Ingolstadt
„Welcher kranke Mensch macht so etwas?“

Auf dem Südfriedhof wurde eine Grabinschrift zerstört – die Geschädigten können das nicht fassen

08.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr
Namen und Sterbedaten auf dem Grabstein eines Familiengrabes auf dem Südfriedhof sind beschädigt worden. Die Angehörigen, die anonym bleiben möchten, können die Tat nicht fassen. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Ein Rentnerehepaar aus Ingolstadt traute Ende Juli seinen Augen nicht, als es, wie so oft im Sommer, das Familiengrab auf dem an der Fauststraße gelegenen Südfriedhof besuchte.

Die seit 1983 existierende Grabstätte war unversehens Ziel einer mutwilligen Beschädigung geworden. Nahezu der gesamte Familienname sowie beide Vornamen und sechs Ziffern aus den Sterbejahren der Eltern des Mannes wurden augenscheinlich mit Gewalt von dem Grabstein entfernt. Die Namen und Angaben zu den Geburts- und Sterbejahren der Eltern der Frau, die ebenfalls hier bestattet sind, blieben unversehrt. Dennoch hat der Akt offenbar sinnloser Zerstörung Spuren hinterlassen – auch bei den Geschädigten. Das Ehepaar, das sich in der Zeitung nicht zu erkennen geben möchte, wirkt beim Ortstermin mit dem DK noch sichtlich erschüttert. „Welcher kranke Mensch macht so etwas?“, fragt die Frau fassungslos. „Das ist pietätlos und unfassbar. Ich bin schockiert.“ Allein ein Blick auf die zerstörte Inschrift fällt ihr dabei schwer. Kratzspuren am Stein legen die Vermutung nahe, dass die fest verankerten Buchstaben mit einem Werkzeug weggestemmt worden sein müssen. Das glauben auch die Eheleute.

Auf die Rentner kämen bei einer Instandsetzung des Grabsteins Kosten von mehreren Hundert Euro zu. Auf dem Schaden werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit sitzen bleiben. Die Ermittlungen in dem Fall würden sich schwierig gestalten, weil es keine Hinweise auf verdächtige Personen und Wahrnehmungen seitens der Geschädigten und der Friedhofsverwaltung gebe. Das sagt Michael Engert von der Polizeiinspektion Ingolstadt, die den Vorfall als Anzeige aufgenommen hat und als Störung der Totenruhe bearbeitet. „Es handelt sich im weitesten Sinne um Vandalismus an einem Grabmal“, so Engert. In Ingolstadt seien derartige Delikte jedoch „ganz selten“, weiß er. Im ersten Halbjahr 2017 sei ein Fall angezeigt worden. Meist handele es sich dann um die unrechtmäßige Entwendung von Grabschmuck wie Figuren, Blumen und Kreuze.

Der letzte aufsehenerregende Fall von Grabschändungen in Ingolstadt ereignete sich im Oktober 2009. Damals auch auf dem Südfriedhof. Insgesamt wurden zwölf Gräber verwüstet; drei davon zusätzlich mit Schmierereien verunstaltet. Der Sachschaden belief sich auf rund 3000 Euro. „Wenn ein Friedhofsbesucher etwas Derartiges feststellt, sollte er es umgehend dem Verwalter vor Ort melden, damit die entsprechenden Maßnahmen ergriffen werden können“, sagt Stadtsprecher Michael Klarner auf Anfrage. Auch er bestätigt, dass Vandalismus auf Ingolstädter Friedhöfen kein wirklich relevantes Thema sei. Es komme aber durchaus einmal zu Schmierereien und Beschädigungen in den Friedhofstoiletten, die zu den Öffnungszeiten zugänglich seien. Im Verhältnis zur Größe der Friedhöfe und ihrer Zugänglichkeit – nur die Friedhöfe Nord, Süd und West würden nachts abgeschlossen – sei die Zahl der Vorfälle aber sehr gering. „Die Friedhofsverwalter sind im Rahmen ihrer Tätigkeit täglich auf den Friedhöfen unterwegs und halten die Augen offen“, so Klarner.

Im Fall des Ehepaars hat dies nichts genutzt. Es hat jetzt einen Zettel mit einem Zeugenaufruf am Grab angebracht. In der Hoffnung, doch noch den entscheidenden Hinweis auf den oder die Verursacher zu erhalten.