Rätselraten um den Nachfolger

07.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:57 Uhr

Augsburg (DK) Wer wird der Nachfolger von Walter Mixa auf dem Augsburger Bischofsstuhl? Diese Frage bewegt im Bistum hinter den Kulissen einflussreiche Kräfte. Das Domkapitel als Führungsgremium der Diözese um den jeweiligen Bischof wird in den nächsten Tagen eine Vorschlagsliste mit vermutlich drei Namen an den Apostolischen Nuntius – den Vertreter des Papstes in Deutschland – leiten und damit die Prozedur zur Neubesetzung des verwaisten Bischofsstuhls in Gang setzen. Der Nuntius schickt dann seinerseits einen Vorschlag mit drei Namen nach Rom an die Bischofskongregation, die letztlich dem Papst einen Vorschlag unterbreiten wird.

Der 69-jährige Mixa musste wegen seines Umgangs mit Vorwürfen gehen, er habe als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in den Jahren 1975 bis 1996 Heimkinder massiv geprügelt und Stiftungsgeld zweckentfremdet. Mixa hatte die Vorwürfe zuerst zurückgewiesen, dann jedoch eingeräumt, er habe Watschn verteilt und möglicherweise sei Geld nicht satzungsgemäß eingesetzt worden.

Die ganze Prozedur der Bischofswahl ist zwar eigentlich streng geheim, doch erste Namen werden bereits gehandelt. Offiziell ist von keiner Seite zu erfahren, wen man sich als künftigen Bischof wünscht. In Augsburger Kirchenkreisen gelten zwei Namen als Top-Favoriten für die Vorschlagsliste an den Nuntius: der Augsburger Weihbischof Anton Losinger und Theologieprofessor Franz Sedlmeier, ebenfalls aus der Domstadt.

Anton Losinger gilt als der intellektuelle Kopf unter Bayerns Bischöfen. Er wurde bereits mehrfach als Anwärter auf einen Bischofsstuhl gehandelt unter anderem als Nachfolger Mixas in Eichstätt. Dort kam dann allerdings Gregor Maria Hanke zum Zug. Der alttestamentarische Wissenschaftler Sedlmeier ist vor allem bei den eher liberalen Katholiken im Bistum Wunschkandidat. Er gehört zu den sogenannten Germanikern, die in Rom am "Germanicum", einer katholischen Kaderschmiede für Bischöfe, studiert haben. Sedlmeier, 1954 in der Oberpfalz geboren, gilt als Experte für prophetische Literatur und die innerbiblische Wirkungsgeschichte in Christentum und Judentum. Dem 1981 in Eichstätt zum Priester geweihten möglichen Bischofskandidaten werden aber geringe Chancen eingeräumt, da er schon einmal auf der Vorschlagsliste stand und nicht zum Zuge kam.

Kaum Chancen haben dürfte dagegen der immer wieder genannte Prälat Wilhelm Imkamp, Wallfahrtsdirektor in Maria Vesperbild, obwohl er ausgezeichnete Beziehungen zum Vatikan hat. Er gilt als Vertreter des konservativen Klerus – wie Walter Mixa.