Slalom. Die Zuschauer strömten damals in Massen in den Olympiapark, Weltcup-Punkte gab es damals aber keine.

Das soll dieses Mal anders sein. Neben einem sicherlich üppigen Preisgeld sollen die Rennläufer auch einen sportlichen Anreiz haben, nach München zu kommen. Hundert Punkte wird der Sieger bekommen, der zweite 80 und der dritte immerhin noch 60. Für das Rennen muss die Strecke deshalb gut präpariert werden. Beim Snowboard-Weltcup vor einigen Jahren haben Schneekanonen den Olympiaberg mit rund 4000 Kubikmetern Kunstschnee eingedeckt. Weniger werden es beim Rennen der Skiläufer sicher nicht werden. Eher mehr. Spitzenläufer brauchen laut Axel Müller vom Münchner Skiverband eine Schneedecke von mindestens 40 Zentimetern Dicke.

Diesen Luxus wird man sich aber leisten, schließlich will man München als guten Standort für Wintersport präsentieren. Zwar hat die Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen Winterspiele 2018 offiziell nichts mit dem Weltcup-Coup zu tun, im Vorstand ist die Freude über den ungeahnten Glücksfall aber natürlich groß. So bietet sich für München die Gelegenheit, sich ein halbes Jahr vor der Vergabe der Winterspiele als olympiataugliche Austragungsstätte zu zeigen.

Aber auch die Olympiapark-GmbH will die Chance nutzen. Denn Stadtrennen wie das in München geplante gab es schon. Bei zwei Veranstaltungen im Jahr 2009 fuhren unter der Ägide der FIS Läufer ein riesiges Stahlgerüst in Moskau herunter. Dieses Erlebnis will München der russischen Hauptstadt nun abspenstig machen. Wenn es nach Arno Hartung geht, dem Sprecher des Olympiaparks, soll der Weltcup 2011 "keine Eintagsfliege" bleiben.